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Viel Dank für EhrlichkeitMutter einer syrischen Flüchtlingsfamilie findet Geldbörse

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Ehrliche Finder: Die syrische Familie Hussein und ihre Betreuerin Hildegard Lichtinghagen in Marienheide.

Ehrliche Finder: Die syrische Familie Hussein und ihre Betreuerin Hildegard Lichtinghagen in Marienheide.

Marienheide – Hildegard Lichtinghagen, Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM), betreut seit 2015 eine syrische Flüchtlingsfamilie und deren drei Kinder. Es habe sich eine herzliche Freundschaft entwickelt, sagt Lichtinghagen. Die Mädchen nennen sie ganz liebevoll „kleine Oma“ – sie gehört zur Familie.

„Safaa – Straße – kleine Tasche“, so meldete sich Familienvater Rami Hussein an einen Samstag aufgeregt bei Lichtinghagen. Seine Frau (Safaa) hatte vor einer Bäckerei in Marienheide ein Portemonnaie gefunden und eine halbe Stunde dort gewartet – in der Hoffnung, der Besitzer käme zurück. Vergebens.

„Danke Hilda – so ist gut!“

Ein Blick in die gefundene Geldbörse offenbarte dann alle wichtigen Informationen zum Besitzer. So machten sich Rami Hussein und Hildegard Lichtinghagen auf den Weg zur Eigentümerin nach Gummersbach. Diese war aber nicht zu Hause. Eine hilfsbereite Nachbarin nahm die Börse an sich und versicherte, sie würde diese übergeben. Hussein war „unglaublich“ erleichtert und sagte zu seiner Betreuerin nur: „Danke Hilda – so ist gut!“

Lichtinghagen hinterließ ihre Telefonnummer, damit sich die Gummersbacherin melden könne. Am Morgen danach rief die Frau an und bedankte sich. Zudem erzählte sie, dass sie den Verlust des Portemonnaies erst bemerkt habe, als die Nachbarin vor ihr stand. Auf dem Weg zu einer Hochzeit hatte sie die Börse verloren, feierte aber sorglos, ohne die Geldbörse zu vermissen.

Die Gummersbacherin wollte sich bei der syrischen Frau persönlich bedanken, und Hildegard Lichtinghagen lud beide zum Sommerfest des SKFM beide nach Marienheide ein, dort könne sie die Familie treffen. Die Besitzerin erschien mit Blumen für die Betreuerin, Süßigkeiten für die Kinder der Familie und einem Briefumschlag für die Eltern. Darin waren 100 Euro. Doch die Rami und Safaa Hussein wollten die Belohnung nicht annehmen: Das sei zu viel. Deutschland habe ihnen schon unglaublich viel gegeben und geholfen.

Geld für einen Familientag

Die Gummersbacherin bat die Eltern, das Geld doch anzunehmen. Schließlich wäre die Geldbörse sonst, samt Inhalt, verloren gegangen. „Machen Sie sich mit den Kindern einen schönen Tag““, sagte sie und überzeugte die Eltern, das Geld anzunehmen. Für Hildegard Lichtinghagen war das eine schöne und herzliche Begegnung bei der alle einfach nur Freude hatten. Nicht nur damit: Familienvater Rami Hussein kann nun auch, nach bestandenem Deutschkurs, eine Arbeitsstelle annehmen.

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