Abo

Tagebau HambachElsdorf wehrt sich gegen „Barriere“

Lesezeit 3 Minuten
Vor Elsdorf ist ein bodengleicher Ackerstreifen geplant. Dahinter soll sich das grüne Band der 75 Meter hohen Böschung erheben.

Vor Elsdorf ist ein bodengleicher Ackerstreifen geplant. Dahinter soll sich das grüne Band der 75 Meter hohen Böschung erheben.

Elsdorf – Das Tagebaugelände soll nach der Verfüllung rund 75 Meter höher werden als das Bodenniveau Elsdorfs. Trotz einer vom Tagebaubetreiber nachgebesserten Planung, die den Anstieg auf die Anhöhe rund 130 Meter weiter entfernt vom Ortsrand vorsieht, beharrt der Planungs- und Umweltausschuss auf seinem Einspruch gegen die „Barriere“. Meter weiter entfernt vom Ortsrand vorsieht, beharrt der Planungs- und Umweltausschuss auf seinem Einspruch gegen die „Barriere“.

Das geplante Plateau, das sich rund 1000 Meter vor Elsdorf erheben soll, sei ein „Fremdkörper und atypisch für die Region der Jülicher Börde“, heißt es in einer Stellungnahme an die zuständige Genehmigungsbehörde bei der Arnsberger Bezirksregierung im Rahmen des Abschlussbetriebsplans für die Zeit nach 2020.

Schon im vergangenen Jahr hatte RWE die Änderung des Abschlussbetriebsplans vorgestellt. Jetzt wurde die Landschaftsplanung nach erster Kritik aus Elsdorf verändert. Der Anstieg beginnt etwa 130 Meter weiter westlich, nicht parallel zur jetzigen Tagebaukante, sondern leicht geschwungen. Der Anstieg soll sich auf eine Distanz von 280 Böschungsmeter hinziehen. „Das wird optisch keine Wand“, wies RWE-Tagebauplaner Harald Marx die Befürchtungen zurück. Schon 1977 sei der Plan genehmigt worden.

Alles zum Thema RWE

Mehr Ackerfläche als vorher

Die Rekultivierung des 85 Quadratkilometer großen Tagebaus ist mit zehn Quadratkilometern (1000 Hektar) Landwirtschaft, vier Quadratkilometern Seefläche und 35 Quadratkilometern Forstfläche festgeschrieben. Elsdorf bekomme zudem 420 Hektar Ackerfläche zurück, obwohl nur 220 hätten geopfert werden müssen, machte Marx den Politikern die Rekultivierung schmackhaft. Es gebe den gewünschten Asphaltweg zur Sophienhöhe, eine gefällige variable Böschungsneigung, halboffene Landschaften mit parkähnlicher, lockerer Bepflanzung sowie Wanderwege.

Der Ausschuss ist damit nicht zufrieden. „RWE hat sich verrechnet mit den Erdmassen“, sagte Armin Tolski (Stimme für Elsdorf). Die Erhöhung sei „nicht zu akzeptieren“. Zudem stünden jahrelang Absetzer auf dem Plateau und sorgten für Lärm und Staub. Man könne den See doch kleiner machen. „Geht nicht“, konterte Marx, man könne den Abraum von der Gewinnungsseite des Tagebaus nicht zwischenlagern, das sei „nicht wirtschaftlich“. Allerdings gab Marx zu, dass es „ theoretisch schon machbar“ sei. Allerdings hätte Elsdorf dann über Jahre eine brachliegende Lagerstätte vor der Tür.

Das könnte Sie auch interessieren:

„So weit wie möglich weg von Elsdorf“ soll das Plateau, um „ein Erdrücken zu vermeiden“, fordert Michael Broich (Grüne). „Die Innenkippe möglichst ganz weglassen“, ist auch Gerhard Jakobys (CDU) Anliegen. Das sei planerisch nicht möglich, sagte Marx. Zudem sei ursprünglich die Anhöhe schon ab der Tagebaukante geplant gewesen, werde also jetzt schon deutlich zurückgezogen geplant.

„Auf Sophienhöhe schon eine Menge Positives passiert“

Harald Köhnen (SPD) fand freundlichere Worte. Auf der Sophienhöhe sei schon „eine Menge Positives passiert“. Er fordert eine öffentliche Präsentation der Pläne, der Marx bereitwillig zustimmte. Für die FDP fragte Hermann-Josef Scholl nach der Zukunft des jetzigen Emissionsschutzwalls entlang der Nordrandstraße. „Der bleibt bestehen, wird aber Durchlässe bekommen. Der Wall gehört schließlich zu Terra-Nova“, sagte Marx.

Bürgermeister Andreas Heller sprach von zahlreichen Verhandlungen mit RWE und Bezirksregierung, mit deren Ergebnissen er nicht zufrieden sei. „Wir haben ein Interesse daran, dass die Energiewirtschaft in Elsdorf weitergeht. Aber RWE Power wird sich mehr bewegen müssen“, gab Heller dem Tagebaumitarbeiter mit auf den Weg in die Firmenzentrale. „Sonst werden wir die energiewirtschaftlichen Planungen mit RWE diskutieren wie in Garzweiler. Es wäre schön, wenn wir das nicht müssten“, drohte Heller unverhohlen, und wohl auch mit Blick auf die Gerichte, die im Hambachforst gerade die Rodungen für den Tagebaufortschritt gestoppt haben.

Der Ausschuss unterstützte die ablehnende Stellungnahme einstimmig bei vier SPD-Enthaltungen.  

KStA abonnieren