Diskussion um NachnutzungImmer noch kein Schließungsbeschluss für Eitorfer ZF-Werk

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Fassade eines dreistöckigen Firmengebäudes

ZF-Gebäude in Eitorf

Bürgermeister Viehof bezweifelt weiterhin, dass die Produktion am Standort unwirtschaftlich ist. Planungen für eine Nachnutzung gehen weiter.

Über die Zukunft des Werksgeländes von ZF Friedrichshafen in der Bogestraße nach der für 2027 angekündigten Schließung des Betriebes besteht weiterhin Ungewissheit. Wesentliche Neuigkeiten konnten weder Bürgermeister Rainer Viehof in seinem Sachstandsbericht in der Ratssitzung noch Regina Rosenstock von der Kreiswirtschaftsförderung und Dr. Reimar Molitor (Vertreter der Region Köln/Bonn) berichten.

Molitor bekräftigte erneut, dass vorbereitende Untersuchungen und eine Planung sowohl für den Fall unbedingt notwendig sind, dass ZF das Gelände verkauft, als auch für den Fall einer Konversion, also einer Umnutzung oder Nutzungsänderung.

Werksgelände als interessanter Konversionsstandort

Rosenstock betonte, dass eine Überplanung des Werksgeländes auch für den Kreis enorm wichtig sei, der wissen müsse, wie es in Eitorf weiter gehen soll. Molitor bezeichnete die Tallage des Werksgeländes als interessanten Konversionsstandort.

Eine solche Tal-Achse würden sich viele andere Kommunen wünschen, sagte er, und forderte den Rat auf, die Gesamtperspektive nicht zu vergessen. Außerdem benötige die Kommune in der Verwaltung drei zusätzliche Stellen für Planung und Wirtschaftsförderung.

Menschen protestieren mit Bannern und Fahnen gegen eine Betriebsschließung

Großkundgebung mit rund 2000 Menschen in Friedrichshafen am Mittwoch, 17. Januar, mit Beteiligung aus Eitorf und dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, Michael Korsmeier.

Molitor: „Wir prüfen, was wir gegebenenfalls dazu tun können, damit sie die Stellen finanzieren können!“ Bürgermeister Viehof wies darauf hin, dass er erst kurz vor der Sitzung wieder mit ZF-Vertretern telefoniert habe, aber immer noch kein offizieller Schließungsbeschluss des Unternehmens vorliege.

Es soll vereinbart worden sein, so Viehof in seiner Vorlage, dass die Maschinen in der großen nordöstlichen Halle nächstes Jahr abgebaut werden, das Werk aber erst Ende 2027 geschlossen werde. Die Maschinen sollen dann in die Türkei und Mexiko gebracht werden.

„Zur weiteren Erörterung der Sachlage und der Zusammenarbeit der Gemeinde mit dem Betriebsrat, zum Wohl der Beschäftigten und der notwendigen Entwicklung und Konversion des Geländes“, hat Viehof den gesamten Betriebsrat für diesen Freitag ins Rathaus eingeladen.

Erste vorbereitende Untersuchung könnte noch 2024 stattfinden

Die erste vorbereitende Untersuchung für das ZF-Gelände, die durch „NRW Urban“ vorgenommen wird, könnte bis zum Jahresende stattfinden. In seiner Vorlage zweifelt Viehof erneut den Wahrheitsgehalt einer unwirtschaftlichen Produktion bei ZF-Eitorf an, wie sie vom Vorstand vor anderthalb Jahren angegeben worden war.

Gleich zu Beginn der Diskussion hatte der Rat einen Antrag von Sara Zorlu mit Mehrheit abgelehnt, die für die SPD forderte, das ZF-Thema nicht öffentlich zu behandeln. Gegen eine solche Verfahrensweise wandten sich aber Bürgermeister Viehof als auch Markus Reisbitzen (CDU), die auf die große Bedeutung für die Öffentlichkeit hinwiesen.

CDU-Fraktionschef Toni Strausfeld kritisierte heftig das Vorgehen der Verwaltung, die auf einen Antrag der Christdemokraten in Sachen ZF von Februar erst jetzt mit einer Tischvorlage reagierte. Dietmar Tendler (SPD): „Mir fehlen die Worte! Ihr Sieben-Seiten-Bericht ist für mich eine Unverschämtheit!“ Thomas Welteroth (ebenfalls SPD) sprach gar von einem Schlag ins Gesicht der ZF-Beschäftigten.

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