Für einen sicheren SchulwegKretzerstraße in Köln-Nippes soll morgens und mittags gesperrt werden

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Der Eingang zur Schule

Die Bezirksvertretung will die Verkehrssituation vor der Schule entschärfen.

Die Kretzerstraße in Nippes, an der eine Grundschule liegt, soll in den Morgen- und Mittagsstunden zur gesperrten „Schulstraße“ werden.

Die Kretzerstraße, nördlich des Clouth-Areals gelegen, soll zu Schulbeginn und -schluss zu einer für den motorisierten Verkehr gesperrten „Schulstraße“ werden. An der Sackgasse liegt eine Grundschule, die 2015 eröffnete Inklusive Offene Ganztagsschule (IOGS) Kretzerstraße. Nach kontroverser Debatte beschloss die Bezirksvertretung Nippes mehrheitlich den Antrag des Mehrheitsbündnisses aus Grünen-Fraktion, der Fraktion Gut & Klimafreunde sowie FDP und Linken. Die CDU stimmte gegen den Antrag, die SPD enthielt sich. Vor der Einführung des temporären Durchfahrtsverbots soll die Nachbarschaft beteiligt werden. Auch die genauen Zeiten der Sperrung, vor allem mittags, wären noch zu klären.

Die Verantwortlichen der Schule an der Kretzerstraße in Köln-Nippes meldeten sich bei Bezirksvertretern

Für den Antrag war die Schule selbst an die Bezirksvertretung herangetreten. Hintergrund sind die von Eltern und Lehrkräften beobachteten brenzligen Situationen während der Hol- und Bringzeit, insbesondere durch Elterntaxen. Die Kretzerstraße ist beengt; zusätzlich gibt es derzeit Baustellen. Mehrfach habe es bereits gefährliche Situationen durch Autos gegeben, die in der engen Straße angefahren kommen und wenden müssen. Am 22. September hatte die Schule am stadtweiten „Kidical Mass“-Aktionstag teilgenommen und die Kretzerstraße im Rahmen einer Demonstration für den Verkehr sperren lassen. Hintergrund ist der Ruf nach einem sicheren Schulweg und die Forderung, per Rad oder zu Fuß zur Schule zu kommen. Für die Schulstraße läuft derzeit ein Pilotprojekt an zwei Standorten in Hannover.

Fahrräder und Autos stehen vor dem Schuleingang.

Am Morgen und nach Schulschluss herrscht vor der Schule Chaos.

„Wir erleben öfters brenzlige Situationen vor dem Schuleingang“, so eine Lehrerin aus dem Kollegium, die kurz vor Schulbeginn am Eingang steht. „Deshalb wünschen wir uns die Schulstraße. Außerdem haben wir vor, die Fahrradständer auf dem Schulhof vor den Eingang zu versetzen, um mehr Platz auf dem Pausenhof zu schaffen.“ An jenem Morgen bleiben besondere Vorkommnisse jedoch aus – die meisten Eltern halten bereits an der Xantener Straße; die große Mehrzahl der Mädchen und Jungen kommt ohnehin zu Fuß, per Rad oder Tretroller. Probleme auf dem Schulweg bestehen jedoch auch entlang der Xantener Straße: Die Straße ist durch Bauarbeiten auf dem benachbarten Clouth-Gelände stellenweise eingeengt, zudem ist sie derzeit eine Ausweichroute für die Niehler Straße, die in Fahrtrichtung stadtauswärts wegen einer Baustelle gesperrt ist.

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Verkehrsprobleme herrschen auch an der Xantener Straße in Nippes

„Kinder haben das Recht auf einen sicheren Schulweg, und die IOGS hat an Kidical-Mass-Tag teilgenommen. Die Kinder wünschen sich die Sperrung, die Schulgemeinschaft steht dahinter“, warb Inga Feuser (Gut & Klimafreunde) für den Antrag. „Erste Versuche mit Schulstraßen in anderen Großstädten belegen eindeutig, dass sie ein geeignetes Instrument sind, die Sicherheit auf dem Schulweg zu erhöhen, ohne für Behinderungen oder Staus zu sorgen. Unser Ziel bleibt es, dass Eltern ihre Kinder erst gar nicht mit dem Auto zur Schule bringen.“ Ausnahmen solle es etwa für Behinderte oder ambulante Pflegedienste geben. Jene bekämen eine Ausnahmegenehmigung. 

SPD-Fraktionschef Ulrich Müller sah wichtige Fragen ungeklärt, und wies zudem auf die Einschränkungen für die Nachbarschaft hin. „Auch bei uns haben sich Leute gemeldet, die befürchten, bis zu einer halben Stunde sozusagen in ihrer Straße gefangen zu sein. Und was ist mit Menschen, die morgens von der Nachtschicht zurückkehren? Das ist nicht zu Ende gedacht, ich bin dafür, die Evaluierung abzuwarten. Wir können diesem Antrag in dieser Form so nicht zustimmen.“ Auch sei nicht geklärt, wann genau Schulschluss sei. Zudem sei die Kretzerstraße nur ein Baustein für einen sicheren Schulweg, denn Probleme beständen auch entlang der Xantener Straße.

Ein ähnliches Modell, jedoch nicht unter dem Titel der Schulstraße laufend, gibt es seit knapp 15 Jahren in Riehl: Dort ist von morgens bis nachmittags ein rund 50 Meter langer Abschnitt der Garthestraße abgepollert, vor den Eingängen zum Schulhaus von Gemeinschafts-Grundschule (GGS) und Otfried-Preußler-Schule (OPS). Gegenüber liegt zudem ein Spielplatz, den auch der Offene Ganztag nutzt. Dort ist die Situation jedoch in einem Punkt anders, wie der Nippeser Bürgeramtsleiter Ralf Mayer unterstrich. „Die Straße ist zwar eine Durchfahrtstraße, für Anwohnerinnen und Anwohner jedoch trotzdem nicht relevant, weil sich die Sperrung über andere Wege umfahren lässt.“ Außer den zwei Schulen gebe es innerhalb des gesperrten Abschnitts keine direkten Anlieger.


Wir haben im Zeitraum vom 26. August bis 16. September 2023 nach einem Aufruf zur Aktion „Achtung, Schulweg!“ mehr als 1200 Hinweise von Leserinnen und Lesern erhalten zu Orten in Köln und der Region, an denen die Sicherheit auf dem Schulweg gefährdet ist. Auch diese Gefahrenstelle wurde vielfach gemeldet. Unsere gesamte Berichterstattung zu „Achtung, Schulweg!“ finden Sie unter ksta.de/schulweg und rundschau-online.de/schulweg

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung hatten wir fälschlicherweise geschrieben, dass die Kretzerstraße die erste Schulstraße in Köln ist. Diese ist aber im Bezirk Ehrenfeld.

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