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Raub, Körperverletzung
Dramatisch mehr Kinder wurden in NRW Opfer von Straftaten

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Ein Mann hält ein Kind fest am Arm (gestellte Szene).

Ein Mann hält ein Kind fest am Arm (gestellte Szene). In NRW werden immer mehr Kinder Opfer von Straftaten.

Im vergangenen Jahr waren 26.437 Mädchen und Jungen betroffen, im Vor-Coronajahr 2019 waren es noch 15.853. Eine Studie soll die Ursachen ergründen.

Im Februar verletzte ein junger Mann in Duisburg zwei Grundschüler schwer mit einem Hammer. Ein paar Wochen zuvor sind in Köln drei Kinder im Alter von zwölf und 13 Jahren bedroht worden, um Geld von ihnen zu erpressen. Und einem Elfjährigen wurde in der Schule eine 16 Zentimeter lange Schnittwunde im Gesicht zugefügt.

Die Zahl der Kinder, die Opfer von Straftaten geworden sind, ist in Nordrhein-Westfalen dramatisch gestiegen. Im vergangenen Jahr waren 26.437 Mädchen und Jungen betroffen, im Vor-Coronajahr 2019 waren es noch 15.853. Das geht aus Zahlen hervor, die das NRW-Innenministerium auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur Verfügung gestellt hat.

Schon 2022 waren die Übergriffe mit 22.904 Opfern im Vergleich zum Vorjahr (18.166 Kinder) deutlich angewachsen. „Kluge Köpfe haben schon erste Erklärungsansätze geliefert, wieso die Zahl tatverdächtiger Kinder und Jugendliche so rasant steigt“, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das könne möglicherweise auch die gestiegenen Opferzahlen erklären. Die NRW-Landesregierung „möchte es aber möglichst genau wissen“, so Reul. Auf seine Anregung hin, hat der Landtag das Ministerium deshalb beauftragt, das Thema in einer wissenschaftlichen Studie aufarbeiten und analysieren zu lassen.

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19.566 „Rohheitsdelikte“ wie Raub oder Körperverletzung

„Dadurch erhoffe ich mir wichtige Erkenntnisse, die uns helfen werden, zielgerichtete Maßnahmen auf den Weg zu bringen“, betonte der CDU-Politiker. Wenn auch nicht die einzige, so wird die ebenfalls deutlich gestiegene Kinder- und Jugendkriminalität in der Untersuchung eine entscheidende Rolle spielen.

Die nahm laut der Anfang April vorgestellten Kriminalstatistik im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen um 10,8 Prozent auf 95.300 Fälle zu. Und dass diese Kriminalität oft im sozialen Umfeld und vor allem gegenüber Gleichaltrigen stattfindet, gilt unter Ermittlern bisher als ausgemachte Sache.

Insgesamt waren Jungen mit 13.885 Opfer Fällen im vergangenen Jahr etwas häufiger betroffen als Mädchen (12.552). Den größten Anteil hatten sogenannte „Rohheitsdelikte“ wie Raub oder Körperverletzung. Hier wurden 12.381 Jungen zum Opfer und 7185 Mädchen.

17 Kinder wurden bei Straftaten getötet

Eingerechnet wurden in der polizeilichen Statistik dabei auch die sogenannten „Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ wie etwa Entführung, Geiselnahme oder Kinderhandel, die aber nur einen geringen Anteil hatten. Bei sexuellem Missbrauch waren 5342 Mädchen betroffen und 1461 Jungen.

Und 17 Kinder wurden 2023 bei Straftaten tödlich verletzt, ein Jahr zuvor waren es elf. Die Tatsache, dass die Zahlen bei den Tötungsdelikten in den vergangenen fünf Jahren im niedrigen zweistelligen Bereich lagen (von elf bis 25), seien jedoch nur ein schwacher Trost, betont Innenminister Reul: „Jedes tödlich verletzte Kind trifft mich emotional besonders. Um es deutlich zu sagen: Ihr Schutz ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

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