Mildes FrühjahrDie wilden Narzissen in der Eifel werden in diesem Jahr früh erblühen

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Eine einzelne Narzisse blüht auf einer Wiese im Oleftal.

Noch haben nur einzelne Narzissen ihre Blüten geöffnet. Doch einige wenige warme Tage können die Wiesen im Oleftal in ein millionenfaches Blütenmeer verwandeln.

In der Hellenthaler Touristeninfo häufen sich die Anfragen von Naturfreunden: Daher hat die Gemeinde einen Liveticker zur Narzissenblüte im Oleftal eingerichtet. 

Sind sie schon da? Oder noch nicht? Oder vielleicht sogar schon weg? Wenn in den Vorgärten die Narzissen blühen, dann fragen sich die Naturfreunde, wie es denn mit der wildwachsenden Urform in den versteckten Tälern im deutsch-belgischen Grenzgebiet aussieht.

„Bei uns gibt es derzeit sehr viele Anfragen“, sagt Katharina Mahlstedt von der Gemeinde Hellenthal lächelnd. So viele, dass die Mitarbeiter sich entschlossen haben, einen Liveticker auf die Webseite zu setzen, um die Menschen tagesaktuell auf den neuesten Stand des immer wieder beeindruckenden Naturschauspiels zu setzen.

Entfernen der Fichten ebnete den Weg für das Naturschauspiel im Oleftal

Das war am Montagmorgen, als sich die Bürgermeister von Hellenthal und Büllingen mit der belgischen Forstverwaltung zu einem Vororttermin trafen, noch recht übersichtlich. Während auf der Südseite, die sich noch auf deutschem Gebiet befindet, schon recht wackere Pflanzenbüschel entwickelt haben, ragten auf der Wiese nur vereinzelte Stängel aus dem Grün – noch längst nicht der gelbe Blütenteppich, der die Menschen von nah und fern seit vielen Jahren fasziniert und oft zu einer längeren Anreise animiert.

Dass es überhaupt zu diesem Naturschauspiel kommt, ist vor allem einem Menschen zu verdanken, der mit unermüdlicher Hartnäckigkeit schon vor mehreren Jahrzehnten dafür gesorgt hat, dass die alten Mähwiesen von den Fichten befreit wurden und so die darunter schlummernden Narzissen wieder zum Leben erweckt werden konnten. Auch im Jahr eins nach dem Tod von Professor Wolfgang Schumacher war ein Besuch auf den Eifeler Narzissenwiesen nicht ohne die Nennung seines Namens möglich.

Loki-Schmidt-Stiftung und NRW-Stiftung kauften Flächen

„Die von uns aus gesehen linke Wiese, die sogenannte Mertenswiese, war die erste, die Schumacher ans Licht geholt hat“, erinnerte Westerburg im Tal der Olef an die Anfänge der Naturschutzaktion zur Renaturierung der Narzissenwiesen. Ab 1979 kauften die Loki-Schmidt-Stiftung und später auch die NRW-Stiftung auf Initiative von Schumacher die Flächen in den Bachtälern auf. Durch die Fällung der dortigen Fichten konnten die im Boden schlummernden Narzissen zur millionenfachen Blütenpracht erwachen.

Die Pflege der Wiesen ist eine transnationale Aufgabe, denn viele der Flächen liegen in Belgien. So machte auch Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz seine Erfahrungen mit Schumacher und dessen Entschlossenheit zum Schutz der Natur. „Er war die Triebfeder, aber er konnte nerven“, erinnert sich Wirtz. Doch die Entwicklung habe Schumacher recht gegeben. Viele hätten mitgemacht, auch seine beiden Amtsvorgänger Franz Hagelstein und Gerhard Palm.

Gute Zusammenarbeit mit der belgischen Forstverwaltung 

Dass es überhaupt möglich ist, die Narzissenwiesen so unkompliziert zu besuchen, ist der guten Zusammenarbeit und Abstimmung der Gemeindeverwaltungen von Büllingen und Hellenthal mit der belgischen Forstverwaltung zu verdanken. Denn die Situation in Belgien sei anders als in Deutschland, erläuterte Wirtz: „Wir haben zwei verschiedene Naturschutzgesetze, die beide restriktiver sind als in Deutschland.“

Auch seien die Flächen nicht alle in einer Hand wie auf deutscher Seite, wo die Arenbergische Forstverwaltung der einzige Eigentümer sei. „Wir haben hier Staatswald, Gemeindewald und Kirchenwald, die alle von der Forstverwaltung betreut werden“, erläuterte er. So seien die Besucher nicht immer willkommen gewesen. „Wir haben es mit Verlässlichkeit geschafft, dass diese Narzissenwanderungen stattfinden können“, sagte Wirtz.

Die Gruppe ist in einer Reihe auf dem schmalen Narzissenwanderweg unterwegs.

Auf dem Wanderweg unterwegs: Julia Schößler (von vorne), Friedhelm Wirtz, Rudolf Westerburg, Peter Gießeler, Christoph Scholzen und Rainer Mareite.

Doch dazu müssten die Besucher kanalisiert werden. So werde verhindert, dass die Gäste querfeldein durch die Narzissen stapften. „Das ist eine Herausforderung, wir müssen die Leute an die Hand nehmen“, betonte er. Denn wenn man es einfach laufen lasse, komme irgendwann ein Veto vom Naturschutz. Es werde deshalb kontrolliert, ob die Besucher sich auch an die Vorgaben halten.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, habe die belgische Forstverwaltung gemeinsam mit den beiden Grenzkommunen eine neue Beschilderung entwickelt, mit der zwei verschiedene Wanderwege ausgezeichnet worden sind.

Diese Wanderwege dürfen nur zur Narzissenblüte begangen werden

Vielleicht könnten die Schilder als zu klein angesehen werden, so Westerburg, doch es handele sich hier ja auch um einen temporären und keinen regulären Wanderweg. „Der darf nur während der Narzissenblüte begangen werden“, sagte er.

Die belgische Forstverwaltung habe vor Jahren angeordnet, dass die kleine Holzbrücke, die über die Olef führt, nach der Blühsaison abgebaut werden müsse, damit der Bereich wieder unzugänglich ist. „Wir bekommen jedes Jahr nach Abschluss der Saison noch viele Anfragen, warum die Wege nicht mehr begangen werden dürften“, berichtete Westerburg.

Klimawandel: Die Narzissenblüte beginnt in der Eifel schon immer früher

Umso mehr Licht fällt auf die nächsten Wochen, wenn die Narzissenblüte in voller Ausprägung die Wiesen gelb färbt. Von Mittwoch, 27. März bis Sonntag, 5. Mai, sind die Wanderführer des Naturparks Nordeifel unterwegs, um die interessierten Besucher zu den spannendsten Orten zu bringen und mit sachkundigen Informationen zu versorgen. „Seit neuestem sind die Wanderungen auf der Internetseite des Naturparks oder der Website der Gemeinde Hellenthal auch online buchbar“, sagte Peter Gieseler, stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks.

Dass der Klimawandel sich auch in den Hochtälern der Eifel bemerkbar mache, sei deutlich, sagte Rainer Mareite von der belgischen Forstverwaltung. In früheren Jahren sei der Beginn des Naturschauspiels etwa Anfang bis Mitte April gewesen, doch verlagere sich der Zeitpunkt mittlerweile bereits in den März. Das sei auch im Tal der Holzwarche auf der belgischen Seite zu sehen, wo es ebenfalls große Vorkommen der wilden Narzisse gebe.

„Die Narzisse hat es geschafft, ihre Flächen zu vergrößern“, hat sein Kollege Christoph Scholzen beobachtet. Vielleicht sei es dann auch einmal notwendig, das Narzissenfest vorzuverlegen, das traditionell immer am dritten Wochenende im April stattfindet.


Das Narzissenfest und viel geführte Wanderungen

Am Sonntag, 21. April, 10 bis 17 Uhr wird das Narzissenfest auf dem Wanderparkplatz Hollerather Knie stattfinden. Zum ersten Mal wird dabei eine Frühwanderung angeboten, für die eine Anmeldung erforderlich ist. Auch in diesem Jahr wird es wieder fünf Erzählstationen geben, an denen ortskundige Führer Informationen über die Landschaft und die Narzissen zu berichten haben.

Nach der offiziellen Eröffnung um 10.30 Uhr spielt um 12 Uhr der Musikverein Harmonie Reifferscheid. Um 14.30 Uhr startet Uwe Reetz mit seinem Kinderprogramm. Wie in den Vorjahren bietet die Feuerwehr Hellenthal einen Shuttleservice zu den Narzissenwiesen an.

Gelbe und rote Hinweisschilder für die beiden Wanderwege zu den Narzissenwiesen.

So sehen die neuen Hinweisschilder auf die Wanderwege zu den Narzissenwiesen aus.

Zwei Wanderrouten haben die Gemeinden Hellenthal und Büllingen mit der belgischen Forstverwaltung erarbeitet. Eine mit gelben Schildern ausgezeichnete Strecke führt auf 6,7 Kilometer Länge überwiegend durch den belgischen Wald bei Rocherath. Rote Schilder markieren eine 5,8 Kilometer lange Strecke, die vor allem auf der deutschen Seite der Grenze unterwegs ist.

Liveticker zur Blüte auf der Homepage der Gemeinde Hellenthal

Tagesaktuell informiert die Website der Gemeinde Hellenthal über die Blüte der Narzissen in den Flusstälern im Grenzgebiet. Hier ist es auch möglich, die Teilnahme an den geführten Wanderungen des Naturparks Nordeifel online zu buchen. Allerdings seien auch spontan eintreffende Gäste willkommen, so Peter Gieseler vom Naturpark Nordeifel.

Die Wanderungen werden von Mittwoch, 27. März, bis Sonntag, 5. Mai, mittwochs, samstags und sonntags angeboten und starten am Wanderparkplatz Hollerather Knie. Zusätzlich ist auch am Ostermontag, 1. April, eine Wanderung vorgesehen. Die Wanderungen sind kostenpflichtig und kosten 5 Euro für Erwachsene, 3 für Jugendliche und Kinder, Kinder unter 9 Jahren können kostenlos teilnehmen. Dazu kommt eine Parkgebühr von 3 Euro.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es bei der Tourist-Information Hellenthal unter Tel. 0 24 82/8 51 15.

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