Straßenname bleibtGummersbachs Politik stimmt gegen die Umbenennung der Hindenburgstraße

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Ein Straßenschild mit der Aufschrift „Hindenburgstraße“.

Die Straßenschilder und der Name der Hindenburgstraße in der Gummersbacher Innenstadt bleiben.

Bei der Abstimmung im Hauptausschuss der Stadt Gummersbach standen am Ende neun gegen sechs Stimmen. Die Hindenburgstraße wird nicht umbenannt.

Die Hindenburgstraße im Gummersbacher Zentrum behält ihren Namen. Das hat der Hauptausschuss und Ausschuss für öffentliche Ordnung am Mittwoch mehrheitlich beschlossen. Das gefiel vor allem einem Zuschauer nicht, der nach der Entscheidung wütend und laut schimpfend den Ratssaal verließ.

Der Entscheidung war eine längere Diskussion vorausgegangen. Per Sitzungsunterbrechung erhielt Gerhard Jenders, Vorsitzender der Initiative „Oberberg ist bunt, nicht braun“, die eine Umbenennung der Straße beantragt hatte, die Möglichkeit, seinen Standpunkt zu erläutern. Ende März hatte die Initiative Bürgermeister Frank Helmenstein eine Unterschriftensammlung überreicht. 203 Menschen hatten sich darin für die Umbenennung der Hindenburgstraße in ihren ursprünglichen Namen „Unter den Linden“ ausgesprochen.

„Hindenburg war alt, aber nicht senil“

„Hindenburg war alt, aber nicht senil. Er hat die Reichstagsbrandverordnung unterzeichnet, hat die Einrichtung des ersten Konzentrationslagers mitbekommen und ist nicht eingeschritten“, zählte Jenders Ereignisse auf, in denen sich Paul von Hindenburg „zum Steigbügelhalter Hitlers und der Nationalsozialisten gemacht“ habe. Er rief dazu auf, sich mit einer Umbenennung der Straße von Hindenburg und dessen Handeln zu distanzieren.

Die Verwaltung hatte dagegen einen Beschlussvorschlag vorgelegt, der dem Antrag der Initiative nicht folgte und bezeichnete die Umbenennung als „reinwaschen“ der Vergangenheit. Stattdessen schlug sie Hinweisschilder mit QR-Codes an der Hindenburgstraße vor. Über diese sollen Interessierte auf eine eigens erstelle Internetseite der Stadt gelangen, die über die historischen Hintergründe aufklärt. Zudem wies die Verwaltung auf die zu erwartenden Entschädigungen für die rund 129 Einwohner und 60 Betriebe an der Hindenburgstraße hin, die etwa durch den Adresswechsel sowie die Änderungen amtlicher Dokumente anfallen würden, und kalkulierte diese mit mindestens 103.000 Euro.

„Ich finde es positiv, dass das Thema durch den Antrag der Initiative in den Fokus gerückt ist. Aber beim Grundtenor, dass Hindenburg so furchtbar gewesen sei, gehe ich nicht mit“, äußerte sich Rainer Sülzer (CDU). Dem hielt Sven Lichtmann (SPD) dagegen: „Hindenburg war vielleicht kein Nazi, aber durch bewusste Entscheidungen ein Wegbereiter der NS-Diktatur. Ich kann mich nur über alle wundern, die dem Verwaltungsvorschlag folgen.“

Rückendeckung erhielt er von den Grünen und der Linke. FDP und AfD schlossen sich derweil der CDU an, sodass am Ende neun gegen sechs Stimmen standen. Gerhard Jenders’ Enttäuschung war spürbar, aber: „Ich habe mit dieser Entscheidung gerechnet.“

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