„Ich sag's!“Köln startet Kampagne gegen sexuelle Belästigung in Bädern

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Eines von sechs Kampagnen-Plakaten gegen sexuelle Belästigung in Kölns Schwimmbädern zeigt einen Mann, der einem Mädchen unter Wasser an den Po greift, darüber steht in großen Buchstaben: „Stopp Grabschen verboten!“

Eines von sechs Plakaten der Kölner Kampagne gegen sexualisierte Gewalt in Schwimmbädern, das künftig in allen Kölner Bädern aufgehängt wird.

Ein Kölner Netzwerk startet zum Beginn der Freibadsaison eine Aktion zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in Kölns Schwimmbädern. 

Bloßgestellt, begrabscht, belästigt: Sexualisierte Gewalt geschieht in Schwimmbädern, wie auch andernorts im öffentlichen Raum häufiger, als man glaubt. Mit der Kampagne „Ich sag's!“ möchten die Köln-Bäder, die Kölner Fachberatungsstellen „Zartbitter“, „Kinderschutzbund“ und „Lobby für Mädchen“ gemeinsam mit dem Stadtsportbund und der Polizei Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen in Kölns Schwimmbädern schützen.

„Wir sind froh, gemeinsam mit kompetenten Kölner Partnern eine Kampagne erarbeitet zu haben, mit der wir jungen Menschen in unseren Bädern Schutz bieten und sie ermutigen möchten, darüber zu reden, wenn sie sexualisierte Gewalt erfahren oder bei anderen erleben“, sagt Claudia Heckmann. Die Geschäftsführerin der Köln-Bäder erklärt damit auch gleich die Botschaft des Kampagnen-Slogans: „Ich sag's!“ soll betroffenen Kindern und Jugendlichen Mut machen, sich Hilfe beim Badpersonal zu holen – und Täterinnen und Tätern zeigen: Wir haben euch im Blick.

Kölner Kampagne soll Kinder ermutigen und Täter abschrecken

Das Personal der Köln-Bäder für diesen Blick auf grenzverletzende oder übergriffige Situationen zu sensibilisieren, sie darüber aufzuklären, wie sie darauf adäquat reagieren und wann es sinnvoll ist, die Polizei einzuschalten, ist Inhalt des Schulungsprogramms, das die Kooperationspartner gemeinsam eigens für die Kampagne entwickelt haben. Mehr als 100 von 300 Mitarbeitende der Köln-Bäder haben bereits daran teilgenommen. 

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Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht, sich im Schwimmbad wohlzufühlen. Wir möchten ihnen mit unserer gemeinsamen Aktion vermitteln: Hilfe holen ist kein Petzen und kein Verrat, sondern mutig
Philipp Büschel von „Zartbitter.“

Andere Bausteine der innerhalb von nur sechs Monaten erarbeiteten Kampagne sind Plakate, Flyer und wasserfeste Armbänder mit der Aufschrift „Ich sag’s!“, die ab sofort in allen Kölner Bädern verteilt werden.

Die kindgerechten, ermutigenden statt abschreckenden Motive stammen aus der Feder der Kölner Illustratorin Dorothee Wolters. Sie greifen typische, grenzverletzende oder auch strafrechtlich relevante Situationen in Schwimmbädern auf. Und sie sensibilisieren dafür, dass Beleidigungen oder Bikini-Hose-Runterziehen im Schwimmbad genauso tabu sind wie heimliches Filmen in der Umkleidekabine. 

Vertreterinnen und Vertreter des Kölner Netzwerks gegen sexuelle Belästigung in Schwimmbädern stehen zum Start ihrer Kampagne „Ich sag's“ um einen Flyer herum, der ein Kind im Badeanzug zeigt, im Hintergrund ermahnt ein Schwimmmeister einen Jungen, daneben steht ein Rettungsring mit Armen und Beinen, der ein Schild in der Hand hält mit der Aufschrift: Hier ist kein Platz für sexuelle Belästigung.

Vertreterinnen und Vertreter des Kölner Netzwerks gegen sexuelle Belästigung in Schwimmbädern zum Start ihrer Kampagne „Ich sag's“.

Damit sich alle Kinder in Kölner Schwimmbädern wohlfühlen

Das Ziel der Kampagne bringt Philipp Büscher von „Zartbitter“ auf den Punkt: „Alle Kinder haben das Recht, sich im Schwimmbad wohlzufühlen und Spaß zu haben. Wir möchten ihnen vermitteln: Hilfe holen ist kein Petzen und kein Verrat, sondern mutig.“

Mutig ist auch, dass sich die KölnBäder sich so deutlich positionieren, sexualisierte Gewalt zum Thema machen und reflektieren, wie sie damit umgehen
Stefan Hausschild, Kinderschutzbund Köln

„Mutig ist auch, dass die Köln-Bäder sexualisierte Gewalt zum Thema machen und reflektieren, wie sie damit umgehen“, sagt Stefan Hausschild vom Kinderschutzbund Köln. Doch in Anbetracht der hohen Besucherzahl ist das Personal begrenzt in seinen Möglichkeiten, weshalb Anna Kuss von „Lobby für Mädchen“ daran erinnert, dass „Prävention eine Gemeinschaftsaufgabe ist, an der wir uns alle beteiligen müssen, um Kinder und Jugendliche nachhaltig zu schützen.“

Das neue Kölner Netzwerk zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Belästigung in Schwimmbädern, das in dieser Form der Kooperation einmalig in Köln ist, leiste einen vorbildlichen Beitrag dazu. 

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