Immobilienkonzern mit ProblemenGroße Kölner Bauprojekte stehen still

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Baugrundstück auf der Deutz-Mülheimer-Straße

Baugrundstück auf der Deutz-Mülheimer-Straße

  • Milliardenverluste, fallende Aktienkurse und ein fehlendes Testat eines Wirtschaftsprüfers belasten das Immobilienunternehmen Consus und Muttergesellschaft Adler.
  • Betroffen davon ist nicht nur das „Cologneo“ in Mülheim. Auch ein Bauprojekt in der Innenstadt steht still.

Köln – Leere Sandgruben und verhüllte Gebäude sehen die Kölnerinnen und Kölner dort, wo das Immobilienunternehmen Consus Real Estate eigentlich einen „lebendigen Quartiermix“ versprach. Mehr als 480 Wohnungen auf drei Baufeldern, teilweise mit Dachterrassen, Balkonen und Domblick sollten in Köln-Mülheim auf dem „Cologneo“ getauften Gelände entstehen. Bürogebäude, Einzelhändler und Dienstleister sollten dort ab 2019 einziehen. Fertig ist bisher lediglich eine Kita, die zum Teil im Bestand errichtet wurde. Bis 2023 sollen sämtliche Bauarbeiten abgeschlossen sein – doch davon kann angesichts des Stillstands schon lange keiner mehr ausgehen.

Ähnliche Zeichen in der Kölner Innenstadt an der Stolkgasse: Das ehemalige Briefverteilzentrum wollte Consus in einen Apartmentkomplex namens „CologneApart“ umwandeln. Doch auch diese Baustelle scheint verwaist.

Schlechte Zahlen, fehlendes Testat

Ob es zu baldigen Veränderungen kommt, ist fraglich: Das Immobilienunternehmen Adler, das im Jahr 2020 seine Beteiligung an Consus auf 94 Prozent ausgeweitet hat, hat am Wochenende seinen Jahresabschluss für 2021 vorgelegt, und der bietet wenig Hoffnung. Gerade einmal fünfeinhalb Stunden vor Fristablauf – Adler musste Bedingungen für ausgegebene Anleihen erfüllen – präsentierte das Unternehmen zwar einen Zuwachs von 500 Millionen Euro Einnahmen aus dem Vermietungsgeschäft sowie eine Leerstandsquote von 1,1 Prozent. Aber auch ein negatives Jahresergebnis von 1,17 Milliarden Euro musste man vorlegen – der Großteil davon sei der Abschreibung der Consus-Übernahme zuzuschreiben. Noch im Vorjahr betrug das Ergebnis noch plus 191 Millionen Euro.

Viel mehr als die Zahlen stößt allerdings auf, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG den Jahresabschluss nicht testieren wollte: In einem sogenannten „Disclaimer of Opinion“ erklärte KPMG, dass man nicht in der Lage gewesen sei, ein Prüfungsurteil des Berichts abzugeben. Der Grund: „Die Verweigerung des Zugangs zu bestimmten Informationen über verbundene Unternehmen und Personen“. Ohne ausführliche Informationen also kein Testat.

Aktie eingebrochen

Die Konsequenzen waren drastisch, die Adler-Aktie brach um mehr als 50 Prozent auf zwischenzeitlich vier Euro ein – im Juni vergangenen Jahres lag der Kurs zeitweise noch bei mehr als 25 Euro. Auch die Mitglieder des Verwaltungsrats zogen Konsequenzen: jene, die im Jahr 2021 ein Mandat innehatten, boten ihren Rücktritt mit sofortiger Wirkung an – vier von ihnen gingen, zwei wurden allerdings gebeten, bis Ende Juni im Amt zu bleiben und sich erneut zur Wahl aufzustellen.

Neu dürfte die Situation für Adler aber nicht gewesen sein: Bereits vergangenes Jahr hatte sich das Unternehmen einer Prüfung durch KPMG unterzogen, nachdem das Analysehaus Viceroy Research Adler Betrug unter anderem bei der Bilanz vorgeworfen hatte. KPMG konnte damals allerdings keine Mängel feststellen.

Juristische Lösung „nicht ausgeschlossen“

Wie sich die fragile Situation bei Adler auf Consus auswirkt und wie es um die Projekte CologneApart und Cologneo I steht, ließ Consus auf Anfrage unbeantwortet. Ob die Stadt Köln mit einer baldigen Fertigstellung rechnet, dazu will eine Sprecherin gegenüber dieser Zeitung keine Angaben machen. „Die Stadtverwaltung führt Gespräche mit Adler/Consus – und wird auch weitere Gespräche führen – zu den noch zu stellenden Bauanträgen sowie zu den Bauverpflichtungen“, sagt sie. Baugenehmigungen gibt es für einzelne Flächen auf dem Gelände nämlich schon lange.

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Deutlicher erklärt sich aber der Vermögensverwalter Swiss Life Asset Managers, der im Jahr 2018 Teile von Cologneo I von der CG-Gruppe, einer später von Consus übernommenen Immobilienentwicklungsgesellschaft, erworben hatte. Das Quartier sollte Teil eines offenen Spezial-AIFs werden. „Seit dem Übergang auf die Consus Real Estate in 2020 beobachten wir starke Bauverzögerungen, die mittlerweile nahezu einem Baustopp entsprechen“, erklärt ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung.

Weder hätten diese Verzögerungen mit staatlicher Handlung, pandemiebedingten Sicherheitsmaßnahmen noch mit Forderungen des Investors zu tun. Swiss Life befinde sich im Austausch mit Consus und Adler, um möglichst zeitnah eine Lösung zu finden. „Auch eine juristische Lösung – was weitere Verzögerungen befürchten ließe – können wir leider zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen“, so der Sprecher.

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