Kölner StadtbildDas sind die Angsträume unserer Leser

Lesezeit 6 Minuten
Abladeplatz für Müll an der Straße Große Sandkaul

Abladeplatz für Müll an der Straße Große Sandkaul

Köln – Domumfeld, Ringe, U-Bahn-Stationen: Wir haben unsere Leser gefragt, wo ihre persönlichen Angsträume in Köln sind.

Ärger über „Müllplatz“ in der Innenstadt

Seit Jahrzehnten ärgere ich mich über diesen „Müllplatz“ in der Straße Große Sandkaul. Wenige Meter von der Hohe Straße und quasi im Schatten des Doms. Mit Ihren Beiträgen zeigen Sie die miserablen Zustände an, an denen weder der OB Schramma noch der OB Roters und ihre Baudezernenten etwas zum Guten initiiert haben – beide hatten je circa zehn Jahre Zeit dafür. Bleiben Sie weiter dran, aber geben Sie Frau Reker die angemessene Zeit, ein Programm für Sauberkeit und bessere Gestaltung des Stadtraums (bei leeren Kassen!) in Gang zu setzen.

Hans-Joachim Vogel

Düstere Unterführung an der Maybachstraße

Der „Angstraum“, den ich regelmäßig fürchte, aber dennoch (zum Teil mit Enkelkind) passieren muss, ist die Bahnunterführung Maybachstraße. Sie präsentiert sich grob, düster, verdreckt und ekelhaft beschmiert. Von den stetig neu produzierten Urinpfützen und Rinnsalen quer über den Fußgängerweg hinweg ganz zu schweigen. Ein heller Anstrich und öffentliche Toiletten in der Nähe würden diesen „Angstraum“ in jedem Fall entschärfen. Ich hoffe sehr, dass die Stadtverantwortlichen solche Vorschläge zügig aufgreifen und umsetzen und Köln sich bald mit einem freundlichen und vor allem sicheren städtischen Raum präsentieren kann.

Hans-Joachim Vogel

Ringe als genereller Angstraum

Meine Angsträume nachts: Rund um den Zülpicher Platz, Engelbertstraße (dunkle Seitenstraße), Hansaring/Mediapark/Maybachstraße, Barbarossaplatz, die Ringe generell – besonders zwischen Rudolfplatz und Christophstraße – U-Bahn-Stationen generell. Ich wohne in der Engelbertstraße und fühle mich auf dem Heimweg nicht mehr wohl.

Inga Gehring

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Angst am Appellhofplatz und im Niemandsland von Grünstreifen.

Mehr Kameras am Appellhofplatz gewünscht

Mein Angstraum ist die Haltestelle der Linie 5 ,,Appellhofplatz“. Ein langer, fast immer einsamer Schlauch. Ich steige immer eine Haltestelle früher oder später aus. Es sei denn, wir sind zu mehreren. Es wäre sehr wichtig, diese Haltestelle anders zu gestalten. Zusätzlich sollte man Kameras installieren.

Marianne Müller

Niemandsland von Grünstreifen und Autobahnauffahrten

Am Abend ist für mich, als Frau, die Haltestelle Neusser Straße/Gürtel unmöglich anzufahren; ebenfalls äußerst unschön ist es – ebenfalls die Linie 13 betreffend – an der Geldernstrasse/Gürtel oder der Slabystraße auszusteigen. Man landet in beiden Fällen in einem Niemandsland von Grünstreifen, Autobahnauffahrten, Autobahnbrücken – eine totale Fehlplanung.

G. Holzhauer-Friese

Angst im Schatten des Doms

Ich besuche gerne die Philharmonie in der Stadt und fahre mit der Linie 18 zum Hbf. Auf der Treppe von der U-Bahn nach oben vor dem Dom packe ich meine Tasche schon sehr fest unter den Arm – schnell über die Domplatte – aber dann zwischen Dombauhütte und den überhängenden Dächern des Römisch-Germanischen-Museums bekomme ich als Mittfünfzigerin und echte Kölnerin Angst und haste schnell die Treppe runter zum Eingang des Konzertsaals.

Susanne Pohl

„Geduldete Drogendealer“

Für mich liegt der schlimmste Angstraum hinter dem Dom auf den Treppen, die zum Rhein hinunter führen und das sich anschließende Stück Rheinufer zwischen Hohenzollern- und Deutzer Brücke. Dort werden Frauen und fast jeder alleine gehende Passant schon seit vielen Jahren von den dort geduldeten Drogendealern angeredet, oftmals auch festgehalten und aufgefordert, Drogen zu kaufen. Jede längere Zeit in Köln lebende Frau wird Ihnen bestätigen, dass es in diesem Bereich besonders abends in der Dunkelheit und speziell auch im Sommer für Frauen extrem gefährlich ist, dort entlang zu gehen.

Michaela Brinkmann

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Kaum ein Tag ohne Provokation - Warum sich zwei Kölner Neubürger nicht wohlfühlen.

Kaum ein Tag ohne Provokationen

Als Kölner Neubürger sind wir vom beschaulichen Krefeld März 2014 in unsere neu erworbene Eigentumswohnung im „Quartier Colonia“ direkt am Odysseum gezogen. Begeistert von der Verkehrsanbindung und den Möglichkeiten der Köln-Arcaden waren wir guten Mutes, eine neue Heimat gefunden zu haben. Doch in den nächsten Monaten, soweit ausreichend warm, entstand ein tägliches „Spießrutenlaufen“ auf unserem Weg von unserer Wohnung durch den Bürgerpark und dann zwischen den Parkhäusern hindurch bis in die Köln-Arcaden – schon am Parkweg entlang immer wieder Gruppen und Grüppchen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Extremer dann der Weg zwischen den beiden Parkhäusern hindurch – meist alle Bänke von mehr oder weniger großen Gruppen Jugendlicher belegt. Kaum ein Tag ohne Bemerkungen, Provokationen und besonders bei den Frauen aus unserem Haus einem Angstgefühl. Weiterhin die Kalk-Mülheimer-Straße von der Kalker Hauptstraße bis zur Kurze Straße und zuletzt das Stück der Peter-Stühlen-Straße zwischen Thessaloniki-Allee und Vietorstraße: Besonders abends geradezu unheimlich: Wirklich dreckig, die Häuser runtergekommen, oft Berge von Müll vor den Türen, schummerige Lokale.

Angelika und Dieter Meier

„Marienburg sicherer als Nippes“

Das Gefühl oder die Sicherheit in Köln hängen nicht von einem Ort ab. Natürlich ist man in Marienburg, wo man schon mit einer Personenkontrolle durch die Polizei rechnen muss, wenn man etwas lauter auf die Bahn wartet, sicherer als in Nippes oder Bilderstöckchen wo man in einer Notsituation schon mal zehn Minuten auf den nächsten Streifenwagen warten muss. Aber den Dom jetzt in Gefahrenzonen einzuteilen, ist der falsche Schritt.

Julian Habermann

„Überlebensstation“ im „Angstraum“

In diesen beschriebenen „dunkelsten Ecken der Stadt“ unter dem Stichwort „Angstraum“ gibt es aber auch einen Ort, der „Überlebensstation“ heißt und das ist „Gulliver“ in der Trankgasse 20, im ersten Bogen der Hohenzollernbrücke. Stadtplaner Ludwig Wappner verliert im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ leider kein Wort über diesen Ort, der nicht zuletzt aus großer Not errichtet wurde, von Architekt Peter Busmann, der mit Gottfried Haberer das Museum Ludwig baute. Womöglich steht „Gulliver“ aber bei manchen Menschen für „Angst in dunkelsten Ecken der Stadt“. Leider sind in dieser Überlebensstation keine Übernachtungsmöglichkeiten und dies führt dann oft zu Begegnungen mit traurigen und auf den ersten Blick erschreckenden Gestalten. Dabei ist „Gulliver“ auch ein Kulturtreffpunkt mit regelmäßigen Kunstausstellungen, Vorlesungen und Konzerten.

Michael Mohr

„Polizei oder Sicherheitsdienste nicht präsent“

Mir fallen eine Fülle von Räumen ein, die mir Unbehagen, nicht unbedingt Angst, vermitteln. Hier nur so viel: Der Kölner Hauptbahnhof und sein Umfeld. Ich bin ständiger Nutzer dieses Bereichs, vor allem wegen Besuchen kultureller Veranstaltungen auch abends. Hier sind Polizei oder Sicherheitsdienste nicht präsent. Der momentane Zustand darf nicht täuschen. Angesichts der Personalnot ist die derzeitige Präsenz nicht auf Dauer zu halten. Gleichgültig, welche Partei die Regierung stellt, massiver Personalabbau rächt sich auf Dauer. Einmalige Razzien helfen da wenig. Aus der Vielzahl unerfreulicher Vorortbahnhöfe nenne ich den an der Venloer Straße, vor allem den östlichen Zugang. Er ist dunkel, schmutzig und besetzt mit Bettlern. Das gleiche gilt für den Bahnhof Trimbornstraße, wahrlich keine Visitenkarte für den Besucher in der Halle Kalk. Keinen Kontakt zu Sicherheitspersonal hat man auf dem Bahnhof Deutz, den man benutzen muss, um seit dem Debakel um Oper und Schauspiel ins Staatenhaus zu kommen.

Paul Stelkens

KStA abonnieren