Millionen-InvestitionenBrandschutzbedarfsplan ist ein Hausaufgabenbuch für Blankenheim

Lesezeit 5 Minuten
Zwei mit Atemschutzgeräten ausgerüstete Feuerwehrleute stehen an einem Gebäude und löschen einen Dachstuhl, der durch einen Brand schon massiv beschädigt ist.

Die Zahl der Brandeinsätze – hier ein Feuer in einem historischen Wohngebäudeensemble 2021 – ist in der Gemeinde Blankenheim seit 2017 gestiegen.

Aus dem Brandschutzbedarfsplan, der am 21. März verabschiedet werden soll, ergeben sich für Blankenheim hohe Investitionen in die Feuerwehr.

Investitionen in Millionenhöhe in neue Fahrzeuge, Ausrüstung und den Bau neuer Feuerwehrgerätehäuser kennzeichnen den Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde Blankenheim. Das Zahlenwerk wurde jetzt vorgestellt.

Die Investitionen sind unausweichlich. Das geht aus der unter Federführung vom Elmar Heck aus Blankenheimerdorf detailliert zusammengestellten Bedarfsanalyse und Investitionsplanung sowie der Fortschreibung des Plans bis 2029 klar hervor. Letztere wurde vom Ausschuss einstimmig verabschiedet. Der Gemeinderat muss der Übersicht in seiner Sitzung am 21. März ebenfalls noch zustimmen.

Dabei steht die Feuerwehr auch in der Gemeinde Blankenheim vor einem strukturellen Problem, das alle Eifel-Kommunen haben. Werktags, genauer zwischen 8 und 18 Uhr, sind viele der ehrenamtlichen Aktiven schlicht nicht vor Ort. Sie pendeln aus Blankenheim wie viele hundert andere aus den 17 Orten der Gemeinde zum Arbeitsplatz bis nach Köln aus. Oder nach Euskirchen, Mechernich und Gerolstein, was eine Untersuchung der Pendlerströme ergeben hat.

Die Hilfsfristen werden leicht ausgeweitet

Die Konsequenz für die Feuerwehr Blankenheim ist mit dem Inkrafttreten des neuen Brandschutzbedarfsplans eine Änderung bei den Einsatzzeiten und Erreichungsradien im Einsatzfall: So soll die Sicherstellung der Hilfsfrist bei zeitkritischen Einsätzen für die erste taktische Einheit künftig bei zehn Minuten, für die zweite Einheit bei 15 Minuten in allen Ortsteilen, Wohnplätzen, Straßen und Wegen zu 80 Prozent gewährleistet sein.

Man folge dabei erstmals der vom Verband der Feuerwehren NRW festgelegten, allgemein anerkannten Empfehlung für Kommunen ohne Berufsfeuerwehr, so die Feuerwehrleitung. Ersetzt werden die bisher geltenden, kürzeren Hilfsfristen von acht beziehungsweise 13 Minuten, wie sie die Arbeitsgemeinschaften der Leiter der Berufsfeuerwehren vorgeben.

Blankenheim ist dünn besiedelt, hat aber viel Schwerlastverkehr

Ob das das Problem so in einer 149 Quadratkilometer großen Flächengemeinde wie Blankenheim mit ihren 8704 Einwohnern in 17 Ortsteilen lösen kann, muss abgewartet werden. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 56,1 Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich unter dem NRW-Durchschnitt von 525,5. Es gibt um den Hauptort Blankenheim herum – wie auch in zahlreichen anderen Kommunen des Kreises – viele kleine Ortschaften. Zudem gibt es ausgedehnte Wald- und Wiesenflächen, wo die Brandbekämpfung ebenfalls eine große Rolle bei den örtlichen Löschgruppen spielt.

Schließlich verlaufen durch Blankenheimer Gemeindegebiet die A1 mit den Kilometern vor der Lücke, die B51 und B258 sowie einige Landesstraßen. Vor allem der Anteil des Schwerverkehrs ist markant gestiegen, so das Ergebnis von Verkehrszählungen. Auf Lkw-Unfälle – auch mit dem möglichen Austritt von Gefahrgut – müssen die 13 Löschgruppen in vier Löschzügen ebenfalls vorbereitet sein. Mit derzeit 349 Aktiven hat die Feuerwehr in der Gemeinde 92 Einsatzkräfte weniger als im Plan als nötig ausgewiesen.

Rund 2500 Euro pro Jahr sind etwa als Zuschuss zum Erwerb eines Mofa-/Rollerführerscheins und für Freizeitaktivitäten der Jugendfeuerwehr vorgesehen.

Blankenheim investiert viel Geld in Ausrüstung, Fahrzeuge und Gebäude

Ganz andere Größenordnungen haben die Summen für Löschfahrzeuge, Ausrüstung und erst recht den Bau oder die Erweiterung von Feuerwehrgerätehäusern. Für den Zeitraum der Gültigkeit des neuen Brandschutzbedarfsplans von 2024 bis 2029 stehen alleine rund 1,5 Millionen Euro für den Fahrzeugpark auf der Investitionsliste. Neue Fahrzeuge brauchen die Löschgruppen in Ripsdorf und Blankenheimerdorf, ein Tragkraftspritzenfahrzeug die Löschgruppe Alendorf, einen Gerätewagen Logistik die Aktiven in Blankenheimerdorf, zudem ist ein Warnfahrzeug vorgesehen.

Das Bild zeigt den Eingangsbereich zu einem Flüssiggaslager.

Das Flüssiggaslager der Firma Knauber gilt als das Objekt mit dem größten Risikopotenzial im Ernstfall im Gemeindegebiet.

Bei den anstehenden Baumaßnahmen ist in diesem Jahr der Umbau des Feuerwehrgerätehauses in Mülheim (40.000 Euro) geplant, zudem der Bau einer Fahrzeuggarage in Ahrhütte (50.000 Euro). In diesem und dem kommenden Jahr ist zudem der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Waldorf vorgesehen, für den aktuell rund 670.000 Euro veranschlagt sind. Das ist aber nicht mal die Hälfte der Kosten für den 2027/28 geplanten Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Ripsdorf, der aktuell mit rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt wird.

Knapp 360.000 Euro werden zudem bis 2029 für die persönliche Schutzausrüstung der Aktiven und die Dienstkleidung anfallen, 30.000 Euro für die Ausrüstung der Jugendfeuerwehrleute. 105.000 Euro sollen 2025 für den digitalen Einsatzstellenfunk bezahlt werden, noch in diesem Jahr wiederum 32.500 für die Waldbrandausstattung. Die Liste der Investitionsposten ließe sich fortsetzen. Bemerkenswert sind 250.000 Euro für „die Beseitigung arbeitsschutztechnischer Mängel in allen Feuerwehrgerätehäusern“, die ein Sachverständiger nach einer Inspektionsrunde angemahnt hat.

Für das große Flüssiggaslager gibt es einen speziellen Notfallplan

Da beruhigt es, dass die Löschwasserversorgung im gesamten Gemeindegebiet aus dem öffentlichen Wassernetz als „grundsätzlich angemessen betrachtet“ werden kann, wie die Autoren des Brandschutzbedarfsplans feststellen. Punktuell müsse man zwar, etwa bei Einsätzen auf Aussiedlerhöfen, im Pendelverkehr mit Fahrzeugen mit großen Tanks Löschwasser herbeischaffen. Andererseits stehen auch offene Gewässer zur Löschwasserversorgung zur Verfügung.

96,2 Prozent aller Gebäude im Gemeindegebiet sind Ein- und Zweifamilienhäuser mit einer oder zwei Wohneinheiten. Das ist deutlich mehr als im NRW-Durchschnitt, der bei 79,0 Prozent liegt, heißt es im Brandschutzbedarfsplan. Man wohnt im Durchschnitt auf 112,8 Quadratmetern, im Landesdurchschnitt sind es 90,7 Quadratmeter. Die Aktiven müssen also in vergleichsweise kleinteiligen Wohneinheiten löschen – einzig in Blankenheim gibt es ein Wohnhochhaus. Dazu kommen elf Pflege- und Betreuungsobjekte, 38 Versammlungsstätten und derzeit 52 Gewerbeobjekte.

Und ein „Störfallbetrieb“. In der Gemeinde gilt das Flüssiggaslager der Firma Knauber, auf deren Betriebsgelände in unterirdischen Tanks mehr als 200.000 Kilo Flüssiggas lagern, als dieses Hochrisikogebiet. Für den Störfall wird durch den Kreis Euskirchen ein Alarm- und Notfallplan vorgehalten, der unter Umständen die interkommunale Einbindung kreisweiter Feuerwehren vorsieht.

Das soll hoffentlich nur ein Plan bleiben. Realität sind die alltäglichen Einsatzzahlen: Sie nahmen 2022 – aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor – die Brandeinsätze mit 54 im Vergleich seit 2017 deutlich zu, dagegen sind die Einsätze für technische Hilfe oder ABC-Einsätze mit 66 im Vergleich zum Spitzenwert von 102 im Jahr 2020 deutlich gesunken.

KStA abonnieren