Neue ForschungBlancio, Dalaheim, Sleyda – Welche Orte im Kreis Euskirchen sind gemeint?

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Das Schloss in Schleiden in der Eifel (links).

Die an einem Abhang zum Tal hin („Schleide“) errichtete Burg hat der Stadt Schleiden ihren Namen gegeben.

Von Blancio über Dalaheim nach Sleyda: Günter Breuer hat eine Abhandlung über die Ortsnamen im Kreis Euskirchen zusammengestellt.

Ist das im Jahr 720 erwähnte „Blancio“ tatsächlich der erste Name für das heutige Blankenheim? Wenn dem so ist – da ist sich Günter Breuer sicher –, dann bezieht sich der Name aber auf Blankenheimerdorf, denn die in der Nähe liegende hochmittelalterliche Burg war wohl der ursprüngliche Sitz der adligen Herrn, die später in die Burg Blankenheim übersiedelten. Ein Gerardus Blankenheim werde erst in einer Urkunde 1112 genannt.

Breuer, Sprachwissenschaftler und ehemaliger Bibliothekar der Universitätsbibliothek der RWTH Aachen, hat die Ortsnamen im Altkreis Schleiden unter die Lupe genommen und dabei auch Siedlungen behandelt, die heute gar nicht mehr existieren. Dabei geht er auch kurz auf deren Geschichte ein. Die Orte im Altkreis Euskirchen will er in einem zweiten Band beleuchten. In der Vergangenheit hatte sich der Autor schon mit Ortsnamen im Raum Aachen bis Düren und darüber hinaus befasst.

„Es ist Zeit für ein neues Nachschlagewerk“

„Mit der Abhandlung liegt erstmals eine zusammenfassende namenkundliche Untersuchung zu derzeit oder einstmals bewohnten Plätzen des Kreises Euskirchen vor“, schreibt Breuer im Vorwort. Neben zahlreichen Einzeldarstellungen zu den Ortsnamen seien bislang die Werke von Gerhard Mürkens aus den Jahren 1958 und 1962 sowie von Karl Guthausen aus dem Jahr 1967 die wichtigsten Informationsquellen.

Nach mehr als einem halben Jahrhundert mit bedeutenden Fortschritten in der Forschung sei es an der Zeit, ein neues Nachschlagewerk vorzulegen. Darin geht Breuer auch auf mundartliche Formen der Namen ein. „Besonderer Dank gilt Mitarbeitern des Geschichtsforums Schleiden für umfassende Zuarbeiten“, schreibt der Autor.

Der Name Blankenheim beschreibt laut Breuer einen Wohnplatz in einem baumfreien, kahlen Gelände („bei dem blanken Heim“). In der Mundart heißt der Ort Blangęm. Der Ort Dahlem wird schon 867 als Dalaheim in einer Quelle erwähnt. Der Name setzt sich aus Dal (Tal) und Heim zusammen. Auf Platt wird der Ort Daalęm genannt. Hellenthal oder mundartlich Hälędaal liegt an der Grenze zwischen den alten Herrschaften Schleiden und Reifferscheid.

1260 wird Hellindale in einem Steinfelder Urbar (Steuerverzeichnis) genannt. Der Name bedeutet laut Breuer in seinem Ursprung „in dem hell klingenden, hallenden Tal“, wobei die beschriebenen Geräusche von Wasserläufen oder der Eisenindustrie stammen können.

Wie der Ort Kall zu seinem Namen kam

Das erstmals 1238 in einer alten Quelle beschriebene Kall heißt in der Mundart Kal und war entlang der Urft geteilt. Das Gebiet links von der Urft gehörte zur Grafschaft Schleiden, das andere zum Herzogtum Jülich. Namensgeber ist der Bach, der hier in die Urft fließt.

Viele Sprachforscher haben versucht, die Herleitung des Namens zu erklären und dabei zum Beispiel auch die römische Wasserleitung (canalis) bemüht. Breuer geht davon aus, dass es einen indogermanischen Ursprung gibt und damit das steinige Bett des Baches beschrieben wird.

Erst Anfang des 14. Jahrhunderts taucht Mechernich als Megchernich in einer Urkunde auf. Der Name bezieht sich laut Breuer auf eine Person mit Namen Macriniacum. Der Name habe sich aus der Grundform „Gutsbesitz des Keltoromanen Macrinius“ herausgebildet. In Mundart wird der Ort Meichęnisch genannt.

Zahlreiche Funde zeigen, dass Nettersheim – mundartlich Nätęschęm oder Nedęschęm –in der Römerzeit eine besondere Bedeutung hatte. Die erste Erwähnung des Ortes findet sich im Jahr 867 als Nefresheim. Nach Breuers Recherchen ist die ursprüngliche Bedeutung des Namens „Wohnstätte des fränkischen Siedlers Nifthari oder Nifthart“.

Fehlt von den Hauptorten nur noch Schleiden, das rund um die Höhenburg entstanden ist. Die Burg Sleyda wird erstmals 1198 in einer Urkunde erwähnt. Ihre Lage an einem Abhang zum Tal hin („Schleide“) ist es wohl auch, die dem Ort ihren Namen gegeben hat. In Mundart wird die ehemalige Kreisstadt Schleedę genannt.

Günter Breuer: Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen, Band 1, 440 Seiten, ISBN: 9783844087956.

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