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Kontaktverbot an OsternDie „Jungen Trompeter“ spielten vor Kerpener Seniorenheimen

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Vom Balkon des Sindorfer Altenheimes lauschten die Bewohner der Musik der Kerpener Trompeter.

Vom Balkon des Sindorfer Altenheimes lauschten die Bewohner der Musik der Kerpener Trompeter.

Kerpen-Sindorf – „Am besten bleibt alles draußen“, mit diesen Worten schickt Anja Bökle die Feuerwehrleute auf einem Umweg in Richtung Innenhof des Caritas-Seniorenheims. Sie sind auf der Suche nach einem geeigneten Ort für den Auftritt des Kerpener Trompetenduos Markus und Peter Rey, die als „Junge Trompeter“ auf Karnevals- und Showbühnen unterwegs sind. Es wären nur wenige Schritte vom Seiteneingang durch den Flur bis zum Innenhof.

Aber den kleinen Umweg müssten die Gäste schon in Kauf nehmen, macht die Pflegedienstleiterin und stellvertretende Leiterin der Einrichtung unmissverständlich klar. Den derzeitigen Verordnungen der Coronakrise entsprechend dürften die 72 Bewohner des Seniorenheimes nur mit dem Personal und Ärzten Kontakt haben. Selbst Angehörige müssten draußen bleiben.

Doppelte Belastung

Das Kontaktverbot ausgerechnet zur Osterzeit und die große Angst, sich zu infizieren und krank zu werden, stelle für die alten Leute eine „doppelte Belastung“ dar, sagt Bürgermeister Dieter Spürck. Einen „kleinen musikalischen Gruß“ für die Bewohner der vier Altenheime im Stadtgebiet habe sich der Corona-Krisenstab der Stadtverwaltung überlegt. „Wir wollten für sie ein Zeichen setzen, dass wir die alten Leute nicht vergessen“, so Feuerwehrchef André Haupts. Das sei umso wichtiger, als sich in zwei Kerpener Seniorenheimen Menschen mit dem Coronavirus infiziert hätten.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Hans Maus, Amtsleiter für Soziales, der einen besonders heißen Draht zum Kerpener Vereinsleben pflege, habe prompt die Kerpener Brüder Rey für kostenlose Auftritte gewinnen können, berichtet Spürck.

Obstkorb

Am Samstag reisen die Musiker, Bürgermeister und Mitglieder des Corona-Krisenstabes vom Sindorfer Caritas-Seniorenzentrum St. Ulrich zum DRK-Heim in Horrem und zu den zwei Awo-Zentren, dem Herbert-Wehner-Haus in Brüggen und dem Johannes-Rau-Haus in Kerpen. Zusätzlich überbringt André Haupts aus dem Korb der Drehleiter, die dafür in Stellung gebracht worden ist, Schalen mit Obst, genähte Schutzmasken und gestrickte Kuscheltiere, die Spende einer Kölner Firma.

Tröstende Worte findet Dieter Spürck für die Bewohner, die sich zum Auftakt der Konzertreise durch das Stadtgebiet im St.-Ulrich-Heim in ihren Erdgeschosswohnungen an geöffneten Fenstern und Türen zeigten oder sich auf dem Balkon versammelt haben. Der Bürgermeister erinnert an das Osterfest als „Fest der Auferstehung und der Hoffnung“, ein Fest, bei dem „der Tod nicht das letzte Wort habe“.

Direkt von der Karnevalsbühne

„Wir freuen uns, für Sie ein wenig Musik machen zu können“, begrüßt Peter Rey die Zuhörer. Die Brüder haben ein paar Lieder ausgewählt, mit denen sie sonst zielsicher die Leute in Karnevalssälen und vor Showbühnen zum Tanzen und Schunkeln bringen. Auf ihren Trompeten spielen sie den Evergreen „Tulpen aus Amsterdam“ oder den Bläck-Fööss-Hit „Du bess die Stadt“.

„Wir haben das Lied ausgesucht, weil in diesen Zeiten der Begriff Heimat immer wichtiger wird, weil wir so viel Zeit zu Hause verbringen“, sagt Markus Rey. Und sie singen ihr eigenes Lied, mit dem sie schon 2018 in der Mross-Fernsehshow „Immer wieder sonntags“ brilliert haben: „Du weißt ja“. Gern seien sie musikalisch von Altenheim zu Altenheim unterwegs, bestätigen die Brüder. Quasi die einzige Tournee dieses Jahr, alle anderen Auftritte seien abgesagt.

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Viele Zuhörer singen und schunkeln nach Leibeskräften mit. „Für unsere Schützlinge ist das ein echter Höhepunkt im Heimalltag“, sagt Bökle. Der Alltag gestalte sich derzeit schwierig. Die Bewohner telefonierten vermehrt mit ihren Angehörigen, auch Bildschirmtelefonie stehe zur Verfügung, werde aber wenig genutzt. Weil Gruppenangebote wegfielen, versuchten die Pfleger und Pflegerinnen und das Team der Betreuungsassistenz, die fehlenden Kontakte mit vermehrter Einzelbetreuung aufzufangen. Und man gehe viel auf dem Gelände der Einrichtung spazieren.

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