Infos zu geplantenAktionen Warum Landwirte aus dem Rhein-Sieg-Kreis am 8. Januar protestieren

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Beleuchtete Traktoren sind auf den Straßen im Rhein-Sieg-Kreis unterwegs. Das führt zu Staus im Straßenverkehr.

Von der Bundesstraße 8 bogen die Traktoren auf die Europaallee in Hennef, wo die spontane Demonstration am Donnerstagabend endete.

Landwirte werden auch im Rhein-Sieg-Kreis auf den Straßen unterwegs sein. Warum sie protestieren – und was Autofahrer und Pendler erwartet.

Die Angebote der Bundesregierung reichen den Landwirten nicht. Sie  setzen deswegen ihre Protestaktionen am Montag, 8. Januar 2024, fort. Die Aktionen sind bei der Polizei angemeldet. Um 9 Uhr startet in Hennef ein Traktor-Konvoi bestehend aus rund 100 Fahrzeugen über die B8.

Er geht durch Siegburg und soll an der Römerstraße in Troisdorf enden. Am Donrather Dreieck (B484) in Lohmar starten gegen 9 Uhr bis zu 80 Traktoren über die Hauptstraße zunächst in Richtung Siegburg.  An der Römerstraße stoßen die Fahrzeuge zum anderen Konvoi. Gemeinsam geht es dann wieder zurück über die B8 in Richtung Hennef. In Höhe der Wahnbachtalstraße soll sich der Demonstrationsaufzug gegen 17 Uhr auflösen, so die Polizei.

Die Polizei rechnet mit weiteren Protestaktionen, die auch die Autobahnen betreffen

Die Polizei rechnet zusätzlich ab 5 Uhr morgens mit nicht angemeldeten Protestaktionen von Landwirten an Autobahnzufahrten wie die A3 und Verkehrsknotenpunkten im Rhein-Sieg-Kreis. Es werden erhebliche Verkehrsbehinderungen erwartet, so die Polizei.

Das hat auch Auswirkungen auf den Öffentlichen Nahverkehr. Die Stadtwerke Bonn (SWB) rechnen mit erheblichen Beeinträchtigungen im öffentlichen Personennahverkehr. Betroffen sein könnte auch die Linie 66 von Bad Honnef über Königswinter und Bonn nach Siegburg sowie den Bus 640 von Bonn nach Siegburg. 

Auch die Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft (RSVG), die mit zahlreichen Buslinien Siegburg ansteuert, befürchtet Ausfälle und Verspätungen. Es wird empfohlen,  das Reisen am Montag auf das Nötigste zu beschränken und Homeoffice-Möglichkeiten zu nutzen. 

Immer mehr Belastungen sind auf die Landwirte im Rhein-Sieg-Kreis in den letzten Jahren zugekommen

Schäfer Simon Darscheid aus Hennef ist gerade mit seinen Tieren auf der Weide unterwegs, als die Redaktion ihn anruft.„Ich musste mir zwei teure Herdenschutzhunde kaufen, weil plötzlich Wölfe durch die Wälder zogen, die nicht gejagt werden dürfen“, berichtet er über diese Entscheidung der Politiker. Die Futter- und Tierarztkosten für diese Beschützer auf vier Beinen würde ihm keiner ersetzen. Wenn nun auch die Kfz-Befreiungen wegfielen, dann käme irgendwann der Punkt, an dem sich alles nicht mehr rechne. Denn auch das Futter für die Schafe sei im Preis gestiegen.  

Schäfer Simon Darscheid mit seinen beiden Herdenschutzhunden.

Schäfer Simon Darscheid mit seinen beiden Herdenschutzhunden.

Franz-Josef Telohe aus Niederkassel ist für sein Geflügel in der Region bekannt. „Wir haben artgerechte Haltung und darauf legen wir Wert.“ Die Landwirtschaft habe die Klimaziele erreicht, als „Lohn werden wir jetzt bestraft“, ärgert er sich.

Geflügelzüchter Telohe aus Niederkassel mahlt das Korn für seine Tiere täglich selber frisch   

Dass Bauern für landwirtschaftliche Maschinen nun doch keine Kfz-Steuer bezahlen sollen, sei ein erster Erfolg der Proteste gewesen, die allerdings friedlich verlaufen müssen, betont er. Die Steuervergünstigungen für Diesel sei dadurch begründet, weil die Traktoren eigentlich nur auf den Feldern unterwegs seien und nicht auf den Straßen. Das sei auch nachvollziehbar, weil diese Abgaben zur Instandhaltung und Neubau von Straßen und Brücken verwendet werden sollen. Es handele sich somit nicht um Subventionen.

Sorgen macht sich Telohe jetzt, weil der Wegfall der Steuervergünstigungen dazu führe, dass die Preise weiter erhöht werden müssten. Allein die Kosten für Energie seien in den letzten zwei Jahren um 100 Prozent gestiegen. „Wir mahlen das Korn für unser Geflügelfutter täglich frisch, der Strom wird immer teurer.“

Franz-Josef Telohe kontrolliert frisch gelegte Eier auf einer Lichtleiste.

Auch das kostet Strom: Franz-Josef Telohe kontrolliert frisch gelegte Eier.

Irgendwann sei der Punkt erreicht, an dem die Kunden bei Preiserhöhungen nicht mehr mitzögen. Dann käme billigere Ware aus den Nachbarländern auf den Teller. Die heimische Landwirtschaft müsse dann aufgeben. „Tropfenweise sind immer wieder verschiedenste Erhöhungen auf die Landwirtschaft zugekommen, das Fass ist kurz vorm Überlaufen.“       

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