ElektrifizierungBahnschranken auf der Eifelstrecke könnten künftig länger zu als offen sein

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Geschlossene Schranke am Bahnübergang in Satzvey führt zu Stau des Autoverkehrs.

Am Bahnübergang in Satzvey bilden sich regelmäßig Warteschlangen. Die Verkehrssituation könnte sich verschärfen, wenn sich die Schließzeiten der Schranken nach erfolgter Elektrifizierung auf bis zu 35 Minuten pro Stunde erhöhen könnten.

Die geplante Elektrifizierung der Eifelstrecke könnte auch negative Folgen für Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer haben.

Bis Ende 2026 soll die Elektrifizierung der Eifelstrecke abgeschlossen sein. Was sich zunächst einmal grundsätzlich positiv anhört für den Klimaschutz (weg von den alten Diesel-Triebwagen) und für die Fahrgäste (kürzere Fahrtzeiten und mehr Verbindungen), könnte in der Folge auch weitreichende Konsequenzen für Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer haben.

Massive Ausweitung der Schließzeiten

Überall, wo sich Bahn und andere Verkehre an Bahnübergängen in die Quere kommen, kennt man das Bild: Sind die Schranken unten, bilden sich Staus, die speziell zu den Stoßzeiten des Berufsverkehrs auch schon einmal länger ausfallen können. Wenn die Elektrifizierung der Bahnstrecke umgesetzt ist, sollen die Regionalbahnen aus der Eifel in das Kölner S-Bahn-System integriert werden. In einem dann folgenden Ausbauschritt soll es auch zu einer Taktverdichtung kommen: Alle 20 Minuten gäbe es dann eine Bahn von oder nach Köln.

Damit verbunden wäre eine deutliche Zunahme der Schließzeiten der Schranken. Schätzungen für die Ortsdurchfahrten in Satzvey und Mechernich gehen von einer halben Stunde bis 35 Minuten geschlossenen Schranken pro Stunde aus. „Die Bürger in den Orten sind dann die Leidtragenden“, sagte Hans Schmitz (SPD) in der jüngsten Sitzung des Mechernicher Planungsausschusses, als es speziell um die Verkehrssituation in Satzvey ging. Betroffen wären aber natürlich alle Orte und Anwohner entlang dieser Bahnstrecke im Kreis Euskirchen – von Weilerswist im Norden bis Nettersheim oder Dahlem im Süden.

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Güterfernverkehr auf Eifelstrecke möglich

„Die Elektrifizierung der Eifelstrecke soll primär dem Schienenpersonennahverkehr dienen“, stellt Bernd Kolvenbach klar, der als Vorsitzender der Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) in Sachen Bahn zu den „gut unterrichteten Kreisen“ gehört. „Trotzdem könnte es irgendwann einmal relevant werden, dass auf der Strecke vermehrt Güterverkehre abgewickelt werden“, so Kolvenbach weiter.

Schließlich werde mit der Elektrifizierung die infrastrukturelle Voraussetzung dafür geschaffen, dass Güterzüge auf der Strecke verkehren könnten. Gesamteuropäisch betrachtet besteht auf jeden Fall Bedarf für neue Strecken des Güterverkehrs auf der Schiene. Ausgerechnet NRW gilt als Flaschenhals auf dem Rhein-Alpen-Korridor, der wichtigsten europäischen Güterzugverbindung zwischen Rotterdam und Genua.

Regionalzug auf der Eifelbahnstrecke.

Bislang sind auf der Eifelstrecke fast ausschließlich Personenzüge unterwegs. Die Elektrifizierung schafft aber die strukturellen Voraussetzungen für den Güterverkehr auf der Strecke Köln-Trier.

Anwohner des engen Mittelrheintals zwischen Koblenz und Mainz fordern schon lange eine Entlastung von den Tag und Nacht über die Rheinstrecke donnernden Güterzügen. Könnte da nicht die Eifelstrecke in einigen Jahren als Ausweichroute genutzt werden? Die bis zur Flutkatastrophe fehlende Aussicht auf eine schnelle Elektrifizierung der Trasse zwischen Köln und Trier verhinderten bislang solche Überlegungen. „Das ist der dritte Schritt vor dem ersten“, so Bahn-Experte Kolvenbach: „Aber ausschließen kann das heute noch niemand.“ Der Euskirchener betont aber, „dass diese Überlegungen auf jeden Fall noch in weiter Ferne liegen.“

Entlastung für Ortsdurchfahrt Satzvey

Was aber kann getan werden, um Anwohner in den „geteilten“ Orten entlang der Eifelstrecke von in Zukunft wahrscheinlicher werdenden Staus vor geschlossenen Bahnschranken zu entlasten? Im Fall von Satzvey gibt es sogar zwei Lösungsansätze, die in der Sitzung des Planungsausschusses diskutiert wurden: Eine neue Autobahnauffahrt und eine Ortsumgehung.

Bereits im vergangenen Jahr habe die Stadt Mechernich erneut den Antrag an die Autobahn GmbH gestellt, bei Satzvey einen Autobahnanschluss zu bauen. Dieser soll zum einen Verkehre aus dem südlichen Raum aufnehmen, aber auch Verkehre von der Autobahn auf die Schiene bringen, wofür in Satzvey eine große Park-and-Ride-Anlage geplant werde.

„Dieser Antrag liegt zur Prüfung im Verkehrsministerium“, teilte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick mit. Und er habe seiner Einschätzung nach gute Chancen auf eine Verwirklichung. Satzvey werde dadurch ganz konkret entlastet, so Schick weiter.

Die Fraktionsgemeinschaft von SPD und Linken hingegen forderte, der seit vielen Jahren geforderten Ortsumgehung eine höhere Priorität einzuräumen. Dem widersprach die CDU-Mehrheit im Ausschuss: „Wir sollten uns die Chance auf den Autobahnanschluss dadurch nicht selbst torpedieren. Erst die Auffahrt, dann kümmern wir uns um die Umgehung“, so Günter Kornell (CDU).

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