KolumneWas Leserinnen und Leser lesen

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Eine Frau liest auf der Buchmesse in Leipzig (Archivbild)

Unzählige Literaturtipps erhielt unser Kolumnist von Leserinnen und Lesern. (Symbolbild)

Nach seinem Aufruf,  für die letzten 566 (Sach-)Bücher seines Lebens Tipps zu geben, ist unser Kolumnist mit Vorschlägen geflutet worden. Ein Auszug.

Wenn es ihm schlecht gehe, hat der Schriftsteller Philippe Djian mal gesagt, gehe er „nicht in die Apotheke, sondern zu seinem Buchhändler“. Es gibt kaum ein tauglicheres Therapeutikum als ein gutes Buch. Nach meinem Aufruf, mir für die letzten 566 (Sach-)Bücher meines Lebens Tipps zu geben, bin ich mit Vorschlägen geflutet worden. Hier kommt ein Auszug (und danke auch an alle anderen!):

So rät Savo I. zu „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Ware. Der etwas morbide Titel ergibt Sinn, schließlich geht es um die 566 letzten Bücher auf der Zielgeraden der Lebensliteratur. Katrin F. schriebt, sie habe der Titel „Föhrenwald, das vergessene Schtetl“ von Alois Berger „fast in einen Bann gezogen“. Es ist die wahre Geschichte über mehr als 5000 Juden, die als Überlebende des Holocaust im bayerischen Wolfratshausen lebten – mitsamt jiddischer Zeitung und eigener Polizei –, bis der Ort 1957 aufgelöst und vergessen wurde.

Dieter K. rät zu „Spleen Royale“ von Tania Kibermanis – einem Buch über Exzentriker, das er mit „großem Vergnügen“ gelesen habe. Christoph M. rät zur Lektüre des „Topographischen Atlas Niedersachsen und Bremen“ von 1975 – und berichtet, der lade „zur Erkundung auch vermeintlich langweiliger Gegenden ein“ und belohne mit Sätzen wie „Die wertvollsten Böden weisen die Wurten auf, die in Wursten Wierden genannt werden“. Grandios!

„Es ist ein Fest, dieses Buch zu lesen“

Gudrun F. empfiehlt Tilman Birrs Berlin-Panoptikum „Wie sind Sie hier reingekommen?“, dessen Protagonist sich mit Vicco von Bülow anfreundet. Dagmar I. weist auf Elke Heidenreichs „Frau Dr. Moormann & ich“ hin, das sich mit seinen 85 Seiten „wunderbar zwischen Kindern, Netflix und Straßenlärm lesen lässt“. Ein weiterer Christoph M. lädt mich zu „Blau“ von Jürgen Goldstein ein („Es ist ein Fest, dieses Buch zu lesen“).

Leserin Christine R. empfiehlt unter anderem „Fuchs 8“ von George Saunders, das man auch vorlesen könne („Nur aufpassen, falls man weinen muss“). Andrea T. („Ich kann an keiner Bibliothek und keinem Buchladen vorbeigehen, ohne hinterher schwer zu tragen“) gefiel zuletzt „...?und nie kann ich vergessen“, die Erinnerungen des Stalingrad-Überlebenden Hans-Erdmann Schönbeck. Anja W. rät zu „Die Welt ist laut – Eine Geschichte des Lärms“ von Kai-Ove Kessler. Anja B. hingegen empfiehlt Joachim Meyerhoffs „Hamster im hinteren Stromgebiet“, auch wenn es ein Roman ist. Und Stephan R. rühmt die Ida-Rabe-Reihe von Lea Stein, darunter „Alte Schuld“; der Krimi spielt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg.

Andrea K. weist mich auf „Alles geben“ des Fußballers Neven Subotic hin, Bernd R. auf „Superyachten“ (als Symbole des Superkapitalismus) von Grégory Salle, und Inge S. schickt ein Telegramm (!) mit einem Hinweis auf „Du bist in einer Krise. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt wird alles gut!“ von Anastasia Umrik. Kurz: Es sind genügend Buchtipps für mehr als ein Leben. Wer solche Leser hat, braucht keine Drogen. Schönes Wochenende!


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