Suchhunde am Rotter SeeSpuren im Wasser riechen

Lesezeit 3 Minuten
Cilla hat den Taucher schon gerochen, als er noch unter Wasser war. (Bild: Helfer)

Cilla hat den Taucher schon gerochen, als er noch unter Wasser war. (Bild: Helfer)

Troisdorf – Cilla hat von Anfang an den richtigen Riecher. Schnurstracks schnuppert sich die Deutsch-Kurzhaar-Hündin vom Parkplatz an der Uckendorfer Straße bis hinunter ans Seeufer. Am anderen Ende der langen Leine hat Frauchen Silke Tonn Mühe, hinterher zu kommen. An einer Bucht gehen die beiden ins Wasser, kurz darauf ist das Ziel erreicht: Ein Froschmann taucht auf und tätschelt Cilla. Zur Belohnung gibt es ein Leckerli.

Sommerfrischler wundern sich über das eigenartige Schauspiel, das Zwei- und Vierbeiner am Rotter See bieten. Im Ernstfall, nach einem Badeunfall, könnten sie von den findigen Schnuppernasen profitieren. Cilla ist einer der Hunde, die in den kommenden Tagen zum „Mantrailer“ ausgebildet werden. Die Hunde nehmen die Witterung eines Gesuchten auf - etwa durch ein Wattestäbchen oder eine Badetuch mit Körpergeruch - und machen sich auf die Suche.

„Wir nutzen das natürliche Verhalten des Hundes, das auch dem Wolf hilft, Wild zu finden“, erläutert die Schweizer Tierärztin Marlene Zähner, die mit der Organisation „Maintrailing quality“ an den Rotter See gebeten hatte. Sie betont den Spaßfaktor, den das Aufspüren für die Tiere hat: „Mantrailing ist für die Hunde selbstbelohnend.“ Nachdem sie einige Jahre in den USA mit Bluthunden gearbeitet hatte, brachte sie das Maintrailing 1995 in ihr Heimatland, dann wurde es in ganz Europa zum Begriff.

Der Bluthund ist Zähner zufolge als Rasse am besten für das Aufspüren geeignet. Eher ein Klischee scheint der Bernhardiner mit dem Branntweinfässchen um den Hals zu sein. Die großen Hunde sind Zähner zufolge nicht besser oder schlechter für den Job geeignet als andere Rassen.

Feine Unterschiede gibt es zu Leichenhunden und zu Flächensuchhunden, die in einem großen Areal alle Menschen aufstöbern. Wie am Rotter See beeindruckend belegt, kann ein Spürhund einen Menschen auch im Wasser anhand seines Geruchs ausfindig machen - aber eben nur einen lebenden. Bei einem tödlichen Unfall kann er immerhin die Stelle finden, an der der Verunglückte zuletzt an Land war.

Marlene Zähner hat schon einiges bei Suchaktionen erlebt: den Fund einer toten Vermissten; die ältere Frau mit Selbstmordabsichten, die von Hunden gefunden wurde, bewusstlos und fast verdurstet, aber lebendig. Auch für Nina Schirwath (32), die Mitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes ist, kennt die ernste Seite des Mantrailing, das im Training auf den ersten Blick verspielt und ausgelassen wirken kann. Sie nahm an einer Flächensuche nach den Geschwistern Tom und Sonja teil, die 2003 bei Aachen vermisst wurden. Später stellte sich heraus, dass die Kinder ermordet worden waren.

Jörg Weiß von der deutschen Mantrailing-Quality-Sektion bringt Beruf und Ehrenamt zusammen: Er arbeitet als Polizist in Haldensleben bei Magdeburg und ist Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes. Wie auch Zähner schwört er auf Bluthunde - und für einen ausgebildeten Rüden sind ihm auch schon einmal 8000 bis 9000 Euro angeboten worden. Ein Geschäft, auf dass er sich indes nie eingelassen hätte.

 www.ksta.de/rsa-bilder

KStA abonnieren