MehrbelastungOberbergs Hausärzte sehen neue Notdienstpläne mit großer Sorge

Lesezeit 4 Minuten
Ein Hausarzt misst den Blutdruck.

Der neue Notdienstplan der KVNO ist in den Augen vieler Hausärzte in der Region nicht mehr zu schaffen.

Der neue Notdienstplan der KVNO sorgt bei Oberbergs Ärzten für Unmut und die Frage, wie sie diesen schaffen sollen.

Empörung in den Reihen der oberbergischen Hausärzte: Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) will laut Auskunft des Hausärzteverbands im Oberbergischen ab dem 1. Januar 2024 teils gravierende Änderungen bei den Notdienstpraxen und im Fahrdienst umsetzen.

Für eine Ärztin aus Hückeswagen etwa würde das laut Hausärzteverband bedeuten, dass sie im Notdienst um 8 Uhr morgens ihren 24-stündigen Fahrdienst für den Nordkreis mit sechs Kommunen beginnt und ab 21 Uhr am Abend bis 8 Uhr des Folgetages zusätzlich auch für die übrigen Kommunen des Oberbergischen Kreises zuständig ist.

Ein Beispiel, anhand dessen der Vorsitzende der Hausärzte in Oberberg, Dr. Ralph Krolewski, die künftige Arbeitsbelastung verdeutlicht. Die Hückeswagener Ärztin sei dann für ein Gebiet mit fast 1000 Quadratkilometern zuständig, und das bei auch schwieriger Wetterlage wie Schnee und Vereisungen. Zudem gebe es eventuell keine Ruhezeiten. Und: Gegenüber den bisherigen Zuständigkeiten beinhalte der Dienst eine Verdoppelung und nachts Verdreifachung der Fahrstrecken und Anfahrzeiten, klagt Krolewski.

Wie mit diesen Veränderungen umgegangen werden soll, war am Mittwochabend Thema einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Hausärzteverbands. Besonders verärgert hat die Ärztinnen und Ärzte, dass sie von der KVNO erst vier Wochen vor Inkrafttreten von der Änderung unterrichtet worden seien, sagt Krolewski. Er und seine Kolleginnen und Kollegen sehen die Verfahrensregelungen nach der Gemeinsamen Notdienstordnung einstimmig als verletzt an. 

Beschwerde aus Oberberg an Ministerium

Es wurde von der Versammlung einstimmig ohne Enthaltungen beschlossen, dass allen Kolleginnen und Kollegen im Dienstbezirk Oberberg geraten wird, aufgrund der sich darstellenden Versäumnisse und grundsätzlichen Bedenken Widerspruch einzulegen – einhergehend mit Rechtsaufsichtsbeschwerde an das aufsichtsführende Ministerium und Benachrichtigung des Landrats des Oberbergischen Kreises. Auch der Vorstand des Oberbergischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes wurde beauftragt, eine Rechtsaufsichtsbeschwerde beim zuständigen Ministerium (MAGS) einzulegen.

Oberbergs Hausärzte wollen wissen, wie die KVNO mit den Fragen jetzt umgeht

In einem von der Versammlung beschlossenen Anschreiben an die Vorstände der KVNO und der Ärztekammer Nordrhein werden die Sachverhalte, die Folgen und die Verfahrensverletzungen aus der Sicht der Mitgliederversammlung sowie die offenen und ungeklärten Fragen aufgeführt. Zudem fragen die Hausärzte in dem Schreiben, wie KVNO und Ärztekammer mit den aufgelisteten Mängeln umgehen wollen. Dr. Ralph Krolewski berichtet weiter, dass sich seine Kolleginnen und Kollegen große Sorgen hinsichtlich Überforderung, fehlenden Ruhezeiten und auch Gefährdungen durch Übermüdung machen.

„Die durchschnittliche Altersstruktur der Hausärztinnen und Hausärzten im Oberbergischen Kreis beträgt 55,8 Jahre. Das heißt, dass nicht wenige an der Altersgrenze oder darüber hinaus sind. Den Praxisalltag bewältigen sie noch gut und sind wesentliches Rückgrat für die Patientenversorgung bei zunehmendem Mangel an Hausarztpraxen“, sagt Krolewski. Aber: Die Gefahren, die von einem künftigen Notdienst ausgehen könnten, sehen die Ärztinnen und Ärzte als bedrohlich an.


Neuer Organisationsplan

Der Hausärzteverband hat dieser Redaktion den Organisationsplan der KVNO zur Verfügung gestellt, der ab dem 1. Januar 2024 gelten soll. Oberberg ist demnach in drei Notdienstbereiche eingeteilt. Zu A gehören Lindlar, Radevormwald, Hückeswagen und Wipperfürth, zu B Bergneustadt, Reichshof nördlich der A4, Gummersbach, Marienheide, Engelskirchen, zu C Wiehl, Reichshof südlich der A4, Waldbröl, Morsbach, Nümbrecht. Für jeden der drei Bereiche werden an allen Wochentagen Sitzdienste in der Helios Klinik Wipperfürth, im Kreiskrankenhaus Gummersbach und im Kreiskrankenhaus Waldbröl eingerichtet.

Der Fahrdienst, um den es bei der Kritik der Hausärzte vor allem geht, umfasst die Bereiche Nord und Süd. Zu Nord gehören Radevormwald, Hückeswagen, Wipperfürth, Lindlar, Engelskirchen, Marienheide und Gummersbach (nur PLZ 51647). Zu Süd gehören Waldbröl, Reichshof, Nümbrecht, Morsbach, Wiehl, Bergneustadt, Gummersbach (PLZ 51643 und 51645). Der neue Orgaplan sieht vor, dass Montag, Dienstag und Donnerstag von 19 bis 8 Uhr ein Fahrdienst für einen Bezirk im Einsatz ist. Mittwochs und freitags ist von 13 bis 21 Uhr ebenfalls je ein Fahrdienst vorgesehen, allerdings von 21 Uhr bis 8 Uhr nur noch einer für den gesamten Beritt, was die hiesigen Hausärzte für nicht machbar betrachten. Geht es in die Nacht, ist ein Arzt von Morsbach bis Radevormwald und von Bergneustadt bis Engelskirchen zuständig. 

KStA abonnieren