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Zweiter WeltkriegUnbekannte Retter aus Gladbach

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In der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ ist ein Baum auch dem Ehepaar Fuchs aus Bergisch Gladbach gewidmet.

In der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ ist ein Baum auch dem Ehepaar Fuchs aus Bergisch Gladbach gewidmet.

Bergisch Gladbach – Dass seine Frau Henriette und seine Tochter Hanna im September 1944 vom Tod bedroht waren, ließ Franz Jordan, einem Protestanten, keine Ruhe. Gewarnt von einem Bekannten, der zur Zeit des Nazi-Regimes Mitglied der SS war, brachte er seine jüdische Frau in Sicherheit: nach Schildgen. Hier lebten die Freunde Fritz und Auguste Fuchs. Das Ehepaar nahm Henriette auf und schützte sie so vor der Deportation in ein Konzentrationslager.

Die Frau lebte der Nazi-Ideologie zufolge in einer sogenannten Mischehe, gegen die die Nationalsozialisten ebenfalls rigoros vorgingen. Das Kind wurde in Düsseldorf in Sicherheit gebracht. Auf die Namen Fritz und Auguste Fuchs stieß Stephan Dekker, Leiter des Büros des Bürgermeisters, während der Israelreise zur Unterzeichnung der Städtepartnerschaft mit Ganey Tikva. Auf der „Allee der Gerechten“, der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, entdeckte er einen Baum, der der Familie Fuchs gewidmet ist.

Die Erkenntnis, dass auch Gladbacher zu den wenigen Deutschen gehörten, die ihr Leben riskierten, indem sie Juden in ihren Häusern versteckten, kam überraschend. Auch für Michael Zalfen, Fraktionsvorsitzender der SPD und Teilnehmer der Gladbacher Israel-Delegation. Zalfen schlägt nun vor, Fritz und Auguste Fuchs „in angemessener Weise zu ehren“. Der Vorschlag der SPD-Fraktion lautet, einen Platz oder eine Straße nach ihnen zu benennen.

Stadtarchiv kannte Namen nicht

Die mutige Tat, die in einer kleinen, an den Wald grenzenden Straße in Schildgen spielte, wie es auf der Internetseite von Yad Vashem heißt, ist in der Stadt offenbar unbekannt. Das Ehepaar Fuchs stellte Henriette Jordan ein Zimmer zur Verfügung, in dem sie sich verstecken konnte, bis die Alliierten das Rheinland befreiten. Sogar das Stadtarchiv Bergisch Gladbach hat noch nie etwas von den Eheleuten Fuchs gehört, wie eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gestern ergab.

Die Mitarbeiter recherchierten daraufhin: In Grevens Adressbuch für den Rheinisch-Bergischen Kreis 1939 ist der Rechtsanwalt Fritz Fuchs unter Odenthal-Biese und dem Vermerk „Büro: Köln“ eingetragen. Im Jahr 1956 erscheint er unter der Gemeinde Odenthal – weite Teile Schildgens gehörten damals zu Odenthal – mit „Kalmüntener Straße 30“. Wahrscheinlich sind die beiden die einzigen Bürger in der Stadt, die damals von Tod bedrohten Juden geholfen haben und für ihre Handeln als „Gerechte unter den Völkern“ – der höchsten Auszeichnung, die Israel an Nicht-Juden vergibt – ausgezeichnet wurden. Bis zum Jahr 2010 sind auf diese Weise nur 500 Deutsche gewürdigt worden.

Posthum geehrt wurden Dr. Fritz Fuchs und seine Frau Auguste im Jahr 2010 bei einer Gedenkstunde in Berlin in der israelischen Botschaft. Nach Kriegsende gehörte Fritz Fuchs zu den Gründungsmitgliedern der Kölner CDU und war in den Jahren 1947 bis 1956 zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Köln. Mehr als 50 Jahre arbeitete er als Anwalt. Fuchs starb am 6. Februar 1972.

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