WettbewerbSchüler im Kreis Euskirchen setzen bundesweit Maßstäbe beim E-Schrott-Sammeln

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Die erfolgreichen Schülerinnen und Schüler haben sich zum Siegerfoto aufgestellt.

Die Marienschüler haben den meisten Elektroschrott beim E-Waste-Race im Kreis gesammelt. Sie erhielten einen Gutschein für einen Schulausflug von Landratsvertreter Achim Blindert (2.v.l.). Abfallberaterin Karen Beuke (l.) gratulierte herzlich.

34.502 Teile Elektroschrott sammelten Schüler im Kreis Euskirchen innerhalb von vier Wochen. Die Marienschule Euskirchen ist deutscher Meister.

Michael Mombaur ist mächtig stolz auf seine FC-Uhr. Die hat der Leiter der Euskirchener Marienschule kürzlich von Schülern geschenkt bekommen. Ansonsten wäre das gute Stück auf dem Müll gelandet.

Ob es der Ärger über die eher mageren Leistungen der Geißböcke war oder es schlicht daran lag, dass die Uhr es nicht mehr so richtig tat, ist nicht bekannt. Die Gymnasiasten jedenfalls hatten die Uhr repariert und sie dem Schulleiter überlassen.

Michael Mombaur zeigt die reparierte rote Wanduhr mit dem Geißbock-Emblem.

Stolz auf seine FC-Uhr: Schulleiter Michael Mombaur.

Der ist nicht nur mächtig stolz auf den alten, neuen Wandschmuck, sondern vor allem auf die 15 Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgruppe, die an dem bundesweiten Wettbewerb „E-Waste-Rennen“ teilgenommen haben. Sie sind nicht nur der stärkste Sammler-Trupp kreisweit, sondern bundesweit. Die AG ist quasi deutscher Schul-Sammelmeister.

Denn die Uhr, über die Mombaur sich so sehr freut, wie er es über einen erhofften Klassenerhalt des 1. FC Köln täte, ist nur eins von 6764 Einzelteilen, die die 15 Schüler und ihre Lehrerin Stephanie Sperber in dreieinhalb Wochen gesammelt haben.

„Vom kleinen Stecker bis zum ganz großen Monitor war alles dabei“, berichtet Sperber. Der Schrotthaufen, der für alle sichtbar im Foyer der Schule platziert worden war, sei exponentiell gewachsen von Woche zu Woche, erzählt der elfjährige Felix. „Schon bevor die Aktion eigentlich losging, hatten wir dort den ersten Haufen mit Schrott liegen“, fügt sein Mitschüler Sven, ebenfalls elf Jahre alt, hinzu.

Gymnasien aus Bad Münstereifel und Zülpich auf den Plätzen zwei und drei

Die Marienschüler holten auf diese Weise 7087 Punkte (durch die Punktewertung können die Leistungen der unterschiedlich großen Gruppen verglichen werden) und bilden somit den besten Sammlertrupp in diesem Wettbewerb insgesamt.

Auf Platz drei der Bundeswertung kam der Kreis-Zweite, das St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel (4330 Punkte): 23 Schüler brachten es auf 5306 Teile. Dritter im Kreis Euskirchen wurde das Franken-Gymnasium Zülpich: 15 Schülerinnen und Schüler sammelten dort 3844 Teile und erhielten dadurch 4170 Punkte.

Es wurden unglaubliche 34.502 Teile Elektroschrott gesammelt - das bisher höchste Sammelergebnis in Deutschland.
Kreisverwaltung Euskirchen über das Ergebnis im Kreis

„Es wurden unglaubliche 34.502 Teile Elektroschrott gesammelt“, zählt die Kreisverwaltung die Sammelstücke der zehn teilnehmenden Schulen aus dem Kreis zusammen – „das bisher höchste Sammelergebnis in Deutschland“.

Doch mindestens genauso wichtig wie die Ergebnisse der Sammelaktion sei das Bewusstsein, das die teilnehmenden Schüler geschaffen hätten, lobte der Allgemeine Vertreter des Landrats, Achim Blindert, bei der Siegerehrung in der Marienschule alle Jungen und Mädchen, die am dem Sammelrennen teilgenommen haben: „Ihr habt da richtig etwas losgetreten.“

Im Kreis Euskirchen entsorgen noch viele den E-Schrott im Restmüll

Eltern, Nachbarn, Lehrer und Mitschüler seien für das Thema sensibilisiert worden. Und das ist nach Auskunft der Abfallberaterin des Kreises Euskirchen, Karen Beuke, auch dringend geboten: „Bei Stichproben haben wir festgestellt, dass bei 92 Prozent der Tonnen auch E-Schrott im Restmüll waren.“

Und da gehöre er nicht hin. Dabei werde E-Schrott kostenfrei von den Kommunen abgeholt. Wer also einen ausrangierten Kühlschrank abholen lasse, könne auch alte Handys dazulegen.

Von dort komme der E-Schrott dann zum Abfallwirtschaftszentrum in Strempt, das ihn dann einer Firma nach Hürth übergebe, die für ihr Recycling zertifiziert worden sei. Kleine Geräte könne man auch beim Einkaufen abgeben oder zum Abfallwirtschaftszentrum bringen.

Leiter der Marienschule Euskirchen ist mächtig stolz auf „gerettete“ FC-Uhr

Oder man führt die Teile, die andere entsorgen wollen, einer weiteren Nutzung zu – wie die FC-Uhr von Schulleiter Mombaur. Drei Nähmaschinen etwa, die entsorgt werden sollten, ließen die Schüler von einem Fachunternehmen reparieren. Heute tun sie ihre Dienste in einer Nähgruppe von Geflüchteten.

Auch der Bewohner eines Seniorenheims, dem das Kauen zunehmend schwerfällt, freut sich über einen Thermomix, der wohl im Müll gelandet wäre, hätten die Schüler ihn nicht „gerettet“, reparieren lassen und dem Senior überlassen. „So habt ihr euch auch noch sozial engagiert“, lobte Beuke die Schülerinnen und Schüler.

Gut 40 weitere für die Entsorgung bestimmte Teile haben die Schülerinnen und Schüler per Kleinanzeigen an den Mann oder die Frau gebracht. Denn vieles, was man nicht mehr haben will, weil vielleicht ein neues Modell viel attraktiver ist, können andere oftmals noch ganz gut gebrauchen.

Deutschland liegt weit unter den Maßgaben der Europäischen Union

Ein Handy, so Beuke, müsse ja nicht zwangsläufig nach zwei Jahren auf dem Müll landen – oder im ganz schlechten Fall über den Umweg „Graue Tonne“ in der Verbrennungsanlage. Nur 32 Prozent der Elektrogeräte würden in Deutschland richtig entsorgt, die EU fordere 65 Prozent.

„Man muss sich auch bewusst machen“, ergänzt AG-Leiterin Sperber, „dass sich in einem Handy drei Gramm Gold befinden, für die viele Kilogramm Gestein abgetragen werden müssen.“

Dass die Schüler ihre Familien, Freunde und Nachbarn dafür sensibilisiert haben, zeigt allein schon die Masse an Teilen, die womöglich noch immer in den Kellern schlummerten, wenn die 11- bis 15-Jährigen aus den Klassen 5 bis 9 nicht so engagiert gewesen wären.

„Wir haben das meistens ein paar Tage lang in der Garage gesammelt“, berichtet der elfjährige Sven, der auch Familienmitglieder eingespannt hat: „Dann haben wir das Auto vollgeladen und sind damit zur Schule gefahren.“ Hätten sie den ganzen Schrott täglich abgeliefert, wären das 20 Fahrten hin und zurück geworden, erzählt Sven. Und das sei ja auch nicht gut für die Umwelt.


Bundesweit sammelten Schüler 381.198 Elektroschrottteile

In einer vierwöchigen Aktion sammelten Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Wettbewerbs „E-Waste Race“ der gemeinnützigen Initiative „Das macht Schule“ Elektroschrott in ihrer Nachbarschaft und setzten sich dabei mit Recycling und den damit verbundenen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt auseinander.

Bundesweit sammelten 6913 Schülerinnen und Schüler von 269 Schulen 381.198 Elektroschrottteile mit einem Gesamtgewicht von 185 Tonnen.

Vor vier Wochen startete mit Unterstützung von Landrat Markus Ramers mit der Abfallwirtschaft des Kreises Euskirchen das erste E-Waste Race im Kreis Euskirchen. Entsorgungspartner war Schönmackers. Das Projekt fand erstmalig im Kreis Euskirchen statt.

Diese Schulen nahmen im Kreis Euskirchen teil

Diese Schulen im Kreis Euskirchen nahmen am Projekt teil: Gesamtschule Eifel, St.-Michael-Gymnasium, Erzbischöfliches St.-Angela-Gymnasium, Gemeinschaftsgrundschule Wichterich, Franken-Gymnasium Zülpich, Marienschule Euskirchen, Kaplan-Kellermann-Realschule, Chlodwig-Schule, Johannes Vincken-Schule, Johann-Hugo-von-Orsbeck-Schule.

Die AG der Marienschule erhielt am Donnerstag von Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, einen Gutschein für einen Ausflug zum NaturGut Ophoven in Leverkusen.

Die Teilnehmer des Bad Münstereifeler St.-Angela-Gymnasiums gewannen als Zweitplatzierte im Kreis 250 Euro, die des Franken-Gymnasiums Zülpich als Dritte 150 Euro.

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