BestattungskulturSternenkinder haben Areal auf Blankenheimer Waldfriedhof

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Blankenheim Sternenfeld

An die weltberühmte Figur des „Kleinen Prinzen“ erinnert das Bild unter dem Sternenwürfel auf dem Waldfriedhof. 

Blankenheim – Auf dem Waldfriedhof von Blankenheim gibt es jetzt ein Sternenfeld, auf dem Sternenkinder bestattet werden. Es ist die erste Anlage dieser Art auf einem kommunalen Friedhof im Kreis.

Der „Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry steht aufrecht unter einem mit einem Sternenmuster durchbrochenen Würfel mitten auf einem aus Steinen ausgelegten, weiteren Stern. An die berühmte Erzählfigur erinnert das an dem Stahlträger des Würfels befestigte Gemälde eines kleinen Jungen mit strohgelben Haaren.

Der kleine Prinz als besonderer Wächter

Hier, auf dem Waldfriedhof hat er die Aufgabe eines besonderen Wächters. Denn er steht stellvertretend für die künftigen Sternenkinder aus dem Gemeindegebiet, die hier einen eigenen Bestattungsplatz finden können.

Sternenkinder sind Kinder, die ursprünglich als Tot- oder Fehlgeburten bezeichnet wurden – eine auf das Leid der Eltern wenig Rücksicht nehmende Bezeichnung für einen stark tabuisierten Sachverhalt. Von solchen Schicksalsschlägen in erster Linie für die werdende Mutter sollte möglichst niemand erfahren. Sternenkinder wurden durch die Krankenhäuser in Gemeinschaftsgrabanlagen beigesetzt, eigentlich aber versteckt.

Bestatterin brachte das Projekt ins Rollen

Die Zeiten haben sich geändert. Bestatterin Marietta Heissler aus Blankenheimerdorf wandte sich so vor eineinhalb Jahren an die frisch gewählte Bürgermeisterin Jennifer Meuren und den von ihr ins Leben gerufenen Arbeitskreis Friedhofsangelegenheiten.

„Frauen und Eltern sind immer wieder mit der Bitte und Frage an mich herangetreten, ob es nicht eine würdevolle Bestattungsstelle wie ein Sternenfeld in der Gemeinde geben könne“, so Heissler.

Im Arbeitskreis, der sich ansonsten eher um Gebührenordnung, Wegepflege oder Sanierung von Trauerhallen kümmert, stieß die Anregung auf Zustimmung. Am Ende sollte es ein vierstelliger Eurobetrag sein, so Meuren, der aus dem Gemeindehaushalt bezahlt wurde, um das erste Sternenfeld auf einem Kommunalfriedhof im Kreis anzulegen. Vergleichbare Möglichkeiten gibt es allenfalls in Friedwäldern.

Blankenheimer erheben pauschale Gebühr von 50 Euro

Die Gemeinde will auch mit den Gebühren für die Beisetzung eines Sternenkindes ein Zeichen setzen. Im Normalfall würden inklusive Bestatterkosten schnell um die 1000 Euro anfallen, was eine zusätzliche Belastung für Familien wäre, so Meuren.

Stattdessen erhebt die Gemeinde jetzt in solchen Fällen eine Pauschalgebühr von 50 Euro. „Das ist angemessen, das Leid der betroffenen Mütter ist doch schon groß genug“, so Ingo Bings, Vertreter der CDU-Fraktion bei der Einweihung des Sternenfeldes, zu der auch alle andere Fraktionen einen Vertreter geschickt hatten.

In den vergangenen Monaten hatten Jutta Weingartz-Jüngling und Sabine Reiferscheid von der Verwaltung die vorbereitenden Arbeiten erledigt. Mit Lukas Hellenthal wurde ein Metallbildhauer aus dem Gemeindegebiet gefunden, der aus Cortenstahl die Gedenkstele mitsamt dem an die Originalzeichnung angelehnten Bild des „Kleinen Prinzen“ schuf. Markus Caspers vom Bauhof leitete die Arbeiten auf dem Friedhof.

Name kann am Baumstamm angebracht werden

Unter dem Stelenplatz wurde ein Strahlenkranz aus Steinen angelegt. Unmittelbar anschließend ist unter einer Buche eine kleine Wiesenfläche. Um den Baumstamm herum werden in konzentrischen Kreisen Sternenkinder ihren Ruheplatz in kleinen Holzsärgen, Urnen oder einem Weidenkörbchen finden können, bewacht vom „Kleinen Prinzen“ unter dem Sternenwürfel.

Eltern könne auf Wunsch den Namen ihres Sternenkindes, in ein Messingschildchen eingraviert, am Baumstamm anbringen lassen. Und sie können auf den Freiflächen zwischen den aus den Steinen ausgelegten Sternenstrahlen persönliche Erinnerungsgegenstände an ihr Sternenkind ablegen.

Beisetzungen im Familiengrab sind ebenfalls möglich

Das Sternenfeld ist ein Angebot für alle im Gemeindegebiet und wird nur auf dem Waldfriedhof vorgehalten. „Und natürlich besteht nach wie vor die Option, das Sternenkind im Familiengrab beizusetzen“, so Meuren.

Das Sternenfeld findet viel Anklang. „Das ist eine gute Idee. Man muss dem Arbeitskreis und auch der Bürgermeisterin dafür einfach ein Lob aussprechen“, so Ortsvorsteher Alexander Mauel. Er und alle Anwesenden hielten einen Moment am „Kleinen Prinzen“ inne. Mauel wurde nachdenklich: „Man sagt, noch der kleinste Fußabdruck hinterlässt eine Spur.“

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Antoine de Saint-Exupéry lässt es seinen „Kleinen Prinzen“ anders ausdrücken: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.“

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