WeltkriegsbombeKein Blindgänger auf dem Schoeller-Gelände in Eitorf gefunden

Lesezeit 4 Minuten
Ein Bagger vor Werkshallen mit einem Sheddach. Seitlich steht ein Arbeiter in roter Sicherheitsweste.

Die Sondierung wegen eines vermuteten Blindgängers in Eitorf läuft. Bis zum Mittag wurden insgesamt 18 Bohrungen vorgenommen.

Die Suche nach einem Bomben-Blindgänger verlief ohne Ergebnis. Am Mittwochvormittag gab der Kampfmittelbeseitigungsdienst Entwarnung.

Wegen des Verdachts auf eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg laufen seit Dienstag, 24.Oktober, Sondierungsarbeiten auf dem Schoeller-Gelände in Eitorf. Am Mittwoch gegen 10.30 Uhr gab der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf Entwarnung. Die Firma Röhll hatte mit einem Löffelbagger noch an zwei Verdachtspunkten bis zu drei Meter tief gegraben.

Doch bis auf reichlich Metallschrott und mehrere Versorgungsleitungen fanden die Mitarbeiter nichts. Ein möglicher Blindgänger jedenfalls war an der lokalisierten Stelle nicht im Erdboden. Bürgermeister Rainer Viehof konnte die Vorbereitungen für eine mögliche Evakuierung kurz nach 10.30 Uhr zurücknehmen.

Ein Container diente als Splitterschutz vor einer Lagerhalle von Weco in Eitorf

Die Bohrungen am Dienstag waren zunächst ohne Ergebnis verlaufen. Nach Auswertungen der Sondierungen wurden die beiden Verdachtspunkte in drei Meter Tiefe identifiziert. Am Mittwochmorgen ließ Viehof von der Freiwilligen Feuerwehr dann einen Container als Splitterschutz aufstellen. Denn in der dahinter liegenden Halle werden Feuerwerkskörper von Weco gelagert.

Mit einem Löffelbagger grub die Forma Röhll an zwei Verdachtspunkten bis zu drei Meter in die Tiefe. Ein Bombenblindgänger wurde nicht gefunden.

Mit einem Löffelbagger grub die Forma Röhll an zwei Verdachtspunkten bis zu drei Meter in die Tiefe. Ein Bombenblindgänger wurde nicht gefunden.

Ab 9.25 Uhr setzte sich der Bagger in Bewegung und hob behutsam das Erdreich aus. Stefan Höreth vom Kampfmittelbeseitigungsdienst überwachte die Arbeiten. Mehrere große und eine Unmenge kleiner Schrottteile holte das Gerät heraus, bevor es auf die Leitungen stieß. Ähnlich war es an dem zweiten Verdachtspunkt. Um 1.30 Uhr schließlich erklärte Höreth das Areal für sicher.

Bei einer Evakuierung hätten alle in einem Umkreis von 500 Metern lebenden und arbeitenden Menschen das Gebiet verlassen müssen. Hier befinden sich auch die Mosaikschule Harmonie, die Kita Harmonie, den Gewerbepark Schoeller und das Jobcenter. Im Bürgerzentrum in der Bahnhofstraße wurde eine Aufenthaltsmöglichkeit eingerichtet.

Suche nach Weltkriegsbombe in Eitorf: So liefen die Arbeiten am Dienstag

Am Dienstag hatte Frank Klawitter von der Firma Röhll, Kampfmittelräumung, mit viel Fingerspitzengefühl den Steuerungshebel seines Baggers bedient, langsam arbeitete sich das Bohrgestänge neun Meter tief in die Erde. Es ging durch Schotter, Kies des alten Siegbetts und Wasser bis auf den anstehenden Fels. 37-mal setzte er den Bohrkopf auf den Boden, 37-mal stieß sein Kollege Michael Spies ein Plastikrohr in die Tiefe.

In dem Rohr wurde eine Sonde hinabgelassen, die eine Weltkriegsbombe aufspüren sollte. Einen sogenannten Bombenblindgänger-Verdachtspunkt hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf Luftaufnahmen der Alliierten gefunden, wie Truppführer und Entschärfer Stefan Höreth erklärte. Das machte die Bohrungen notwendig.

1400 Menschen wären bei Bombenentschärfung in Eitorf betroffen

Die Sonde am Ende des stabilen Kabels ist auf das Erdmagnetfeld kalibriert. Beim Absenken registriert sie Störungen, die durch Metalle ausgelöst werden können. Dargestellt wird das als Linie auf einem Diagramm, sie schlägt aus, wenn sich zum Beispiel eine Bombe in der Nähe befindet. Es kann aber auch schon mal eine Badewanne oder eine Gasflasche sein. Roehll-Truppführer Andreas Becker las die Ergebnisse in seinen Rechner ein, die Daten überspielte er dann nach Düsseldorf zu den Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der dortigen Bezirksregierung.

„Ich habe auch schon mal einen alten Horch gefunden“, sagte er. In Dortmund war es vor einigen Jahren dagegen eine britische Luftmine. Die war mit knapp 1,3 Tonnen Sprengstoff geladen. Bei einer Fünf-Zentner-Bombe sind es etwa 120 Kilogramm.

Die Gemeindeverwaltung saß den ganzen Tag über in Bereitschaft. Das Rathaus war geschlossen – für den Publikumsverkehr. „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dennoch aktiv“, betonte Bürgermeister Rainer Viehof, „sie können aber jederzeit mit der Räumung von rund 1400 Menschen aus ihren Häusern beginnen.“ Am Morgen hatte er auf einer Dienstbesprechung noch einmal die lange geplanten Abläufe für eine Bombenentschärfung durchgespielt.

Firma Schoeller in Eitorf hatte die Sondierungen selbst angestoßen

„Wir warnen nicht über Nina oder Sirene“, machte Viehof deutlich, „es geht nur um einen begrenzten Teil von Eitorf.“ Und diese Bürgerinnen und Bürger sollen im Fall des Falles persönlich aufgesucht werden. Die Absperrungen sind ebenso vorbereitet wie Lautsprecherdurchsagen. Das Bürgerzentrum an der Bahnhofstraße steht als Anlaufstelle bereit.

Schoeller Eitorf hatte die Sondierung angestoßen. Das Unternehmen will das rund 77.000 Quadratmeter große Gelände, so Prokurist Dirk Westphal, verkaufen. Angeboten wurde es für sieben Millionen Euro. Inzwischen gibt es Kaufverhandlungen. „Der Interessent möchte das Konzept des Gewerbeparks weiter fortführen“, erklärte Vorstand Gerhard Hübinger.

37 Bohrungen ergaben keinen klaren Fund auf dem Schoeller-Gelände in Eitorf

Rund 35 Firmen sind seit 2005 angesiedelt worden, mehrere Hundert Menschen haben hier ihren Arbeitsplatz. „Das sind mehr als zum Ende der Produktion von Schoeller“, erläutert Hübinger. Da seien es zwischen 200 und 250 gewesen. Zu den besten Zeiten in den 80er Jahren aber waren es mehr als 1000. „Die Sondierung vor einem Verkauf ist Standard“, sagte Westphal, „wir sind auf das Ordnungsamt zugegangen, und dann ging das seinen Weg durch die Behörden und wieder zurück.“

Klawitter und Spies waren am Nachmittag mit allen 37 Bohrungen durch. Einen klaren Fund hatten sie nicht gemacht, wie die Auswertungen ergaben. Allerdings gibt es noch zwei Verdachtspunkte. Am Mittwoch hat ein Löffelbagger diese Stellen frei graben. Jetzt herrscht wirkliche Klarheit.

KStA abonnieren