Schandfleck„Saure Zitrone“ für Deutzer Bahnhof

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Für den "hässlichsten Ort Kölns" verlieh der Kölner Verkehrsverein der Bahn AG in diesem Jahr die wenig schmeichelhafte Auszeichnung "Saure Zitrone." (Bild: Rakoczy)

Für den "hässlichsten Ort Kölns" verlieh der Kölner Verkehrsverein der Bahn AG in diesem Jahr die wenig schmeichelhafte Auszeichnung "Saure Zitrone." (Bild: Rakoczy)

Deutz – Die „Saure Zitrone“, ein Preis für besonders misslungene Bauten und für Beispiele, wie das Kölner Stadtbild verschandelt wird, geht 2009 - und damit wieder einmal - an die Deutsche Bahn AG. Diesmal steht der Deutzer Bahnhof im Fokus der Kritiker. Der Zustand des für die Messestadt Köln so wichtigen Entrées in die Stadt sei schlicht „eine Zumutung“ klagte Martin Schwieren, Vorsitzender des Kölner Verkehrsvereins, der den Preis ins Leben gerufen hat. Vorplatz und Treppe wirkten vernachlässigt und marode. Außerdem sei der Bahnhof seit vielen Monaten eine Baustelle, „ohne dass Erkennbares geschieht“.

Die Stadt Köln brauche eine „ästhetische Führung“, forderte Schwieren bei der Preisverleihung am Donnerstag, an der die Bahn allerdings nicht teilnahm. Verantwortung und Zuständigkeiten seien in der Stadt nicht klar definiert und würden „hin und her geschoben“. Kölns öffentlicher Raum präsentiere sich ungepflegt. Eine einzelne Zitrone reiche da nicht, eigentlich müsste ein ganzer Zitronenbaum her, meinte Schwieren ironisch. Der Verkehrsverein setze auf „die heilende Kraft der Zitrone“: „Wir bieten viel Vitamin C gegen den Skorbut der Stadt.“

Aus der Bevölkerung seien in diesem Jahr nahezu 50 Vorschläge für die „Saure Zitrone“ eingegangen. Die Rekordzahl zeige, wie schlecht es um Köln stehe. Ob Stromkästen vor historischen Gebäuden, der Schilderwald oder „unsäglich hässliche, teils kaputte Fassaden“ - in Köln fehle „der Blick für das Ensemble“, stellte Jurymitglied und Architekt Kaspar Kraemer fest. Es gebe genügend Beispiele für dringenden Handlungsbedarf, sagte Schwieren und zählte auf - Opernplatz, Parkhaus Unter Goldschmied, die zugemüllten Bahnbögen am Eigelstein und in Ehrenfeld, die Bahnunterführungen an der Trankgasse. Vieles sei „eine Beleidigung für das Auge“. An Oberbürgermeister Jürgen Roters appellierte der Vereinsvorsitzende, Verantwortung zu übernehmen. Der Verein werde nicht nachlassen, den Finger in die Wunden zu legen.

Heinrich Remagen, Vorsitzender von City-Marketing Köln, schlug vor, schon heute die „Saure Zitrone“ für nächstes und übernächstes Jahr auszuschreiben und den möglichen Kandidaten zu sagen, dass man sie im Blick habe. Vielleicht gelinge es auf diese Weise schneller, Verbesserungen herbeizuführen.

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