Signcafé in SülzEinmalig in Köln: Ein Café, in dem Gehörlose im Service mitarbeiten

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Eine Frau und ein Mann an einer Kaffeemaschine

Das neue Signcafe in Sülz ist das erste der Stadt, in dem Gehörlose im Service mitarbeiten. Hier sind es Jaqueline Sheetz und Zero Omar.

Inklusion ist in der Gastronomie oft kein Fremdwort mehr. Im neuen Signcafé in Sülz muss jeder, der hier arbeitet, die Gebärdensprache beherrschen.

Es ist nicht einfach nur ein neues Café, das vor nicht allzu langer Zeit in Sülz eröffnet hat, es ist eine konzeptionelle Rarität. Gastronomische Einrichtungen, die den Gedanken der Inklusion berücksichtigen, wie etwa das Wo ist Tom, das zuletzt schon seine zweite Filiale eröffnet hat, findet man inzwischen zwar immer öfter, aber Cafés, die Gehörlose beschäftigen, gibt es bisher nur vereinzelt. Nun hat Köln eines, in dem nicht nur festangestellte Gehörlose arbeiten, sondern jeder, der hinter der Theke stehen möchte, die Gebärdensprache können muss, um in der Lage zu sein, zwischen Hörenden und Nichthörenden zu vermitteln.

Verständigung mit Zeichen

Menschen wie Zero Omar und Jaqueline Sheetz amüsieren sich darüber, dass viele Gäste im neuen Signcafé fragen, wie der Name zustande gekommen ist. Beide sind gehörlos und kommunizieren selbstverständlich mithilfe von Zeichen – Englisch: Signs. Und sie tragen T-Shirts, auf denen neben dem Café-Logo der wohl schönste Satz der Welt in Zeichensprache aufgedruckt ist: I love you!

Lockige Frau hinter Kuchentheke

Café-Inhaberin Angela Herbig

Wenn sich Gehörlose in der Gastronomie bewerben, kommt meist die Frage: „Wie soll das funktionieren?“ In der Regel werden diese Menschen – wenn überhaupt – in die Küche geschickt, sagt Angela Herbig. Sie ist Sozialpädagogin und hat gemeinsam mit Joanna Prasal-Cronin „Signcom“ gegründet, ein Unternehmen, das „Menschen eine barrierefreie Kommunikation ermöglichen“ möchte. Dazu gehört unter anderem ein Projekt, das gehörlose junge Menschen und Studenten mit Gehör unter einem Dach zusammenbringt.

Café befindet sich im Neubau der Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz

Mit dem Café in etwas versteckter Lage hat Herbig sich nach eigenen Worten einen schon lang gehegten Traum erfüllt. Ursprünglich habe die Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz eG in dem Neubau an der Palanterstraße einen Waschsalon mit Kaffee-Theke einrichten wollen. Nun ist genau dort, wo nach ursprünglichem Plan eine Trommel Buntes nach der anderen hätte geschleudert werden sollen, eine einladende Sitznische entstanden.

Sitzecke im Café

Hier sollte nach ursprünglichem Plan der Platz für die Waschmaschinen sein.

Sie liebe guten Kaffee, sagt Angela Herbig. Deswegen hat die 57-Jährige bei der Anschaffung der Espressomaschine auch keine halben Sachen gemacht, sich für eine Marzocco entschieden und direkt einen erfahrenen Barista gebucht, der das gesamte Team, darunter auch Sohn Florens, fit gemacht hat bei der Kaffee-Zubereitung.

Belegte Stullen, die satt machen

Es gibt zwei Röstungen – fruchtig oder schokoladig-nussig, und es gibt neben den Kaffee-Spezialitäten aus der Siebträgermaschine (der Cappuccino kostet 3,40 Euro) auch immer frisch aufgebrühten Filterkaffee. Ansonsten hat sich das Café auf „belegte Stullen“ spezialisiert. Die kosten zwölf Euro, sind aber so üppig belegt, dass Herbig jedem garantiert: „Danach sind Sie satt!“

Außerdem stehen Kuchen zur Wahl: der vegane Apfel (3,60 Euro) oder der momentane Bestseller, ein glutenfreier Schokoladenkuchen für 3,20 Euro das Stück, oder Bienenstich für 2,90 Euro. In Kürze wird das Café zusätzlich von der Sülzer Konditorei und Patisserie „Frollein Zuckerfee“ beliefert werden. Hinzu kommt Speiseeis vom Eisfeld, einer Manufaktur in Ehrenfeld sowie Ahrweine von Winzern, „mit denen wir befreundet sind“.

Herbig stellt öfter fest, dass sich Menschen „nicht so richtig reintrauen“, weil sie glauben, in dem Café seien nur Gehörlose willkommen. Das stimme natürlich nicht. Selbst beim Gebärdenstammtisch, der jeden Samstag von 11 bis 13 Uhr stattfindet, sind auch Hörende herzlich willkommen.


Signcafe, Palanterstraße 36/Ecke Marsiliusstraße, 50 937 Köln. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-18 Uhr,

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