„Welche Farbe tut dir gut?“ZDF-Design-Expertin aus Köln nennt No-Gos beim Einrichten

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Die Design-Expertin Ann-Kathrin Otto steht auf der Außenterasse des Café Hallmackenreuther am Brüsseler Platz. Hier hat sie bei der Umgestaltung 2019 entscheidend mitgewirkt.

Köln: Design-Expertin Ann-Kathrin Otto bringt ihr neues Buch „Akos Wohnart“ heraus: Hier bündelt sie Einrichtungstipps und persönliche Erfahrungen.

Design-Expertin Ann-Kathrin Otto ist aus der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ bekannt. Sie ist die Schwester des Kölner Reggaestars Gentleman.

Wenn Ann-Kathrin Ottos Rat in Einrichtungsfragen verlangt wird, dann gleicht das auch einer Reise zur Persönlichkeit des Menschen. Deswegen werde sie auch immer stutzig, wenn jemand sagt: ‚Machen Sie mal‘. „Ich kann mir einen Ast abdesignen, Marienkäfer an die Wand malen oder die Wände schwarz anstreichen. Aber es kommt ja darauf an: Was braucht der Mensch gerade? Das gilt es herauszufinden“, sagt die 55-Jährige.

Ottos Bruder ist Reggae-Star Gentleman

Wir treffen die Designexpertin, die seit 18 Jahren im ZDF-Morgenmagazin „Volle Kanne“ Räume neu gestaltet, im Café Hallmackenreuther im Belgischen Viertel. Die im Retro-Stil eingerichtete Bar ist Ottos Wohnzimmer. Bei der letzten Renovierung hat sie entscheidend mitgewirkt. Hier also erzählt Otto, Schwester des Reggae-Stars Gentleman, von ihrem Job.

Der beschäftigt sich vordergründig zwar mit Äußerlichkeiten, gehe aber ins Eingemachte und erfordere großes Empathievermögen: Das Bedürfnis nach Veränderung gehe nämlich, so Otto, auch häufig mit Einschnitten im Leben einher. Trennungen, Kinder, neue Partner – Möbel ziehen aus, die Wände brauchen einen neuen Anstrich. So manch einer weiß da nicht weiter. Hier ist Ottos Expertise gefragt.

Neues Buch von Ako bündelt Tipps und Erfahrungen

Diese gibt es nun auch zum Nachlesen, denn ihre Erfahrungen bündelt die gelernte Theatermalerin und Filmaustatterin in ihrem neuen Buch „Akos WohnArt. So geht gutes Einrichten“. Die 160 Seiten sind Ratgeber, Bilderbuch aber auch persönlicher Erfahrungsbericht: Otto illustriert bestimmte Stile an konkreten Beispielen von Monochrom bis Bohemian Style oder die 60er Jahre. Die Wirkung von Farbe ist das Thema des ersten Kapitels.

Wenn Menschen in ihren Überlegungen feststecken, macht Otto eins: „Ich lege die Farbkarten. Ein Beispiel: Jemand hat sich getrennt, hat einen neuen, weißen Raum. Alles Gerümpel von dem oder der Ex ist weg. Dann frage ich: Welche Farbe tut dir gut? Ich lasse erst einmal die Impulse kommen und die greifen manchmal plötzlich: dann heißt es grün, oder blau und nein, rot geht gar nicht.“

No-Go beim Einrichten: Nur weiße Wände

Suspekt kommt es Otto vor, wenn alles perfekt nach Trends eingerichtet ist, ohne Ecken und Kanten. „Gutes Design macht aus, wenn du spürst, der Raum hat Geschichte, der ist gewachsen.“ Klar, Geschmack sei subjektiv, und dennoch gibt es No-Gos beim Einrichten, findet die Kölnerin. „Das Tanzsaal-Prinzip: Man hat einen quadratischen Raum und die Leute stellen alle Möbel voller Angst an die Wand. Dann sage ich: ‚Versuch mal den Raum in Bereiche zu unterteilen, dann wirkt er plötzlich viel größer“.

Weitere No-Gos seien nur weiße Wände oder nicht mit Licht umgehen zu können. „Das ist der größte Fehler für mich. Punktuelle, verschiedene Lichtquellen zuzulassen, zum Beispiel die Leselampe am Sofa, macht ganz viel Behaglichkeit aus.“

Mein Bruder ist mit 17 nach Jamaika gegangen, ich stehe auf einer Bühne und male und mein Bruder in seinem Restaurant steht auch irgendwie jeden Abend auf einer Bühne
Ann-Kathrin Otto, Design-Expertin vom ZDF-Morgenmagazin „Volle Kanne“

Die Geschwister Otto sind in einem Pfarrhaushalt groß geworden

Die Kreativität von Ann-Kathrin Otto lässt sich nicht verorten, wenn man nicht auch auf ihre Biografie schaut. Auch in ihrem Buch rekurriert sie häufig auf Kindheitserinnerungen. „Wir sind in einem Pfarrhaushalt groß geworden, der laut war und offen. Es wurde diskutiert und das Allerwichtigste: Es wurde unglaublich viel improvisiert. Die Türen waren immer auf, meine Brüder und ich, sind selbstverständlich im Umgang damit groß geworden, fremde Menschen reinzulassen. Die Missionare kamen, die Bischöfe kamen.“

Der Vater stand als Pfarrer auf der Kanzel, die Mutter aber sei der Tausendsassa im Design gewesen. Wenn es um die Geschwister Otto geht, dann ist die Mutter auch heute noch zentrale Figur: „Meine Mutter, sage ich immer, ist der Hauptbahnhof, die weiß alles, wenn wir alle in der Welt verstreut sind. Meine Geschwister und ich, wir sind dicke, sehr verbunden.“

Jeder habe auf seine Art die Kreativität aufgesogen, aber auch den Ausbruch aus dem Elternhaus gesucht. „Mein Bruder ist mit 17 nach Jamaika gegangen und hat auf Patois gesungen, ich stehe auf der Bühne und male und mein Bruder in Ehrenfeld, in seinem Wicleff-Restaurant, ist irgendwie auch auf der Bühne jeden Abend.“

„Akos Wohnart. So geht gutes Einrichten“, ISBN: 978-3-95843-989-4, 24,95 Euro, Heel Verlag.

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