MigrationKürtens Bürgermeister sendet Hilferuf bei der Suche nach Notunterkünften

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Das Foto zeigt die Unterkunft für Geflüchtete in Waldmühle

Am Standort in Waldmühle werden bald 60 Menschen wohnen

Die Gemeinde Kürten sucht dringend Flächen, um Wohnmodule für  für Geflüchtete aufstelle zu können.

 „Sie können mir glauben: Wir haben eine Ausnahmesituation.“ „Die Kollegen machen nichts anders mehr als die Planung von Unterkünften für Geflüchtete.“ Mehrere dramatische Appelle sandte in der jüngsten Ratssitzung Bürgermeister Willi Heider (parteilos) an die Politik. In der Verwaltung werde händeringend nach Lösungen gesucht, um neue Unterkünfte zu finden.

Platz für Modulbauten

Kleine Lösungen, etwa angemietete Wohnungen, machten angesichts der Vielzahl an Geflüchteten keinen Sinn. Nur mit großen Unterkünften könne dies gelingen. Selten sah man den Kürtener Bürgermeister so angespannt und gestresst wie in der jüngsten Ratssitzung, Heider redete sich regelrecht in Rage.

Ein Antrag der CDU-Fraktion nach näheren Auskünften zur Planung der Geflüchtetenunterkünfte lag auf dem Tisch, die Fraktion um Jochen Zähl fühlte sich übergangen und nicht richtig informiert über die aktuellen Entwicklungen. Heider wies dies energisch zurück, die Verwaltungsarbeit laufe auf Hochtouren. Fast täglich gebe es neue Entwicklungen. Er müsse seine Mitarbeiter in Schutz nehmen, alle arbeiteten am Limit. Die Grenzen der Belastbarkeit seien erreicht.

Biesfelder Schützenplatz wird belegt

Und trotz aller Bemühungen könne er nicht verbindlich zusagen, dass in Kürten keine Schulturnhallen für die Unterbringung der Menschen genutzt werden müssten. Neuigkeiten stellte der Bürgermeister auch vor. Im Steinbruch Waldmühle, erst kürzlich als Quartier wieder in Betrieb genommen, müsse die Zahl der dort in Wohnmodulen lebenden Menschen erhöht werden, um 20.

Von 40 auf 60 klettert die Zahl der Menschen. Auch der Schützenplatz Biesfeld müsse wieder belegt werden, ab Juli oder August, die Menschen müssten dann die sanitären Anlagen der Turnhalle nutzen. Und dies alles zusätzlich zu den Standorten an der ehemaligen Jugendherberge (58), in Broch (ab Juni 60 Geflüchtete und 30 Obdachlose) und Spitze (60 Geflüchtete). In Broch investiere Kürten 2,8 Mio., in Spitze 1,5 Mio. Euro. Die Kommune müsse Unterkünfte schaffen, und bekomme bei jedem Vorschlag Kritik der Bürger.

Dauerhaft oder temporär?

Nach langer, heftiger Debatte fassten die Politiker mit großer Mehrheit auch einen wegweisenden Beschluss: Bei den dauerhaften Unterkünften für Geflüchtete, die in den kommenden Jahren in allen Ortsteilen entstehen werden, wird die Zahl der Bewohner auf 40 begrenzt. Mit 40, so die Kürtener Linie, gelinge noch eine Integration der Menschen vor Ort – dem Beschluss liegt ein Antrag aus dem Fluchtpunkt Kürten zugrunde.

Die Ehrenamtler wünschten sich auch bei den vorübergehenden Unterkünften, genehmigt für drei und drei weitere Jahre, eine Grenze von 40 Bewohnern. Die solle „in der Regel“ so sein, doch könne nach Lage der Dinge davon abgewichen werden.

Hier waren es Jochen Zähl (CDU) und Jutta Lentz (Grüne), die vehement für eine Einbindung der Politik eintraten. Im Ältestenrat soll jetzt bei Abweichungen informiert werden. Licht in die Planungen zur Unterkunft an der ehemalige Jugendherberge brachte die Ratssitzung ebenfalls; hier hatte die CD nachgefragt.

Die Wohnmodule sind zunächst als temporäre Unterkunft gedacht, für höchsten sechs Jahre. Eine dauerhafte Lösung sei vorstellbar, je nach Situation. Dafür müsse der Bebauungsplan angepasst werden. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jochen Zähl warnte erneut vor einer Überlastung des Kernorts Kürten mit Geflüchteten. Die Grundschule sei auf die Situation nicht vorbereitet.

Eilanträge aus Spitze und vom Fluchtpunkt scheiterten: Hier bleibt es bei 60 Plätzen, nur Hermann Josef Müller und Frank Rausch (beide CDU) stimmten für eine Belegung mit 40 Personen, von den Grünen kamen Enthaltungen.

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