Irisches Bier ausverkauftDie gelungene Wiederbelebung der Kulturkirche in Hellenthal

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Drei Musiker agieren auf der Bühne.

Mit Irish Folk begeisterte Saarannon aus dem saarländischen Merzig die rund 100 Zuhörer in der Hellenthaler Kirche.

Beim Gastspiel der Band Saarannon war die evangelische Kirche in Hellenthal voll besetzt. Das Trio spielte irische Musik.  

Töne von der Grünen Insel im grauen Eifelwetter – das Trio „Saarannon“ brachte irische Lebensart und -freude nach Hellenthal. In der voll besetzten evangelischen Kirche spielte es sein Programm, das von flotten Gute-Laune-Titeln bis zu traurigen und besinnlichen Balladen reichte. „Dideli Dadeli Dudeli“ – so etwa brachte die Sängerin Silja Pagel dem Publikum einen Text bei, den es gerne mitsang.

In Decken gehüllt gegen die gesunkenen Temperaturen, spendeten die Zuhörer eifrig Beifall. Nach der Flutkatastrophe war die Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal in Kontakt mit der Evangelischen Gemeinde in Merzig im Saarland gekommen. Seitdem besteht eine enge Partnerschaft.

Die Stimmung in Hellenthal war wie in einem irischen Konzertsaal

Aus Merzig kommen auch die drei Musiker: Das verrät schon der Bandname, der eine Kombination aus „Saar“ und „Shannon“, der irischen Stadt, ist. Silja Pagel, die auch an der Geige zu hören war, tritt zusammen mit Gitarrist Dieter Pagel und dem Bodhrán-Spieler Frank Paqué auf. Zu dritt gelang es ihnen, in die Kirche die Stimmung eines irischen Konzertsaales zu zaubern.

Dies ist der Versuch, die Marke Kulturkirche wiederzubeleben.
Pfarrer Oliver Joswig

Nicht zufällig erinnerte das Konzept an die Zeiten, als in Gemünd die Kulturkirche mit Musik, Kunst und Literatur das Publikum zuverlässig in das evangelische Gotteshaus lockte. Doch seit der Corona-Pandemie und der Flut ist alles anders. Noch immer hat die Sanierung der schwer beschädigten Kirche in Gemünd nicht einmal begonnen.

Stattdessen hat der Schimmel übernommen und dafür gesorgt, dass das Gebäude aus Sorge vor einer Gesundheitsgefährdung erst einmal nicht betreten werden kann. Dass die Kulturkirchen-Idee, damals initiiert, um einen Beitrag zur Finanzierung der Gemünder Kirche leisten zu können, noch aktuell ist, bewies der Irish-Folk-Abend. Alle Plätze waren belegt, so dass einige Zuhörer das Konzert von „Saarannon“ im Stehen verfolgen mussten.

Irisches Bier war in der Hellenthaler Kirche heiß begehrt

„Das war ein leiser Weckruf, der deutlich machte: Da ist ein Bedürfnis“, sagte der Hellenthaler Pfarrer Oliver Joswig: „Dies ist der Versuch, die Marke Kulturkirche wiederzubeleben.“ Das gelang. Schon kurz nach Beginn des Konzerts hatte er seinen Platz an der Getränkeausgabe verlassen müssen, um Nachschub an irischem Bier zu besorgen. Vielleicht werde es, so Joswig, nach dem Erfolg noch ein paar Veranstaltungen geben.

Allerdings sei das klare Ziel, dass die Veranstaltungsreihe wieder nach Gemünd umziehe, wenn das dortige Kirchengebäude irgendwann einmal wieder benutzt werden könne, betonte er. Schon am Karnevalssamstag habe es einen Schlagergottesdienst gegeben, der gut besucht worden sei. Gestaltet wurde der in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde aus Wettmar bei Hannover, ebenfalls Partnergemeinde der Trinitatis-Kirchengemeinde.

„Da haben wir alles Mögliche von ‚Biene Maja‘ bis ,Ein Bett im Kornfeld' gesungen“, berichtete Joswig. Während Pfarrer Christoph Ude sich um die Umsetzung des Projekts der Quartierkirche bemühe, das in Gemünd realisiert werden soll, habe Joswig sich die Wiederbelegung der Kulturkirche auf die Fahne geschrieben.

Es gehe darum, die Leute wieder zusammenzubringen, die die Veranstaltungsreihe vor fünf Jahren am Laufen gehalten hätten. „Viele sind aber nicht mehr dabei“, bedauerte er. Doch der voll besetzte Kirchenraum beim Irish Folk mache Mut. „Wir brauchen solche Angebote“, sagte Joswig.

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