Stadt ergreift drastische MaßnahmenDas ist das meistgeklaute Ortsschild in Hennef

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Vermisst: Dieses Ortsschild ist beliebtes Diebesgut. So beliebt, dass es derzeit überhaupt keines gibt. Die Bildquelle dieses Archivfotos verrät gleichzeitig das mögliche Diebstahlsmotiv.

Vermisst: Dieses Ortsschild ist beliebtes Diebesgut. So beliebt, dass es derzeit überhaupt keines gibt. Die Bildquelle dieses Archivfotos verrät gleichzeitig das mögliche Diebstahlsmotiv.

Hennef – Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Der legendäre Spruch von Hans-Joachim Kuhlenkampff drängt sich den Besuchern auf, die die Ortschaft Hanf betreten. Ein leerer Metallrahmen zeigt an, wo das Ortsschild eigentlich gelb hätte grüßen sollen. An einer der Ausfahrtstraßen des kleinen Dorfes greift ein anderer Spruch: Wer suchet, der findet. Nämlich den aus dem Boden gerissenen Metallpfahl mitsamt Betonfuß, der verbogen im dichten Gras des Banketts liegt. Der Rahmen: leer.

„Hanf“ ist das meistgeklaute Ortsschild in ganz Hennef. „Insgesamt sechs Schilder sind jetzt gestohlen worden, fünf davon auf Straßen der Stadt“, berichtet Pressesprecherin Mira Steffan auf Anfrage. Dass „Hanf“ ein begehrtes Objekt für Jugendzimmer und Partykeller ist, weiß man bei der Stadt schon lange. Ein bis zwei Mal im Jahr sei das Schild in der Vergangenheit immer gestohlen worden.

Wie ein Mahnmal ist der leere Rahmen am Ortseingang zurückgeblieben. Sogar Verschweißen brachte nichts.

Wie ein Mahnmal ist der leere Rahmen am Ortseingang zurückgeblieben. Sogar Verschweißen brachte nichts.

Um dem entgegenzuwirken, habe man drastische Maßnahmen ergriffen: Statt sie wie bisher festzuschrauben, wurden die gelben Ortsschilder im Rahmen verschweißt. Aber auch das schreckte die Diebe offenbar nicht ab: Statt sie abzuschrauben, rissen die Diebe fünf der gestohlenen sechs Schilder einfach mitsamt der Pfosten aus dem Boden und flexten sie dann aus ihren Rahmen heraus oder sägten den Pfosten oberhalb des Betonsockels ab.

Wasser statt Kraut

Mit der Hanf-Pflanze hat der Ortsname „Hanf“ nichts zu tun. Er geht auf den Namen des Bachs zurück, der im Kirchspiel Asbach entspringt und bei Hennef-Warth in die Sieg mündet. Der 948 erstmals urkundlich erwähnte Bach Hanf gab den angrenzenden Siedlungen ihre Namen: Nicht nur der Ort Hanf mit seinen Nachbarn Hanfmühle, Meisenhanf und Halmshanf ist nach dem Gewässer benannt, auch die Stadt Hennef, die an der Mündung des Hanfbachs in die Sieg liegt. Sowohl Hanf als auch Hennef gehen zurück auf die alte Wortbildung Hanapha. Die Endung bedeutet „Fluss“ oder „Wasser“, das Bestimmungswort Han- ist aus dem germanisch Wort „hanan“ herzuleiten, das „singen“ oder „tönen“ bedeutet. „Hanf“ ist also nur die Beschreibung für „tönendes Wasser“. (seb)

Quelle: „Hanftalgeschichte(n) – 100 Jahre und mehr im oberen Hanftal“, MGV Hanfmühle 1999.

„Ich weiß nicht, was bei den Leuten in den Köpfen vorgeht“

„Das muss ja nachts passiert sein“, mutmaßt Anwohnerin Thea Schmitz, die unweit des Ortseingangs lebt. „Ich weiß nicht, was bei den Leuten in den Köpfen vorgeht.“ Der Schilderklau aus diesem Herbst ist nicht der erste, den sie erlebt hat. Immer werde das Schild in der Nähe ihres Hauses gestohlen, auch ein weiteres auf der Straße zur Hanftalstraße, der Kreisstraße 55, sei begehrtes Diebesgut.

Vor ihrer Haustür hat Anwohnerin Thea Schmitz schon häufig den Schilderdiebstahl bemerkt.

Vor ihrer Haustür hat Anwohnerin Thea Schmitz schon häufig den Schilderdiebstahl bemerkt.

Die Sammelleidenschaft in Bezug auf alles, was Hanf im Namen trägt, findet die 77-Jährige befremdlich. Als ihr Bauernhof vor einigen Jahren auf einem Feld Hanf anbaute, „da haben die Leute uns alles abgeschnitten, obwohl es sich ja nur um die Nutzpflanze gehandelt hat“. Die ist für einen Rausch bekanntlich ungeeignet.

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Alles andere als ein dummer Jungenstreich sei der Schilderdiebstahl, betont Steffan: „Das ist ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, denn mit dem Ortsschild wird die Geschwindigkeit geregelt.“ Außerdem sei es natürlich ein Diebstahldelikt, im Fall der herausgerissenen Pfosten könne das sogar als besonders schwerer Diebstahl geahndet werden. Die Stadt kommt der Klau jedenfalls teuer zu stehen: 56 Euro kostet allein das Schild, hinzu kommen die Arbeitskosten, um es wieder aufzustellen.

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