IdeenfabrikSo wird ab November in Euskirchen an der „Eifel 2030“ gearbeitet

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Mit der Visualisierung wird gezeigt, wie die Ideenfabrik aussehen soll, die derzeit in der Alten Tuchfabrik in Euskirchen aufgebaut wird.

Die Visualisierung gibt einen Eindruck, wie die Ideenwerkstatt des Kreises Euskirchen aussehen soll.

In der Alten Tuchfabrik wird für 1,9 Millionen Euro die Ideenfabrik der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen eingerichtet.

Digitales Labor, Innovationstreppe, Blumen auf Rollen – die Ideenfabrik des Kreises Euskirchen nimmt Formen an. Zumindest auf dem Papier und mit den digitalen Visualisierungen. Im zweiten Obergeschoss der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim ist davon nämlich noch nichts zu sehen.

Bis Ende November wird sich das laut Iris Poth, Wirtschaftsförderin des Kreises, ändern. Alles Beteiligten ist die Vorfreude anzumerken, wenn sie über die Ideenfabrik sprechen, auch, wenn noch Leitungen verlegt werden und der Estrich noch fehlt.

Architektin Pia Wirtz sieht die Arbeiten in der Alten Tuchfabrik im Zeitplan

„Wir liegen im Zeitplan“, sagt Pia Wirtz, Architektin bei Stanke Interiordesign. Das Unternehmen füllt die Ideenfabrik in den kommenden Wochen mit Leben, setzt die Wünsche des Kreises in die Tat um. Und erweitert die Wünsche – beispielsweise um eine Freitreppe, die mehr als nur eine überdimensionale Erfolgsleiter für die Wirtschaftskräfte von Morgen sein soll.

Das Bild zeigt die Wirtschaftsförderin des Kreises Euskirchen, Iris Poth. Unscharf ist im Hintergrund eine Baustelle zu sehen.

Die Wirtschaftsförderin des Kreises Euskirchen, Iris Poth, steht im Rohbau der Ideenwerkstatt in der Alten Tuchfabrik.

Von Vorteil sei, dass man selbst das Büro in der Alten Tuchfabrik habe und man ständig vor Ort sei, erklärt Wirtz. So könne man sich praktisch minütlich vom Baufortschritt überzeugen.

Die Gestaltung ist mit dem Kreis abgesprochen und eng an das künftige Corporate Design angelehnt. Deshalb stehe man auch im Austausch mit der Lemm Werbeagentur, die das Logo entworfen hat.

Die Umsetzung der Ideenfabrik kostet 1,9 Millionen Euro

Die Ideenfabrik ist das Vorzeigeprojekt der Wirtschaftsförderung. In der Alten Tuchfabrik wird ein Innovations- und Gründungszentrum entstehen. 1,9 Millionen Euro kostet das Projekt, das vor allem eins sein soll: eine Startrampe für innovative Projekte, Nachhaltigkeitsstrategien, Start-up-Unternehmen, Co-Working und Veranstaltungen.

Wir gründen hier gerade praktisch ein eigenes Start-up, da gibt es einiges zu bedenken.
Isabelle Jaeschke, Projektleiterin

Mit 1,5 Millionen Euro fördert der Bund das Projekt, den Rest übernimmt der Kreis. Begrenzt ist es zunächst auf drei Jahre – Fortsetzung im Erfolgsfall mehr als erwünscht.

Das Bild zeigt einen Blick in einen Raum in der Alten Tuchfabrik in Euskirchen, der sich im Rohbauzustand befindet. Einige Bauutensilien stehen auf dem Boden.

In der digitalen Werkstatt in der Alten Tuchfabrik wird gerade noch ziemlich analog gearbeitet.

Die Ideenfabrik ist fest in Frauenhand. Geleitet wird das Projekt von Isabelle Jaeschke. Die 30-Jährige lebt in Lommersum und hat International Management studiert. „Es gibt so unglaublich viel zu tun“, sagt sie: „Wir gründen hier gerade praktisch ein eigenes Start-up, da gibt es einiges zu bedenken. Vom neuen Logo über eine Website und der Suche nach einem passenden Telekommunikationsanbieter bis zur Organisation eines Nachbarschaftsfrühstück zum Start des Projekts“, erklärt Jaeschke.

Start-ups können in der ehemaligen Tuchfabrik auch Prototypen bauen

Unterstützt wird sie von Sarah Komp aus dem Team der Wirtschaftsförderung. Sie kümmert sich um die Bauleitung rund um die 630 Quadratmeter große Ideenfabrik, die ursprünglich den Arbeitstitel „Sustainable Innovation Hub“ hatte – ein Titel, der eher ins Silicon Valley statt in die Eifel passte.

Geht es nach der Wirtschaftsförderung des Kreises, geht es in der Alten Tuchfabrik ab Ende des Jahres aber nicht weniger innovativ und zukunftsorientiert zu wie in der Software-Schmiede in Kalifornien. Die digitale Werkstatt soll zur Schnittstelle von Digitalisierung und Handwerk werden – beispielsweise mit digitalen Schweißgeräten, bei denen nur virtuell die Funken fliegen. Auch drei 3D-Drucker sind geplant. „Natürlich können hier Start-ups auch ihre Prototypen bauen“, sagt Projektleiterin Jaeschke.

Ein großer Raum soll das kreative Herz der Ideenwerkstatt werden

Auch vier kleinere Büros sind vorgesehen. Die können von Jungunternehmen angemietet werden. Direkt gegenüber entsteht der Schulungs- und Seminarraum.

Und dann gibt es noch den großen Raum samt Freitreppe. Dieser Bereich soll so etwas wie das kreative Herz werden. Dort werden Schreibtische stehen, die tage -oder wochenweise gemietet werden können. Dort soll genetzwerkt werden. Und es soll dort die nachhaltige Eifel 2030 entstehen. Wenn eben mal viel Platz benötigt wird, kann alles einfach unter der Treppe verstaut werden. Die Blumen werden dann dank ihrer Rollen zur Seite geschoben.

Kreis Euskirchen verzeichnet eine hohe Nachfrage nach dem Projekt

Das Interesse an der Ideenfabrik sei groß, sagt Wirtschaftsförderin Poth. Bei einer Umfrage, die der Kreis Euskirchen rund ums Arbeiten in Auftrag gegeben hatte, sprach sich eine große Zahl der Befragten für Co-Working aus. Bei Co-Working arbeiten Freiberufler, kleinere Start-ups oder digitale Nomaden in größeren, verhältnismäßig offenen Räumen zusammen und können auf diese Weise voneinander profitieren.

„Da gibt es ein großes Potenzial“, sagt Poth und fügt hinzu: „Für die Ideenfabrik haben wir einen inhaltlichen Schwerpunkt. Wir möchten hier Menschen zusammenbringen, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell bereits entwickelt haben oder eines entwickeln wollen.“

Projektmanagerin Jaeschke, die ein eigenes Büro in der Ideenfabrik erhält, ergänzt, dass einmal pro Woche der Gründungsberater des Kreises in der Alten Tuchfabrik anwesend sein wird. Auch dabei gehe es schwerpunktmäßig um Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz.

Der Grund für den Fokus auf die Nachhaltigkeit: Der Kreis hat ein ambitioniertes Ziel. Bis 2026 sollen mindestens 100 Unternehmen aus der Region unterschiedlicher Größen und Branchen klimaneutral sein. Basis für dieses Ziel ist die Neuausrichtung des wirtschaftlichen Entwicklungskonzepts mit dem Ziel, zur „Modellregion Nachhaltiger Wirtschaftsstandort“ zu werden. Innerhalb der Wirtschaftsförderung habe man sich entsprechend neu aufgestellt und fortgebildet, berichtet Expertin Poth.


Der Kreissportbund ist schon da

Neben der Ideenfabrik ist der Kreis auch mit dem Kreissportbund (KSB) in die Alte Tuchfabrik gezogen. Bisher war der KSB im Thomas-Eßer-Berufskolleg zu Hause. Da das TEB nach der Flutkatastrophe aber teilweise abgerissen werden muss, brauchte der KSB eine neue Heimat.

„Ich rechne damit, dass wir sieben bis zehn Jahre hier sein werden“, sagt Markus Strauch, Geschäftsführer des KSB. Seit dem 12. Juni ist das elfköpfige KSB-Team auf dem zweiten Obergeschoss der Alten Tuchfabrik zu Hause. Gut eingelebt habe man sich bereits auf den 250 Quadratmetern, erklärt Strauch: „Wir haben bereits die ersten Synergien geschaffen und werden weitere angehen.“

Das Bild zeigt Markus Strauch, den Geschäftsführer des Kreissportbunds, vor dem Eingang der Alten Tuchfabrik, wo der Verband nun seine Büros hat.

In der Alten Tuchfabrik hat Geschäftsführer Markus Strauch bereits erste Synergieeffekte für den Kreissportbund ausfindig gemacht.

So sei denkbar, dass man die Sporträume der Sportler rund um das Unternehmen X-Fit nutzt, um beispielsweise den praktischen Teil von Fortbildungen ebenfalls in der Alten Tuchfabrik anbieten zu können. „Wenn uns hier an etwas fehlt, dann ist es wohl ein eigener Kursraum. Aber wir sind hier sehr glücklich“, so Strauch.

Auch die Mitarbeiter der Kita Löwenherz könnten vom KSB profitieren, wenn sie sich denn zur Bewegungskita zertifizieren lassen möchte. Die entsprechenden Fortbildungen könnte der KSB problemlos übernehmen. Derzeit ist Strauch vor allem in die Vorbereitungen rund um den Schwimmcontainer involviert, den der Kreis vom Land zur Verfügung gestellt bekommt. Da auch der Kreissportbund in Detmold in das Projekt involviert ist, sei derzeit vor allem viel Abstimmungsarbeit bei den vertraglichen Dingen nötig. Spätestens Anfang des Jahres soll der Schwimmcontainer dann einsetzbar sein.

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