Trotz GeburtenknicksBlankenheim investiert 4,6 Millionen Euro in neue Kita

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Der Rohbau eines neuen Kindergartens in Blankenheim.

Der L-förmige Neubau wird Platz für fünf Gruppen bieten. Das Grundstück hat eine starke Hanglage. Deshalb wird ein begrüntes Flachdach sogar als Teil des Außenspielbereiches nutzbar gemacht. Dazu kommen terrassierte Spielflächen rund um den Neubau herum.

Die neue fünfgruppige Kindertagesstätte der Gemeinde Blankenheim im Hohental soll zum 1. August 2024 bezugsfertig sein.

Die eigentlich – sogar noch vor dem Umbau des ehemaligen „Konsum“ in der Ortsmitte von Blankenheim – wichtigste Baustelle der Gemeinde Blankenheim befindet sich weit weniger prominent am Ortsrand. Die fast 4,6 Millionen Euro teure, fünfgruppige Kindertagesstätte in der Gemarkung Hohental soll zum Beginn des Kindergartenjahres 2024 (ab dem 1. August 2024) bezugsfertig sein. Jetzt wurden die Planungen für die Außenanlagen vorgestellt.

Und die haben es für den beauftragten Wolfgang Hess aus Geilenkirchen in sich. Denn das Baugrundstück hat eine Hanglage, die so groß ist, dass Planer und Baufirma Terrassen anlegen müssen, um es behindertengerecht begehbar und mit Spielgeräten „möblierbar“ machen zu können.

„Eine acht mal vier Meter große Schaukel zum Beispiel könnten wir dort sonst gar nicht aufstellen“, so Hess in der jüngsten Fachausschusssitzung. Neben den neuen Ebenen der Terrassen kann am Hang sogar das Dach des L-förmigen Baukomplexes der neuen Kita von den Kindern als Spielfläche genutzt werden. Hier ist ein begrüntes Flachdach geplant.

Jedes Kind erhält 12 Quadratmeter „Spielfläche im Außenbereich“

Rund 1690 Quadratmeter groß wird die gesamte Spielfläche werden, was bei einem fünfgruppigen Kindergarten mit 100 bis 110 Plätzen – 120 sind es inklusive einer noch zulässigen Überbelegung – den Mindestanforderungen der Unfallkasse NRW entspricht und so auch genehmigt wurde. Demnach sind zehn bis zwölf Quadratmeter Außenspielfläche pro Kind vorzuhalten.

Durch die vorgesehenen Erdbaumaßnahmen werden diese Vorgaben erfüllt und nicht nur für eine große Schaukel Platz geschaffen. Dazu soll es einen kleinen Klettergarten, ein Wasserspiel und anderes mehr zum Spielen, Toben und Entdecken geben. Auf dem Gelände gepflanzte Bäume als Schattenspender müssen allerdings zunächst durch Sonnensegel ergänzt werden, bis sie die entsprechende Höhe erreicht haben.

„Das alles wird über ausreichend breite Wege erschlossen werden“, so Planer Hess, damit eine Befahrbarkeit etwa durch Kehrmaschinen möglich ist. Die werde dann wohl ein Hausmeister fahren, den der Kita-Betreiber, der DRK-Kreisverband Euskirchen, für den Zweck ein- oder abstellen werde, so Ralf Krutwig vom DRK.

Neubau in Blankenheim liegt derzeit voll im Zeitplan

Rund 495.000 Euro wird die Außenbereich-Gestaltung kosten, die auf den Plänen einen parkähnlichen Eindruck rund um den Kita-Neubau macht. Das sind zehn Prozent der Gesamtkosten von derzeit 4,599 Millionen Euro. „Erfreulich ist, dass wir bislang im Kosten- und im Zeitplan liegen“, so Erwin Nelles, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeisterin Jennifer Meuren, bei einem Baustellentermin.

Am 1. August 2024 soll der Betriebsbeginn der Kita in der Gemarkung Hohental sein, ein Name für die erste fünfgruppige Betreuungseinrichtung im Gemeindegebiet fehlt bisher aber noch.

„Da bekommen Sie schon etwas Besonderes“, lobte Martina Hilger-Mommer vom Kreisjugendamt während der Ausschusssitzung. Sie weiß, dass der Neubau nicht ohne Not erfolgt. Derzeit ist für 360 Kinder im Kindergartenalter die Betreuung vor allem in und um Blankenheim herum ein Dauerprovisorium.

Nonnenbacher Weg: Kita-Gruppe zieht in einen Bauwagen

Die Kita am Nonnenbacher Weg teilt sich in drei Standorte auf: Ergänzend zum Haupthaus musste ein Ausweichstandort im Vereinsheim in Ripsdorf für eine Gruppe angemietet werden, zudem gibt es einen Gruppenraum in Blankenheimerdorf. Für den Standort Nonnenbacher Weg selbst wurde für knapp 100.000 Euro ein Kindergarten-Bauwagen gekauft, der einer Gruppe Platz bietet.

„Mit dem Neubau wollen wir im Kindergartenbereich diese Unruhe zumindest bis auf Weiteres beseitigen“, so Erwin Nelles. Denn dann würden die Provisorien in Ripsdorf und Blankenheimerdorf aufgelöst, wie auch der Standort Nonnenbacher Weg selbst. Die Kinder würden zum 1. August 2024 in den Neubau umziehen. Der Bauwagen wiederum würde als dritter Gruppenraum zu den beiden schon aufgestellten am Waldkindergarten bei Mülheim gebracht. Dort entsteht so eine kleine Kindergarten-Bauwagenburg.

Das dann leere Kindergartengebäude am Blankenheimer Nonnenbacher Weg soll allerdings nicht etwa verkauft werden, sondern „als Reserve bestehen bleiben“, so eine Verwaltungsvorlage, die Nelles bestätigte. Man wisse ja nicht, wie sich die Geburtenzahlen im Gemeindegebiet entwickelten. Zudem soll der Standort Blankenheimerdorf für die Betreuung der unter Zweijährigen genutzt werden. Ein solches Angebot gibt es bisher noch nicht im Gemeindegebiet.

Diese Pläne sorgten in der Ausschusssitzung zunächst für Unmut bei Wilfried Wutgen (SPD) und Ingo Bings (CDU). Man baue für 4,6 Millionen Euro einen neuen Kindergarten, um jetzt von der Verwaltung die Information zu bekommen, dass damit möglicherweise aber die künftigen Bedarfe nicht gedeckt seien, so Bings. Das sei „ein bisschen hintenrum“, kritisierte Wutgen.

Martina Hilger-Mommer vom Kreisjugendamt wiederum begrüßte diese Art des „Vorratsdenkens“ bei der Verwaltung. Am Ende aber verlief die Abstimmung zum laufenden Bauvorhaben für Blankenheims entstehende Groß-Kita einstimmig.


Geburtenknick in der Gemeinde Blankenheim

Der Zuwachs bei den Geburten der vergangenen Jahre in der Gemeinde Blankenheim scheint gebrochen zu sein. Das zeigt die Übersicht der Geburtenzahlen, die die Verwaltung jetzt erstellt hat. Eine Ursache könnten die mittlerweile gefüllten Neubaugebiete rund um Blankenheim sein. Weitere sind vor allem in den Ortsteilen in der Planung.

Aktuell findet ein Zuzug in relevanter Größenordnung so nicht mehr statt. Dennoch kommen seit 2018 nun nach und nach 392 Kinder (Stand: 31.12.2022) ins Kita-Alter. An Neugeborenen gab es 2018 85, 2019 72 und 2020 76. 2021 war ein Rekordjahr der jüngeren Zeit mit 93 Kindern. Im vergangenen Jahr dann der Knick: Es wurden lediglich 66 Kinder geboren. (sli)

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