Affäre um SonntagsöffnungLegendärer Waschpark Overath ist jetzt Geschichte

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Jahrelang war der Waschpark Overath in Diepenbroich ein beliebter Treffpunkt für Autofans.

„Ein totes Pferd kann man nicht reiten“: Stefan Schemuth hat seinen Waschpark Overath geschlossen.

Der legendäre Waschpark Overath, wo man bis Ostern 2017 sonntags Auto waschen durfte, ist dicht. Chef Stefan Schemuth erklärt, warum.

Mit seinem Waschpark Overath (WPO) ist Unternehmer Stefan Schemuth ins örtliche Geschichtsbuch eingegangen. Nicht nur, weil das Waschen an seiner Kombination aus Portalwaschanlage, Selbstwasch- und Staubsaugerplätzen so schön lack- und nervenschonend war, sondern wegen der gar nicht von Schemuth, sondern vom damaligen Bürgermeister Jörg Weigt (SPD) zu vertretenden Affäre um die rechtswidrige Sonntagswascherlaubnis, die zu Ostern 2017 von der Kölner Bezirksregierung kassiert wurde.

Knapp sieben Jahre später ist nicht nur das Zeitalter des Sonntagswaschens in Overath beendet, sondern der gesamte Waschpark Overath Geschichte. Schemuth hatte genug von vielem – von handwerklich problematischen Gesetzen und Verordnungen aus Berlin und Düsseldorf ebenso wie von rücksichtslosen Zeitgenossen ohne Mindestmaß an Manieren vor Ort.  Sein Park ist dicht, die Münzstaubsauger sind in die USA verkauft und das Grundstück an ein kommunales Entsorgungsunternehmen verpachtet.

Ein totes Pferd kann man nicht reiten.
Unternehmer Stefan Schemuth

„Ein totes Pferd kann man nicht reiten“, sagt der Unternehmer, der aber nicht Gefahr läuft, künftig am Hungertuch nagen zu müssen: Sein Immobilienbetrieb floriert ebenso wie seine Firma „Schemuth Umwelttechnik GmbH“, die sich um die Betreuung der Ölabscheideanlagen anderer Unternehmen kümmert.

Im Gespräch ist bei dem 58-jährigen Overather, der sich mit Langstreckenläufen fit hält, von Resignation nichts zu spüren. Dabei tut es ihm leid, dass die große WPO-Zeit vorbei ist. „Wir haben fast 10.000 Kundenkarten draußen“; die Restbeträge erstatte er natürlich, aber viele seiner Kundinnen und Kunden seien ihm ans Herz gewachsen. Doch seien die Kosten insbesondere für Energie immer weiter gestiegen und er habe das nicht an die Kunden weitergegeben:  „Wir haben weder die Preise erhöht noch die Intervalle verkürzt.“

Land stellt klar: Es gelten die NRW-Gesetze, nicht Overather Landrecht

Den ersten großen Dämpfer hatte der WPO bereits Jahre vor dem Energiepreisschock nach dem russischen Überfall auf die Ukraine erfahren: Eine Konkurrentin beschwerte sich, dass der Waschpark sonntags öffnen dürfe, sie selbst aber nicht. Der damalige Overather Verwaltungschef lavierte nach einer entsprechenden Anfrage herum.

Die Rede war von einer menschlich nachvollziehbaren Schusseligkeit der Sachbearbeiterin, die dann aber auf einmal nicht korrigiert werden sollte -  bis die Kölner Bezirksregierung per Rundverfügung klarstellte, dass in ihrem gesamten Bezirk zwischen belgischer Grenze und Westfalenland nicht Overather Landrecht gelte, sondern das nordrhein-westfälische Sonn- und Feiertagsgesetz.

Spinner entsorgen ihren Hausmüll im Waschpark

Nicht nur Schemuth selbst, sondern auch noch einige Mitbewerber aus anderen Kommunen mussten nach diesem kölschen Machtwort den Tag des Herrn wieder strikt beachten und auf den besonders ertragsstarken Sonntag verzichten.

Doch auch sonst wurden die Zeiten rauer: Trotz vieler netter Kunden machten ein paar Spinner dem Firmenchef das Leben schwer. Indem sie zum Beispiel nicht nur ihren Aschenbecher im Abfalleimer entsorgten, sondern auch ihren Hausmüll – bis Schemuth irgendwann die Abfalleimer selbst entsorgte. Oder indem sie nachts randalierten. Oder, Gipfel der Frechheit, mit ihrem woanders frisch gewaschenen und geföhnten Auto bei Schemuth in Diepenbrock vorfuhren und sich lautstark darüber beschwerten, dass die Autostaubsauger hier nicht kostenlos seien.

So reifte bei Schemuth der Plan, den WPO dichtzumachen und das Grundstück zu verpachten. Die hochwertige Technik ist inzwischen auf dem Weg nach Texas, die Nachfolgenutzung startet zum 1. April. „Schade ist es allemal, aber Sie sehen mich nicht am Boden zerstört“, sagt der gebürtige Norddeutsche. Jammern sei nicht sein Ding – wohl aber, sich als Unternehmer auf die sich verändernden Umstände rechtzeitig einzustellen.

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