Faszinierend rege präsentiert sich die Sankt Augustinerin Käthe Gottschall bei einem Besuch in ihrer Wohnung im CBT-Wohnhaus St. Monika anlässlich ihres heutigen 100. Geburtstages. Gemütlich ist ihre helle Wohnung eingerichtet, die ihr einen Blick ins Grüne ermöglicht.

Bei Kaffee und sündhaft gutem Kuchen, den ihre Betreuer, die Eheleute Marzik mitgebracht haben, plaudert die gebürtige Leipzigerin über das vergangene Jahrhundert. „Ich war 15 Jahre alt zu Beginn des Krieges und 21 am Ende“, berichtet sie mit festem, doch fatalistischen Tonfall: „Meine ganze Jugend war futsch.“

Familienurlaube fanden im Thüringer Wald statt

So kurz wie dieser Satz ist, so schnell ändert sich die Stimmung bei der Frage nach ihrer Hochzeit. „Ich habe gleich nach dem Krieg Architektur studiert und unterwegs ist mir mein Ehemann zugelaufen“, erzählt sie lachend. Geheiratet hat Käthe Pfister, so ihr Mädchenname, ihren Mann Gerhard Gottschall am 24. April 1948 im Standesamt Weimar, einen Tag vor ihrem 24. Geburtstag.

Nach dem Krieg sei es „drunter und drüber gegangen mit dem Wiederaufbau.“ Ihr Mann war freiberuflicher Maler und durch Kriegsverletzungen „stark beeinträchtigt.“ Käthe Gottschall musste dazuverdienen, nahm eine Stelle als Technische Mitarbeiterin an einer Hochschule in Erfurt an.

„Zwischendurch kamen unsere Kinder Monika und Peter zur Welt, da gab es lange keine Freizeit“, erinnert sie sich. Der Urlaub mit den Kindern habe im Thüringer Wald stattgefunden, im Elternhaus ihres Mannes: „Weiter reichte anfangs das Budget nicht.“ Urlaub an der Müritz und den Brandenburger Seen kamen später dazu.

Bis zu ihrem 96. Lebensjahr tanzte die Sankt Augustinerin

Nachdem sie kurz vor der Wende in den Westen kam, folgten Reisen „nach Italien und in die Schweiz“. Immer mehr beschäftigte sie sich mit der Fotografie. Natur- und Städtebilder sowie Katzenporträts waren ihre Lieblingsobjekte. Als 72-Jährige erhielt sie von ihrem Schwiegersohn einen Computer. Ab da bearbeitete und archivierte die technisch versierte Frau ihre Fotos zuhause am Rechner.

„Sie eignete sich große Fertigkeiten an“, weiß Waltraud Marzik. Sie hatte den Platz an der Seite von Käthe Gottschalls Schwiegersohn Dieter Marzik eingenommen, dessen Frau Monika früh verstarb. „Käthe nahm mich als ihre Tochter an“, so Waltraud Marzik.

Ein weiteres Hobby war das Tanzen, welches die Jubilarin bis zum 96. Lebensjahr „regelmäßig“ pflegte, wie sie verrät. Bis vor zwei Jahren lebte Käthe Gottschall in Lahr / Schwarzwald, bevor Dieter und Waltraud Marzik sie ins Rheinland nach Sankt Augustin holten, wo sie regelmäßig nach ihr schauen und alle Besorgungen machen.

Als „zuvorkommend, nett und immer freundlich“ beschreibt Dieter Marzik seine Schwiegermutter: „Ich habe sie nie abweisend erlebt, sie ist ein großartige Frau.“