Big-Band-KonzertKronenburger Publikum hörte Jazz mit Ohrwurmpotenzial

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Die Musikerinnen und Musiker stehen und sitzen in der klassischen Big-Band-Aufstellung auf der Bühne, vorne fünf Akteure mit Saxofon.

Unter der Leitung von Frank Reinshagen gastierte die Big Band der Kölner Hochschule für Musik und Tanz in Kronenburg.

Die Big Band der Kölner Hochschule für Musik und Tanz gastierte im Dahlemer Ortsteil Kronenburg. Sie spielte Musik von Wayne Shorter.

Und wieder wurde der „Malersaal“ im Kronenburger Haus für Lehrerfortbildung für einen Abend zum Jazzclub: Unter der Leitung von Frank Reinshagen spielte die Big Band der Hochschule für Musik und Tanz in Köln ein zweistündiges „Tribute to Wayne Shorter“.

Der Jazz-Saxofonist war im vergangenen Jahr im Alter von fast 90 Jahren gestorben. Shorter hat vor allem als Komponist Big-Band-Leader Frank Reinshagen, der an der Kölner Hochschule Jazzkomposition lehrt, seit vielen Jahren stark beeinflusst: „Seine Stücke haben oft eine starke und eingängige Melodie, die sogar ohrwurmtauglich ist, und das bei komplexen Harmoniestrukturen.“

Eine 17-köpfige Big Band gastierte in Kronenburg 

Entsprechend vorsichtig müsse er als Neuarrangeur zu Werke gehen, wenn er Shorters Kompositionen, die oft für kleine Besetzungen wie Quartette oder Quintette geschrieben sind, aufs Großformat einer 17-köpfigen Big Band umschreiben wolle. „Man muss darauf achten, dass die Stücke nicht ihren ursprünglichen Charakter verlieren“, so Reinshagen.

Für die 85 Zuhörenden im ausverkauften Saal klangen die Ergebnisse überzeugend. Reinshagen hatte „aus dem Riesenkonvolut an Kompositionen, die Shorter geschrieben hat“, einen Querschnitt an Werken aus dessen gesamter Schaffenszeit ausgewählt. Dabei waren etwa „The Chess Players“, 1960 für „The Jazz Messengers“ von Art Blakey geschrieben, oder Werke Shorters für das Miles-Davis-Quintett, wo er die Nachfolge von John Coltrane antrat. 1970 war Shorter auch Teil der legendären elfköpfigen Besetzung, die Miles Davis für die Aufnahme des Jazz-Rock-Fusion-Epochenalbums „Bitches Brew“ versammelt hatte.

Dirigent Reinshagen hatte auch Shorter-Klassiker ins Programm genommen 

Ab Mitte der 1970er-Jahre wechselte der Jazzer zu Joe Zawinuls Weather Report, hier spielte unter anderem auch der berühmte Bassist Jaco Pastorius. Diese Jahre machten mit der Popularität der Band auch Shorter immer bekannter. „Elegant People“ war Reinshagens Wahl, um mit seiner Big Band an diese Jahre zu erinnern. Älteren Datums wiederum waren andere Shorter-Klassiker für Kenner, „Footprints“ von 1967 oder auch „Black Nile“ und „Speak no Evil“ (beide von 1964).

Schon im vergangenen Oktober hatte die Big Band die aus zehn Kompositionen bestehende Setlist beim Abschlusskonzert nach der Probenzeit an ihrer Hochschule gespielt. Nach dreieinhalbmonatiger Pause sprach es für die Qualität der Nachwuchsmusiker, dass sie vor dem Konzert in Kronenburg nur eine einzige Nachmittagsprobe benötigten, um das Programm wieder abzurufen.

Er wolle am liebsten keinen seiner Musiker – darunter nur eine Musikerin – herausheben, betonte Frank Reinshagen. Dennoch blieb Iara Serodios Tenorsaxofon-Solo bei „El Gaucho“ bei den Zuhörern besonders haften. Jakob Manz überzeugte am Altsaxophon, Philip Weiand am Keyboard bei seinem Solo auf „Elegant People“. Und der erst 18 Jahre alte Schlagzeuger Jakob Hein scheint ein großes Talent zu sein in einer Gruppe aus auffallend jungen Musikern.

Am Ende war das Jazzpublikum in Kronenburg begeistert. Nicht nur manche Musiker, auch einige der Zuhörer gingen, beseelt die Melodie des Zugabestücks „Footprints“ pfeifend, nach Hause.

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