WindenergieDie Eifeler Energiegenossenschaft eegon stellt die Weichen auf Expansion

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt sechs Windräder im Windpark Rohr-Reetz.

Am Windpark Rohr-Reetz in der Gemeinde Blankenheim hält die eegon zehn Prozent der Anteile. Die Bürger der Gemeinde können als Mitglieder der Genossenschaft jetzt befristet bevorzugt Nachrangdarlehen für die Investitionssumme zeichnen.

Die eegon hat ihre Umsatzerlöse fast verdoppelt. Mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer nimmt die Eifeler Energiegenossenschaft neue Projekte in Angriff.

Bei der Eifeler Energiegenossenschaft eegon aus Wiesbaum in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Gerolstein, die auch im Kreis Euskirchen investiert, stehen die Zeichen auf Wachstum: Der Jahresüberschuss 2022 ist auf rund 527 200 Euro gestiegen, fast 100 000 Euro mehr als noch 2021. Die Umsatzerlöse haben sich aufgrund der hohen Strompreise auf rund 1,76 Millionen Euro fast verdoppelt.

Mit dem Erfolg verbunden ist für die beiden ehrenamtlichen Vorstände der 2009 mit 20 Mitgliedern gegründeten Energiegenossenschaft, Johannes Pinn und Volker Pressel, allerdings auch immer mehr Arbeit, die sie neben ihren eigentlichen Berufen – Pinn ist Förster bei der Stadt Hillesheim, Pressel Banker – leisten müssen.

Im Januar stellt eegon einen hauptamtlichen Geschäftsführer ein

Konsequenz: Ab dem 1. Januar des kommenden Jahres wird ein hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt. Und aus 20 vor 14 Jahren sind mittlerweile ja auch stolze 984 Mitglieder geworden, noch einmal 154 mehr als noch zum Ende des Jahres 2021.

Privatpersonen, Kommunen, aber auch Unternehmen unterstützen so die Idee, „mit den Geschäftsfeldern im Bereich der erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes für die Menschen in der Region eine Beteiligungsmöglichkeit an Projekten vor Ort zu organisieren“, so Pinn. Mindestbeitrag für eine Mitgliedschaft als Genosse in der eegon: 500 Euro.

An Windparks in Schleiden und Blankenheim beteiligt

Im Kreis Euskirchen ist die Genossenschaft so etwa im Bürgerwindpark Schleiden oder auch am Windpark Rohr-Reetz der Gemeinde Blankenheim beteiligt. Es gebe Anfragen für ein neues Projekt im Gemeindegebiet Nettersheim auf Grundstücken in Richtung Milzenhäuschen, berichtet Pinn.

Obwohl man in Marienthal an der Ahr im vergangenen Jahr das erste Nahwärmenetz für immerhin 33 Hausanschlüsse in Betrieb genommen hat, wollten sich Pinn und Pressel zu einer möglichen Beteiligung der eegon am – wesentlich größeren – geplanten Nahwärmenetz in Ripsdorf nicht äußern.

Die beiden Geschäftsführer vor ihrem mit den Firmen-Logos gekennzeichneten E-Dienstwagen.

Optimistisch wenn es um Bürgergenossenschaften geht: Johannes Pinn (l.) und Volker Pressel von der Energiegenossenschaft eegon in Wiesbaum, hier mit ihrem Dienstwagen, der natürlich ebenfalls ein E-Auto ist.

Man investierte und investiert in diesem und den kommenden Jahren stattdessen vor allem in den rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Gerolstein und Prüm. So erwirtschaftete etwa das eegon-eigene Windkraftrad bei Stadtkyll 2022 mit rund 1,26 Millionen Euro den Großteil des Gesamtgewinns und 73 Prozent mehr als noch zum Ende des Jahres 2021.

Grund hierfür seien die hohen Strompreise in Folge des Kriegsausbruchs in der Ukraine, so Johannes Pinn. Die Preise seien seitdem wieder gefallen, dämpfte er Erwartungen, auch wenn man für das laufende Geschäftsjahr noch mit „deutlich höheren Gewinnanteilen“ rechnen könne.

Blankenheimer Bürger sollen für die Genossenschaft gewonnen werden

Neben Plänen für einen Bürgerwindpark mit fünf Windkraftanlagen in Sinzig – die kalkulierten Kosten belaufen sich insgesamt auf rund 10,5 Millionen Euro – will die eegon in diesem und im kommenden Jahr in fünf Freiflächen-Photovoltaikprojekte in den erwähnten beiden Verbandsgemeinden investieren. Alles Projekte, bei denen die Genossen mit Dividenden rechnen wollen. Für das Geschäftsjahr 2022 werden insgesamt rund 120 900 Euro ausgeschüttet, inklusive Bonuszahlungen.

Am 10. Oktober wollen Pinn und Pressel nun auch die Einwohner in der Gemeinde Blankenheim vom Sinn und Zweck der Bürgerenergiegenossenschaft überzeugen, und zwar ab 19 Uhr im Bürgerhaus in Reetz. Zum Jahresende 2022 hat eegon eine Kommanditbeteiligung von zehn Prozent am Windpark Rohr-Reetz der Gemeinde Blankenheim übernommen. Das Investment in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro soll über sogenannte Mitgliedernachrangdarlehen finanziert werden.

Die eegon setzt bevorzugt auf regionale Projektentwickler

Für einen festgelegten Zeichnungszeitraum werden Einwohner der Gemeinde bevorzugt, zudem sind Zinsen und Tilgungen festgeschrieben. Ein Verfahren, das die eegon, so Pinn, in allen Fällen regionaler Bürgergenossenschaften anwendet, so auch beim Bürgerwindpark Schleiden, wo man 25 Prozent der Anteile hält.

Pinn und Kollege Volker Pressel wie der Aufsichtsrat der Genossenschaft setzen zudem auf regionale Projektentwickler und Stromversorgungsanbieter wie die e-regio und auf Banken aus der Umgebung zur Finanzierung. Es müssten aber dann beileibe nicht nur genossenschaftlich organisierte sein, so Banker Pressel.

Und woher soll die alternativ gewonnene Energie für die genossenschaftlichen Projekte kommen? Da ist für die eegon-Chefs die Entscheidung schon längst gefallen, auch wenn sie dafür, wie Pinn berichtet, einiges an Kritik in den Sozialen Medien einstecken mussten: Windkraft – auch im Wald – ist Nummer eins.

Bei Zugrundelegung einer benötigten Fläche von einem Hektar komme man auf 18 500 Kilowattstunden pro Jahr Energieausbeute, wenn man etwa Mais in Biogasanlagen vergären lasse, so Pinn. Auf eine Million Kilowattstunden pro Jahr bei Freiflächen-Photovoltaik, aber auf 16 Millionen Kilowattstunden Energieausbeute bei einer Windkraftanlage des bei Repowerings oft gebauten Typs E-160. Dessen Nabenhöhe ist mit 166 Metern Höhe größer als die Türme des Kölner Doms.

KStA abonnieren