Eine Tote, fünf Verletzte17-jähriger Autofahrer liegt nach Flucht vor Polizei im Koma

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Kerzen und ein Plüsch-Tiger stehen an der Unfallstelle am Rheinufer in Köln-Niehl.

An der Unfallstelle am Rheinufer in Niehl hat jemand Kerzen und ein Plüschtier aufgestellt.

Der Fahrer hatte zunächst auf Geheiß der Polizei angehalten, gab dann aber „Vollgas“ und flüchtete.

Nach dem tödlichen Autounfall am Niehler Rheinufer in der Nacht zum Sonntag liegt der 17 Jahre alte Fahrer im künstlichen Koma. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Straßenverkehrs. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Zeugen seien zu vernehmen, Mobiltelefone würden ausgewertet.

Der mit fünf Jugendlichen und einem 18-Jährigen besetzte Audi Q2 war gegen 1 Uhr auf der Flucht vor der Polizei am Niehler Damm/Bremerhavener Straße gegen eine Mauer gerast. Eine 16 Jahre alte Insassin starb, die übrigen fünf wurden bei dem heftigen Aufprall verletzt, sind aber außer Lebensgefahr. Der Fahrer hat keinen Führerschein und soll alkoholisiert gewesen sein. Fast alle Beteiligten wohnen in Köln. 

Köln: Polizei ermittelt, wie der 17-Jährige an den Mietwagen gelangte

„Ein besonderes Augenmerk dient der Unfallrekonstruktion“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. „Darüber hinaus ist zu klären, wie und unter welchen Umständen der Beschuldigte an den Mietwagen gelangt ist.“ Wie es heißt, soll der 17-Jährige bereits in der Vergangenheit wegen Verkehrsvergehen aufgefallen sein.

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Seinen Ausgang hatte das tödliche Geschehen ungefähr eine halbe Stunde vor dem Unfall in Ehrenfeld genommen. Zeugen hatten beobachtet, wie der 17-Jährige sich mutmaßlich betrunken ans Steuer des Mietwagens gesetzt hatte und seine fünf jungen Bekannten zugestiegen waren. Die Gruppe soll zuvor auf einer Party gewesen sein. Die Zeugen alarmierten die Polizei.

Das völlig zerstörte Unfallauto auf dem Niehler Damm

Das völlig zerstörte Unfallauto auf dem Niehler Damm

Eine Streife entdeckte den Audi kurz darauf auf der Venloer Straße/Ecke Hansemannstraße. Die Beamten gaben dem Fahrer per Lichtzeichen Signal anzuhalten, was dieser auch tat. Die Polizisten stiegen aus, um ihn zu kontrollieren und sich das Fahrzeug näher anzusehen. Doch plötzlich soll der 17-Jährige laut Polizei „Vollgas“ gegeben haben – er raste über die Venloer Straße und dann weiter über den Ehrenfeldgürtel oder über die Innere Kanalstraße auf die Autobahn 57. Mehrere Streifenwagen nahmen die Verfolgung auf.

Irgendwo auf der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Ehrenfeld und Longerich verlor die Polizei den Audi aus den Augen. Nur Minuten später meldete eine Zeugin über 110 den schweren Unfall am Niehler Damm, etwa zehn Kilometer entfernt – sie hätte soeben einen Knall gehört, teilte sie der Leitstelle mit. Ein Streifenwagen sei zu diesem Zeitpunkt nicht in unmittelbarer Nähe gewesen, heißt es von der Polizei.

Köln: Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten betreut werden

Am Montagvormittag liegen noch immer Trümmerteile im Gebüsch hinter der hüfthohen Mauer, gegen die das Auto geprallt war. Vor der Mauer stehen Kerzen, jemand hat einen kleinen Tiger aus Plüsch daneben gestellt. Immer wieder bleiben Spaziergänger stehen und betrachten die Unfallstelle. Die Deckplatten der Betonmauer sind verschoben, so heftig war der Aufprall. Der Mietwagen hat sich anschließend offenbar überschlagen.

Die neongelben Unfallmarkierungen der Polizei auf der Fahrbahn sind spärlich. Es gibt so gut wie keine Spuren auf dem Asphalt. Dort, wo die Bremerhavener Straße im 90-Grad-Winkel auf den Niehler Damm führt, ist das Auto dem Anschein nach einfach geradeaus weiter gegen die Mauer gefahren. Bremsspuren sind zumindest auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr war die Rettung der sechs eingeklemmten Insassen alles andere als Routine. Im Gegenteil, solche Bilder wirken nach, erzählt einer, der dabei war. Nicht alle Insassen waren angeschnallt, für sechs Personen ist der Kompakt-SUV nicht ausgelegt.

Dreieinhalb Stunden dauerte der Feuerwehreinsatz. Anschließend, gegen fünf Uhr morgens, setzten sich die Einsatzkräfte noch zu einer Nachbesprechung auf der Wache zusammen, um das Erlebte besser verarbeiten zu können. 

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