In den Himmel schauen – aber wo?Dahlemer debattieren über Standort für Sternenblick

Lesezeit 4 Minuten
Der Astronom Harald Bardenhagen betreibt die Sternwarte der Astronomiewerkstatt.

Der Astronom Harald Bardenhagen betreibt die Sternwarte der Astronomiewerkstatt.

Dahlem-Kronenburg – Auch die Gemeinde Dahlem möchte einen der zu hundert Prozent öffentlich geförderten Sternen-Blicke einrichten. Bisher galt der Eifel-Blick nahe des Friedhofs oberhalb von Kronenburg als die optimale Wahl. Doch jetzt schlägt der Arbeitskreis Kronenburgerhütte eine Alternative vor: unten im Kylltal, auf dem ehemaligen Freizeitgelände diesseits der Staumauer.

Das Thema ist für den Gemeinderat nicht neu, wird aber nach der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises erneut auf die Tagesordnung am Donnerstag, 20. Mai, gesetzt. Der zehnköpfige Arbeitskreis, der bislang unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter Vorsitz von Baasems Ortsbürgermeister Martin Kinnen tagt, ist mit Vertretern der Ratsfraktionen, der Interessengemeinschaft Freizeitanlage und einem beratenden Mitglied der Verwaltung besetzt. Mit einer knappen Mehrheit von fünf zu drei Stimmen wurde dort jetzt beschlossen, dass der Sternen-Blick nicht am schon beschilderten Eifel-Blick, sondern im Tal in Kronenburgerhütte und damit nahe des touristischen Hotspots Kronenburger See eingerichtet werden soll.

Bestandteile des Förderprojektes

Die Sternen-Blicke sind ein Bestandteil des Förderprojekts „Unterm Sternenzelt – Eifel bei Nacht“ der Nordeifel Touristik. Sie sollen in der Nordeifel an allen Orten, die für eine nächtliche Sternenbeobachtung besonders gut geeignet sind, eingerichtet werden. „Das normale Verständnis“, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zum Antrag des Arbeitskreises, würde einen solchen Weitblick an einem besonders hoch gelegenen Punkt vermuten. Doch in der Eifel ist das aufgrund der oft abstrahlungslichtarmen Umgebung auch an tiefer gelegenen Standorten möglich. Auch in Kronenburgerhütte?

Der Astronom Harald Bardenhagen, er betreibt die Sternwarte der Astronomiewerkstatt „Sterne ohne Grenzen“ in Vogelsang, wurde gebeten, beide Varianten zu untersuchen. Er reiste mit Spezialkameras an und fotografierte in derselben Nacht mit identischen Kameraeinstellungen den Nachthimmel über Kronenburg: oben am Eifel-Blick und unten an der Freizeitanlage.

Weniger störende Lichtquellen

Sein Fazit der Bildauswertung ist eindeutig: „Ich möchte aus fachlicher Sicht für die Sternenbeobachtung die Nutzung des Standortes am Friedhof von Kronenburg empfehlen.“ Zum einen gebe es dort im Vergleich zur Freizeitanlage, die auf dem Höhenniveau von Kronenburgerhütte ist, weniger störende Lichtquellen. Es stehe ein größerer, freier Himmelsausschnitt zur Beobachtung zur Verfügung. Und der Standort habe bei Nebellagen im Tal immer noch günstige Beobachtungsbedingungen. In Kronenburgerhütte hingegen sei das Gegenteil der Fall: Dort seien Nebellagen häufiger und dann naturgemäß der freie Blick in den Sternenhimmel unmöglich.

Martin Kinnen vertritt als Arbeitskreisvorsitzender auch die Position der Befürworter der Tieflage für den Blick nach ganz oben: „Man kann aus christlicher Sicht argumentieren, dass ausgerechnet nachts so unmittelbar am Friedhof die Totenruhe nicht gestört werden sollte.“ Zudem handele es sich bei dem Sternen-Blick an der Freizeitanlage um ein gemeindliches Grundstück. Die Fördergelder könnten ganz dem Projekt selbst gewidmet werden, Kosten für Grunderwerb fielen weg, argumentiert Kinnen weiter.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Gemeinde hatte nach dem Scheitern der Glamping-Pläne eine Verkaufsoption des Areals zurückgezogen. Der Arbeitskreis hat zur Ratssitzung ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept erstellt. Der Sternen-Blick soll unter anderem mit Bänken und Erklärtafeln des Firmamentausschnitts, den man beobachten kann, bestückt werden. Die von Astronom Harald Bardenhagen vorgelegten Fotos seien im Vergleich zu denen vom Friedhof so schlecht nun auch wieder nicht, so die Befürworter. Nun müssen sie nur noch eine Mehrheit bei den Ratsmitgliedern finden.

Der Gemeinderat tagt am Donnerstag, 20. Mai, ab 17 Uhr im Bürgerhaus in Schmidtheim.

Gesamtnutzungskonzept für Kronenburgerhütte in Arbeit

Der Arbeitskreis Kronenburgerhütte erarbeitet derzeit zusammen mit der Interessengemeinschaft Freizeitanlage ein Gesamtnutzungskonzept für die Anlage. Der geplante Sternen-Blick würde dazugehören. Denkbar, so Martin Kinnen, Vorsitzender des Arbeitskreises, sei etwa die Reaktivierung der Minigolfanlage über die kommenden Sommermonate an den Wochenenden und ehrenamtlich betreut. Dann könnte vielleicht auch der Kiosk wiedereröffnet werden.

Konkret geplant ist die Anlage von zwei Blühstreifen durch die Interessengemeinschaft. Dafür braucht sie noch die Zustimmung des Gemeinderates. Das Parkplatzproblem für die Anwohner vor allem während der Sommermonate ist ebenfalls Teil des Gesamtkonzeptes. Bisher ist Parken auch für die Anwohner im Bereich des Kronenburger Sees kostenpflichtig. Sie müssen zwischen 10 und 17 Uhr ein Tagesticket ziehen. Damit ist es jetzt vorbei.

Einen kostenlosen, ein Jahr gültigen und an einen Pkw pro Haushalt gebundenen Ausweis können die Anwohner nun beim Zweckverband Kronenburger See bestellen. Die Anforderung ist auf dem Postweg – Zweckverband Kronenburger See, Hauptstraße 23, 53949 Dahlem – oder per E-Mail möglich. 

KStA abonnieren