Spekulationen um WettermanipulationHaben Menschen das sintflutartige Regenchaos in Dubai verursacht?

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann läuft über eine Mauer zwischen zwei überfluteten Straßen in Dubai. Experten halten Cloud Seeding nicht für den Grund für die heftigen Regenfälle in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Ein Mann läuft über eine Mauer zwischen zwei überfluteten Straßen in Dubai. Experten halten Cloud Seeding nicht für den Grund für die heftigen Regenfälle in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Die Welt erstaunt: Heftige Unwetter sorgen für Land unter in Dubai. Führte Cloud Seeding dazu? Meteorologen haben eine klare Meinung.

Die Bilder erregten auf der ganzen Welt Aufsehen: Wüstenstaaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman stehen unter Wasser. Normalerweise sind diese Länder für ihre Hitze, Trockenheit und Temperaturen über 50 Grad bekannt. Schnell wurde daher spekuliert, ob es sich bei dem heftigen Regen um eine Folge von künstlichem Regen handeln könnte.

Wolken bestehen aus winzigen Wassertröpfchen oder Eiskristallen. Beim sogenannten Cloud Seeding (Wolkenimpfen) werden dort Chemikalien wie Silberjodid verteilt. Die Partikel beschleunigen das Kondensieren des Wasserdampfs, der dann als Niederschlag zu Boden fällt. Ob diese Methode überhaupt effektiv das Wetter beeinflussen kann, ist umstritten. Eine israelische Studie bescheinigte der Methode eine geringe Wirksamkeit. Andere Studien lieferten ähnliche Ergebnisse.

Schwere Unwetter in Dubai: Folge des Klimawandels – nicht von Cloud Seeding

Experten schließen einen merklichen Einfluss von möglichem Cloud Seeding im Fall der Regenfälle auf der arabischen Halbinsel aus. „Die Intensität des Regens war rekordverdächtig, aber das steht im Einklang mit einem sich erwärmenden Klima“, sagte Richard Allan, Professor für Klimawissenschaften an der Universität in Reading, der britischen Rundfunkanstalt BBC. Es entstehe zwangsläufig mehr Feuchtigkeit, wodurch Überschwemmungen und Starkregenereignisse immer heftiger würden.

Alles zum Thema Deutscher Wetterdienst

Das Nationale Zentrum für Meteorologie der Vereinigten Arabischen Emirate (NCM) wies Spekulationen zu einem möglichen Einsatz von Künstlichem Regen vor und während der heftigen Regenfälle in einem Medienbericht zurück. Die emiratische Zeitung „The National“ zitierte die Erklärung eines Sprechers des Zentrums: „Das NCM hat während dieses Ereignisses keine Operationen zum Wolkenimpfen durchgeführt.“

VAE weisen Spekulationen zurück: „Keine Operationen zum Wolkenimpfen durchgeführt“

Eines der Grundprinzipien des Cloud Seedings bestehe darin, dass Wolken in einem frühen Stadium anvisiert werden müssten. Bei starkem Gewitter sei es für die Aussaat zu spät. Dem Sprecher zufolge hätten Flugzeuge zwar in den Tagen zuvor „Proben genommen“. Es seien aber keine Wolken geimpft worden.

Autos stehen auf einer von Dubais Autobahnen im Wasser. Am Mittwoch ist es in Dubai zu schweren Unwettern gekommen.

Autos stehen auf einer von Dubais Autobahnen im Wasser. Am Mittwoch ist es in Dubai zu schweren Unwettern gekommen.

Der Verdacht, dass der Mensch für die schweren Unwetter in Dubai verantwortlich sein könnte, war schnell aufgekommen. Ein lokaler Meteorologe hatte gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg über die Wolkenimpfung als möglicher Grund für das Regenchaos gemutmaßt.

Regenchaos in Dubai: „Irreführender“ Fokus auf Cloud Seeding

Auch andere Klimaexperten sehen in dem Wettereignis jedoch eher eine Folge des Klimawandels. „Wenn Menschen weiterhin Öl, Gas und Kohle verbrennen, wird sich das Klima weiter erwärmen, die Niederschläge werden weiterhin stärker und Menschen werden weiterhin durch Überschwemmungen ihr Leben verlieren“, betonte Friederike Otto, Dozentin für Klimawissenschaften am Imperial College in London im BBC-Bericht. Ihrer Meinung nach sei es „irreführend“ sich in diesem Fall auf Wolkenimpfung zu fokussieren. Aufgrund des Klimawandels habe die Atmosphäre ohnehin mehr Wasser enthalten.

„Schon am Freitag vergangener Woche haben die Modelle sehr starke Niederschläge für die Region vorhergesagt: Bis zu 150 Liter, lokal 250 Liter pro Quadratmeter“, sagte der Klimatologe Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst zudem im Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Wahrscheinlich sei ein großer Gewitterkomplex für die sintflutartigen Regenfälle verantwortlich gewesen. „Eine ganze Reihe von Tiefdruckgebieten ist von Nordwesten her in die Golfregion heruntergezogen“, so der DWD-Experte. 

Schwerste Niederschläge seit Jahrzehnten treffen VAE und Dubai

Laut NCM waren es die schwersten Niederschläge in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 75 Jahren. Auch der Flughafen in Dubai – einer der größten der Welt – war von den Wassermassen überfordert. Die Betreiber sprachen von einer „erheblichen Störung“ und einer „sehr herausfordernden Situation“. Nachdem einige Flüge umgeleitet und verschoben worden waren, teilte der Airport am Donnerstagnachmittag zunächst mit, dass der Betrieb innerhalb von 24 Stunden wieder normal laufen werde.

Am Freitag ruderte der Airport dann allerdings zurück. Es komme weiterhin zu Verspätungen und Unregelmäßigkeiten, teilte der Flughafen mit. Die emiratische Nachrichtenagentur Wam berichtete, der Flughafen empfehle Passagieren weiterhin, nur dann am Airport zu erscheinen, wenn ihr Flug final bestätigt sei. Die Fluggesellschaft Emirates teilte mit, bis zum frühen Samstagmorgen keine Passagiere einchecken zu können.

Im benachbarten Oman starben infolge der Regenfälle mindestens 20 Menschen. In den Emiraten gab es Berichten zufolge einen Toten – ein älterer Mann starb, als sein Fahrzeug vom Wasser weggeschwemmt wurde. Die Emirate waren 2023 in Dubai Gastgeber der Weltklimakonferenz COP28. (das/dpa)

KStA abonnieren