KEC-Boss Walter zieht Bilanz„Wir haben ein gutes Fundament gelegt“

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Philipp Walter arbeitete von 2003 bis 2016 als Pressesprecher für die Haie. Nach zwei Jahren beim SC Freiburg kehrte er im Sommer 2018 als Geschäftsführer zum KEC zurück. 

  • Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie, zieht im Interview eine Bilanz der abgelaufenen Saison und blickt auf die anstehenden Aufgaben.
  • Der 44-Jährige erklärt die Personalpolitik und warum der KEC zwar elf Spieler abgibt aber nur sechs Neue holen will.

Köln – Herr Walter, Sie sind im vergangenen Sommer vom SC Freiburg zu den Kölner Haien zurückgekehrt. Wie war die DEL-Saison 2018/19 für Sie als Geschäftsführer – kurz zusammengefasst?

Es war ein intensives Jahr, auf das wir zufrieden zurückblicken können. Vieles ist gelungen.

Zum Beispiel was?

Das Ziel, das wir vor der Saison formuliert hatten, Kredit bei den Fans zurückzugewinnen, dass die Zuschauer nach dem letzten Spiel mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, weil sie sich mit der Mannschaft identifizieren – dieses Ziel haben wir erreicht. Wir haben ein gutes Fundament gelegt für die kommenden Jahre.

Es gab am Ende Applaus für die Haie, obwohl sie im Halbfinale von den Adlern Mannheim in vier Spielen hinausgefegt wurden. Ist es wirklich das Ziel des KEC nur durch Kampfgeist zu überzeugen?

Wir haben nicht nur emotional, sondern auch qualitativ überzeugt. Auch in den Spielen gegen Mannheim wäre bei besserer Chancenverwertung mehr drin gewesen.  Wir haben es nie als Ausrede angeführt, aber es war Fakt, dass uns acht Stammspieler gefehlt haben.

Trainer Dan Lacroix ist nun wieder weg. Er wurde im Januar Nachfolger von Peter Draisaitl. Gab es nie die Überlegung, länger mit Lacroix zu arbeiten?

Nein, denn wir haben einen langfristigen Plan bei den Haien, den wir in Schritten umsetzen. Wir brauchten einen Trainer bis zum Saisonende, weil wir die Planung für die nächste Saison parallel vorangetrieben haben.

Heißt: Der neue Coach hat schon lange beim KEC unterschrieben?

Wir sind da schon sehr, sehr weit.

Aber Sie geben immer noch nicht bekannt, dass vom DEL-Konkurrenten Augsburg Mike Stewart nach Köln kommt?

Dazu möchte ich nichts sagen und muss weiter um Geduld bitten.

Sie sprechen von einem längerfristigen Plan, man kann also davon ausgehen, dass der neue Trainer ein Teil davon ist und nicht nur für ein Jahr verpflichtet wird?

Ja. Dazu gehört auch die Vertragsverlängerung mit unserem Sportdirektor Mark Mahon, die wir schon im Januar bekanntgegeben haben.

Wahrscheinlich werden insgesamt elf Spieler die Haie verlassen. Sie wollen aber nur sechs Neue holen, drei Verteidiger und drei Stürmer. Ist das nicht ein bisschen wenig?

Unter denen, die gehen, sind auch Spieler, die wir aufgrund von Verletzungen nachverpflichtet hatten. Rok Ticar zum Beispiel. Oder Steve Pinizzotto. Einen tiefen Kader zu haben, wird ein Ziel sein. Das wollen wir unter anderem mit jungen Spielern erreichen. Die enge Verzahnung mit den Junghaien bleibt ein Teil unserer Philosophie. Entsprechend ist die Kaderplanung ausgerichtet. 

Sie hoffen also, dass viele junge Spieler einen Sprung machen wie Lucas Dumont im letzten Jahr?

Ja, und das können sie nur, wenn sie entsprechend gefördert werden. Mit einem Kooperationspartner, mit Sommertraining, das wir wieder anbieten. Es ist ein Gesamtgebilde, es geht nicht nur um die Bereitstellung einiger Kaderplätze.

Um wie viel Prozent wird der neue Spieleretat gekürzt?

Ich will es so ausdrücken: Es sind Verträge ausgelaufen. Das gibt uns die Möglichkeit, die Kaderplanung effizienter zu gestalten.

Das heißt: Preis-Leistungs-Verhältnisse zu optimieren? Es gab da ja zum Beispiel Verteidiger Alexander Sulzer, der in seinen fünf Jahren in Köln nur 154 Spiele machte.

Man kann natürlich Verletzungen nie vorhersagen, aber im Grunde heißt es das. Wir haben den Anspruch, eine Mannschaft zu bauen, die ein Topteam in der Liga sein kann. Wir hatten auch diese Saison keine reine Kämpfertruppe, die sich nur mit Blut und Schweiß irgendwie über die Ziellinie gerettet hat. Sie hatte herausragenden Teamgeist und sehr viel Qualität, die wir an einigen Stellen noch verbessern wollen. Wir haben ja gesehen, dass wir uns mit der Chancenverwertung schwertaten.

Man kann also festhalten: Es soll weniger Geld ausgegeben werden, die Qualität aber nicht leiden?

Im besten Fall soll die Qualität erhöht werden. Wir wollen effizient sein und eine Mannschaft aufs Eis schicken, die Identität stiftet bei den Fans. Die Leute sollen in die Arena kommen und sagen: Das ist eine tolle Truppe, die kämpft und das Herz in die Hand nimmt  – und gutes Eishockey spielt.

Das Thema Verletzungen zog sich durch die Saison, schon in der Vorbereitung gab es viele Ausfälle. Werden Sie analysieren, ob es nicht nur Pech war, sondern vielleicht auch an der Trainingssteuerung lag?

Es gehört zu einer professionellen Sportorganisation, das zu analysieren. Da gehen wir auch sehr in die Tiefe mit allen Beteiligten. Viele Verletzungen waren Unfälle. Zum Beispiel kam Freddie Tiffels aus den USA, rauschte im ersten Training in einen Gegenspieler hinein und verletzte sich. Alexander Oblinger hat ein Gegenspieler mit der Kufe die Achillessehne zerschnitten. Das hat nichts mit dem Training zu tun. Nichtsdestotrotz werden wir in die Analyse gehen, denn es ist ein Thema, mit dem wir uns alle hier im Klub beschäftigen.

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