Wissing fordert „Weihnachtsfrieden“GDL-Streiks drohen: Kommt es zum Bahn-Chaos in der Weihnachtszeit?

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Leere Bahnsteige am Kölner Hauptbahnhof: Im Tarifstreit zwischen GDL und Deutscher Bahn drohen Streiks – auch in der Weihnachtszeit.

Leere Bahnsteige am Kölner Hauptbahnhof: Im Tarifstreit zwischen GDL und Deutscher Bahn drohen Streiks – auch in der Weihnachtszeit.

Die Deutsche Bahn arbeitet an einem Notfahrplan für den Fall von Streiks über Weihnachten. Am Donnerstag stehen die näcshsten Gespräche an.

Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) sind auch Streiks an Weihnachten bislang nicht ausgeschlossen. An den Feiertagen nutzen deutlich mehr Gäste die Bahn, um etwa Familien zu besuchen. Für die GDL sind aber wohl auch die Weihnachtstage für den Arbeitskampf nicht vom Tisch – auch weil sie sich von der Bahn provoziert fühlt.

Nach der Auftaktrunde der Tarifverhandlungen hatte die Bahn ein Angebot über 11 Prozent Lohnerhöhung und eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2850 Euro in Aussicht gestellt. Die GDL wollte aufgrund dieser ersten Aussicht die Verhandlungen fortsetzen, wöchentlich soll nun beraten werden. Dass Bahn-Manager Martin Seiler das Angebot als „abschließend“ bezeichnete, empfindet die Lokführer-Gewerkschaft als „klare Provokation in Richtung GDL“, hieß es in einem Statement.

GDL stellt Forderungen an Bahn: Bessere Löhne, Inflationsausgleich, weniger Arbeitszeit

Die GDL kritisiert weiter, dass mit der Inflationsausgleichsprämie offenbar eine „Friedenspflicht“ einhergehen soll, also keine weiteren Streiks für ein Jahr. Dagegen stellt sich die GDL klar und macht deutlich: „Auch wenn der Arbeitgeber bewusst provoziert, wird die GDL keinesfalls über das hingehaltene Stöckchen springen. Behält er seine Blockade-Haltung bei, muss er sich weiterhin auf Arbeitskämpfe einstellen!“.

Die GDL notiert auch einen kleinen Fortschritt: Sie begrüßte ebenfalls die wöchentlichen Verhandlungen, der nächste Termin ist für Donnerstag (16. November) angesetzt. Die Lokführer fordern eine Lohnerhöhung um 555 Euro bei gleichzeitiger 35-Stunden-Woche, einen Inflationsausgleich von 3000 Euro (1500 für Azubis), sowie mehr Arbeitgeberanteil an der betrieblichen Altersvorsorge und der Ausbildungsvergütung.

Tarifstreit und Streik-Gefahr: Bahn erstellt Notfahrplan für Weihnachten

Die Deutsche Bahn rüstet sich derweil für mögliche Streiks in den kommenden Wochen. Nach Angaben einer Bahn-Sprecherin vom Sonntag wurde bereits ein Notfahrplan erstellt. Sie bestätigte damit einen Bericht der „Bild am Sonntag“. Nach diesem Fahrplan würden im Fernverkehr „weniger als 20 Prozent des Regelangebots“ eingesetzt. Möglichst lange Züge sollen dann aber möglichst viele Reisende ans Ziel bringen.

Start der Tarifverhandlungen in Hannover: Bahn-Personalvorstand Martin Seiler (r.) trifft GDL-Chef Claus Weselsky.

Start der Tarifverhandlungen in Hannover: Bahn-Personalvorstand Martin Seiler (r.) trifft GDL-Chef Claus Weselsky.

So soll zum Beispiel ein 376 Meter langer ICE mit 918 Sitzplätzen auf besonders stark nachgefragten Verbindungen fahren - etwa von Hamburg über Köln, Frankfurt und Stuttgart nach München, wie die Sprecherin mitteilte. Auch „einige“ grenzüberschreitende Verbindungen könnten während eines Lokführerstreiks aufrechterhalten werden, weil ausländische Fahrer die Züge steuern.

Der Einsatz von Bussen sei hingegen „leider nicht möglich“. Es gibt der Sprecherin zufolge weder ausreichend Fahrzeuge noch Fahrpersonal, um „spontan und flächendeckend“ die Kapazitäten von Zügen zu ersetzen und einen verlässlichen Fahrplan anbieten zu können.

Bahn-Streit: Verkehrsminister Volker Wissing fordert „Weihnachtsfrieden“

Zu dem Tarifkonflikt zwischen GDL und DB hat sich auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) eingeschaltet. Wissing mahnte die GDL, nicht in der Weihnachtszeit zu streiken: „Weihnachten gilt als die Zeit des Friedens – darüber sollten sich alle Tarifparteien Gedanken machen“, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Gerade über die Weihnachtstage wollten die Menschen Verwandte und Freunde besuchen. Daher könne er nur „an alle Tarifparteien appellieren, sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst zu sein und mögliche Maßnahmen so zu gestalten, dass Menschen nicht darunter leiden müssen“. (mab mit dpa/afp)

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