Staatsschutz ermitteltIsraelische Flagge vor dem Rathaus in Mechernich geschändet

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Die Reste einer israelischen Flagge, die an einem Fahnenmast vor dem Rathaus in Mechernich hängt, ist zu großen Teilen verbrannt. Daneben ist eine ukrainische Fahne zu sehen.

Eine erst am Vortag von der Stadt Mechernich vor dem Rathaus gehisste israelische Flagge ist in der Nacht zum Freitag von Unbekannten in Brand gesetzt worden. Der Staatsschutz der Polizei Bonn hat die Ermittlungen aufgenommen.

In Mechernich herrscht Entsetzen über einen israelfeindlichen Anschlag, den Unbekannte in der Nacht zum Freitag am Rathaus verübt haben.

Als Hausmeister Rainer Schulz am Freitag um 6.45 Uhr zum Dienst kommt, kann er seinen Augen kaum trauen: Von der israelischen Flagge, die er erst am Vortag samt einem Trauerflor an einem Fahnenmast vor dem Rathaus an der Bergstraße gehisst hat, sind nur noch Reste übrig. Unbekannte haben die Fahne in der Nacht in Brand gesteckt.

Auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ist entsetzt. „Ich verurteile diesen Angriff auf unser Zeichen der Solidarität aufs Schärfste.“ Erst am Donnerstag war die Flagge vor dem Rathaus, wo bereits seit dem vergangenen Jahr auch eine ukrainische Flagge weht, aufgezogen worden.

„Leider ist es ja auch schon in anderen Städten zu Angriffen auf Symbole des Staates Israel gekommen – von daher war es vielleicht nicht ganz unerwartet, dass es zu Reaktionen kommt“, sagte Schick im Telefonat mit dieser Zeitung: „Ich bin aber sehr enttäuscht darüber, dass es hier bei uns in Mechernich dazu gekommen ist.“

Staatsschutz hat noch keine Hinweise auf Mechernicher Täter

Die Stadt Mechernich hat Anzeige wegen des Delikts erstattet. Beamte der Kreispolizei Euskirchen sicherten vor dem Rathaus Spuren und nahmen die Reste der in großen Teilen verbrannten israelischen Fahne als Beweisstück mit. Der Staatsschutz der Polizei Bonn hat die Ermittlungen übernommen.

Eine Polizeibeamtin steht an einem Einsatzfahrzeug. Reste einer in Brand gesetzten israelischen Flagge liegen davor auf dem Boden.

Die Reste der in Brand gesteckten Fahne wurden von Beamten der Polizei als Beweismittel gesichert. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

„Der Tatzeitraum liegt zwischen 16 Uhr am Donnerstag und 6.45 Uhr am Freitag, und ja: Die Fahne ist wirklich in Brand gesetzt worden“, bestätigte ein Sprecher der Bonner Behörde. „Derzeit liegen uns keine Zeugenhinweise vor – wir haben noch keinen Ermittlungsansatz“, so der Sprecher weiter. Der Fall aus Mechernich sei der erste antiisraelische Vorfall seit Kriegsbeginn im Kreis Euskirchen.

Mechernich: Stadt organisiert Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht vom 9. November

Stadtrat Gerd Altmeier (Die Grünen), der mit dem Vorschlag, die israelische Flagge als Zeichen der Solidarität mit dem israelischen Volk vor dem Rathaus zu hissen, an die Mechernicher Verwaltungsspitze herangetreten war, zeigte sich ebenfalls bestürzt: „Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, dass so etwas in Mechernich passiert“, sagte der Satzveyer.

An einem Fahnenmast hängt eine israelische Fahne. Sie ist mit einem Trauerflor geschmückt.

Am Donnerstag wurde die israelische Fahne mit Trauerflor vor dem Mechernicher Rathaus gehisst.

„Auch vor dem Hintergrund der geplanten Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am 9. November in Mechernich ist diese Tat sehr kritisch zu betrachten“, so Altmeier.  Dem stimmt auch Rainer Schulz zu, der sich neben seiner Arbeit im Rathaus privat im Initiativkreis „Forschen-Gedenken-Handeln“ in Kommern engagiert und bereits mehrere Stolperstein-Verlegungen in seinem Heimatort organisiert hat. „Im Frühjahr des kommenden Jahres erwarten wir 27 Nachfahren jüdischer Bürger Kommerns zur nächsten Stolpersteinverlegung. Wir müssen abwarten, ob dies in der geplanten Form stattfinden kann“, so Schulz.

Ratsherr Geld Altmeier: „Wichtig, dass wir klar und deutlich Position beziehen“

„Wir werden als Stadt wieder eine israelische Flagge anschaffen, müssen aber noch abstimmen, ob wir sie wieder in gleicher Form präsentieren“, sagte Bürgermeister Schick. „Vielleicht kann man die Fahne ja an der Balustrade des Rathaus-Balkons befestigen“, schlug Altmeier vor. Dort wäre sie auf jeden Fall besser geschützt.

„Aber ob man auf diese Weise verhindern kann, dass es zu weiteren Beschädigungen oder Schmierereien kommt, kann ich auch nicht sagen“, so Altmeier: „Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir klar und deutlich Position beziehen – da sind sich die Vertreter der demokratischen Parteien im Mechernicher Stadtrat einig.“

Das Thema Antisemitismus müsse auf jeden Fall wieder viel intensiver in der Gesellschaft behandelt werden, betonte Schick: „Ganz allgemein in den Schulen, aber auch im Bereich der Migrantinnen und Migranten, die zu uns kommen und in Deutschland bleiben wollen.“

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