Zuzug stärker als erwartetAn Hürther Gymnasien steigen die Schülerzahlen weiter an

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Kinder und Eltern zeigen Protestplakate auf den Zuschauerrängen.

Mit Protestplakaten protestierten Schüler und Eltern bei der Ratssitzung im Frühjahr gegen den Schulplatzmangel an den Gymnasien. (Archivbild)

Die Stadt rechnet damit, zum nächsten Schuljahr zwei zusätzliche Klassen einrichten zu müssen.

Im Frühjahr traf der Ansturm aufs Gymnasium die Schulverwaltung unvorbereitet. Weil es mehr Anmeldungen als Plätze am Ernst-Mach- und am Albert-Schweitzer-Gymnasium gab, mussten zunächst auch viele Hürther Kinder abgelehnt werden. Das führte zu Elternprotesten und letztlich zur Einrichtung einer zusätzlichen Klasse am Ernst-Mach-Gymnasium. Das Schulamt richtet sich darauf ein, dass dieser Trend anhalten wird.

Dass die Anmeldezahlen von der Prognose des Schulentwicklungsplans aus dem Jahr 2021 derart abweichen, führt Schuldezernent Jens Menzel auf zwei Gründe zurück: „Der Zuzug nach Hürth ist stärker als erwartet. Außerdem hat sich das Wahlverhalten der Eltern verändert.“

Eine Eingangsklasse weniger an der Realschule in Hürth

So wurden mehr Kinder an den Gymnasien angemeldet, gleichzeitig aber weniger an der Realschule, die deshalb eine Eingangsklasse weniger gebildet hat. An der Gesamtschule und an der Hauptschule dagegen waren die Anmeldezahlen stabil.

Als Reaktion auf den Engpass hat der Rat beschlossen, dass vom Schuljahr 2024/25 an Hürther Kinder bevorzugt an den weiterführenden Schulen aufgenommen werden. Ein Grund für den Mangel sind viele Anmeldungen aus Nachbarstädten — fast jeder zehnte Schüler kommt nicht aus Hürth. Das Schulamt geht davon aus, dass an den Gymnasien dennoch aufgestockt werden muss.

Stadt Hürth will den Bedarf bei den Eltern der Viertklässler abfragen

Um den Bedarf zu klären, will die Stadt die Eltern der Viertklässler befragen. Außerdem soll 2024 ein neuer Schulentwicklungsplan in Auftrag gegeben werden. Zunächst aber stellt sich die Verwaltung darauf ein, dass zum nächsten Schuljahr an beiden Gymnasium jeweils eine zusätzliche Klasse eingerichtet werden muss.

Das ehemalige Postgebäude umgeben von Bäumen.

Im früheren Postgebäude könnte dauerhaft zusätzlicher Schulraum für das benachbarte Ernst-Mach-Gymnasium eingerichtet werden.

Der Raumbedarf soll übergangsweise im Bestand bereitgestellt werden. Eine Herausforderung, denn schon jetzt ist es eng an den Gymnasien, auch durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9). Am Ernst-Mach-Gymnasium könnte dauerhaft zusätzlicher Schulraum im benachbarten Postgebäude geschaffen werden. „Wir werden mit den Schulleitern sprechen und hoffen auf Kooperation“, sagt Dezernent Menzel.

Hürther Schulamt rechnet mit weiter steigenden Schülerzahlen

Neben den Verschiebungen durch das Anmeldeverhalten rechnet die Stadt insgesamt mit weiter steigenden Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen — von heute knapp 4400 auf über 4700 im Schuljahr 2026/27. Dazu werden laut Prognose noch etwa 2500 Grundschüler kommen, ungefähr so viele wie heute. Seit 2014 ist die Gesamtschülerzahl in Hürth schon um 23 Prozent gestiegen.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betont die CDU-Politikerin Gudrun Baer als Reaktion auf die Zahlen aus dem Schulausschuss. „Heute steht an fünf weiterführenden Schulen mit 22 Eingangsklassen ausreichend Schulraum für Kinder in unserem Stadtgebiet zur Verfügung“, so Baer. „Unserer Zielsetzung ist auch zukünftig ein regional ausgewogenes, vielfältiges, integratives und inklusives wohnortnahes Schulangebot.“

Die SPD-Ratsfrau Silvia Lemmer erklärt: „Wenn auch zukünftig alle Hürther Schülerinnen und Schüler in Hürth beschult werden sollen, brauchen wir mittelfristig mehr Schulraum an den Gymnasien und an der Gesamtschule. Deshalb ist es umso dringender, dass wir einen aussagekräftigen Schulentwicklungsplan erhalten.“

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