Keime, Geschmack, NachhaltigkeitDas sind die besten und die schlechtesten Fischstäbchen im Öko-Test

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Fischstäbchen liegen angerichtet auf einem Teller.

Kann man Fischstäbchen überhaupt noch guten Gewissens essen?

Fischstäbchen sind flott zubereitet und viele Kinder lieben sie. Doch kann man sie guten Gewissens essen? Öko-Test zeigt: nicht alle.

Im Idealfall bestehen Fischstäbchen aus zwei Drittel Fisch und ein Drittel Panade. Insbesondere das maschinelle Panieren der Stäbchen führt aber häufig zu Fettschadstoffen, wie die Tester der Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 09/2023) nun feststellen mussten. Die krebserregenden Stoffe können für Kinder sogar schädlich sein. Auch das Thema nachhaltiger Fischfang nehmen nicht alle Anbieter so ernst.

19 Produkte im Öko-Test: Sechs „gute“ Fischstäbchen – elf weisen krebserregende Stoffe auf

Die guten Nachrichten vorweg: Geschmacklich erhielten alle Fischstäbchen die Note „sehr gut“. Kleinere Mängel, wie eine abgelöste Panade oder ein faseriges Mundgefühl, wurden von Öko-Test als akzeptabel eingestuft und beeinträchtigten das Urteil nicht. Fast alle der 19 getesteten Fischstäbchen sind zudem hygienisch einwandfrei, mit Ausnahme der Rewe-Eigenmarke Ja!, bei der eine höhere Gesamtkeimzahl als der Richtwert festgestellt wurde.

Einen einzelnen Testsieger gibt es nicht, sechs „gute“ Produkte wurden aber ermittelt: Die Fischstäbchen von Frosta, Iglo, Landur, Ocean Sea, Sea Gold und Wild Ocean. Die Stäbchen dieser Anbieter stammen aus gesunden Beständen und es wurden keine Schadstoffe festgestellt.

Nun die schlechte Nachricht: Elf der 19 Fischstäbchen enthielten zu hohe Mengen an Fettschadstoffen. Die Schadstoffe entstehen hauptsächlich beim Erhitzen der pflanzlichen Frittierfette im Werk. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um 3-MCPD-Fettsäureester.

3-MCPD gilt laut Internationaler Agentur für Krebsforschung als krebserregend und ist damit ähnlich schädlich wie Asbest oder Tabak. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine maximale Tagesdosis für 3-MCPD festgelegt: Ein 30 Kilo schweres Kind würde bei den von Öko-Test kritisierten Produkten bereits mit fünf belasteten Fischstäbchen mehr als die Hälfte dieser Dosis ausschöpfen.

Öko-Test: Fischstäbchen von Aldi Süd und Eismann fallen durch

Die „mangelhaften“ Golden Seafood Fischstäbchen von Aldi Süd und die „ungenügenden“ von Eismann sind neben 3-MCPD-Fettsäureestern zusätzlich wegen Glycidyl-Fettsäureestern kritisiert worden. Diese Ester wandeln sich im Magen-Darm-Trakt fast vollständig in Glycidol um  – die Substanz gilt ebenfalls als krebserregend und erbgutschädigend.

Viele Anbieter arbeiten nach eigenen Angaben an der Reduktion von 3-MCPD und Glycidol. Allerdings zeigen die Ergebnisse laut Öko-Test keine Verbesserung im Vergleich zum vorigen Test im Jahr 2020. In zwei Produkten wurden außerdem erhöhte Mineralölbestandteile nachgewiesen.

Fischstäbchen im Öko-Test: Wie nachhaltig ist der Fischfang?

Neben Geschmack, Keim- und Schadstoffbelastung haben die Tester außerdem geprüft, wie nachhaltig der Fisch gefangen wurde. Die getesteten Fischstäbchen enthielten dabei überwiegend Alaska-Seelachs, dessen Bestände als noch gesund gelten – allerdings wird dieser oft mit umweltschädlichen Fangmethoden gefischt.

Die Fangmethode mit Grundschleppnetzen sei dabei am zerstörerischsten. „Wenn die über den Boden schleifen, hacken sie empfindliche Korallenfelder oder Tiefseeschwammwälder ab“, erklärt „World Wide Fund For Nature“-Fischereiexperte Philipp Kanstinger.

Fangmethode: zwei Bio-Produkte fallen im Öko-Test durch

Laut Öko-Test verschleiert Followfood die Fangmethode seiner Kabeljau-Fischstäbchen, die mit Grundschleppnetzen gefangen wurden. Die als Bio und „100 nachhaltig“ deklarierten Stäbchen stammen darüber hinaus aus überfischten Beständen – dafür gibt es „mangelhaft“ von Öko-Test. Auch die Alnatura Fischstäbchen sind mit Grundschleppnetzen gefangen und bestehen aus Seelachsfilet, das aus der überfischten Nordsee stammt – ebenso „mangelhaft“.

Tipp für Verbraucher: Wie finde ich nachhaltigen Fisch?

Laut der Welternährungsorganisation FAO sind über 90 Prozent der weltweiten Fischbestände bis an ihre Grenzen befischt, 34 Prozent sogar überfischt. Um beim Einkauf vertretbaren Fisch zu erkennen, können Verbraucher auf das Fanggebiet, das Subfanggebiet und das Fanggerät achten. Diese Informationen sind meist auf der Verpackung angegeben und können mit dem Fischratgeber des WWF oder der „Guter-Fisch-Liste“ der Verbraucherzentralen verglichen werden.

Eine einfachere Möglichkeit ist, auf das blaue Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) zu achten, das auf 18 von 19 getesteten Produkten zu finden ist. Allerdings zertifiziert der MSC auch Fisch, dessen Nachhaltigkeit im Test als „mangelhaft“ bewertet wurde. Das Siegel garantiert aber, dass der Fisch aus legaler Fischerei stammt.

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