Initiativkreis aus EttelscheidIn Schleiden eine Menschenkette für die Demokratie gebildet

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Teilnehmer einer Menschenkette zwischen Verteilerkreis und Olefbrücke in Schleiden. Einige haben Plakate dabei.

Entlang der B 265 stellten sich zwischen Verteilerkreis und Olefbrücke am Samstag rund 200 Schleidener Bürger zu einer Menschenkette auf.

Schleidener Bürger trafen sich erneut, um gegen rechts zu demonstrieren. Der Initiativkreis bildete sich aus einer Nachbarschaftsaktion.

Ein deutliches Bekenntnis für Demokratie und gegen rechte Gesinnung gaben am Samstagnachmittag in Schleiden rund 200 Teilnehmer einer Menschenkette ab, die sich zwischen Kreisverkehr und der Olefbrücke am Alten Rathaus bildete. Rund eine Stunde blieben die Menschen dort, bis sich die verschiedenen Gruppen allmählich auflösten.

Ähnlich wie bei der spontanen Mahnwache vor drei Wochen, die in Schleiden am Kriegerdenkmal stattgefunden hatte, war die Initiative zu der Aktion wieder aus Ettelscheid gekommen. Dort hat sich mittlerweile der „Initiativkreis Heidersberg“ gebildet. „Als ich die erste Demo in Schleiden angemeldet habe, bin ich zuerst zu unseren Nachbarn gegangen, um zu fragen, was die davon halten“, berichtete Gisela Pastoors.

Von zehn Haushalten, die in der Straße seien, seien sechs sofort begeistert gewesen. „Danach haben wir gesagt, wir machen das zusammen“, beschrieb sie die Entstehungsgeschichte der Gruppe.

Angst davor, dass sich historische Ereignisse wiederholen könnten

„Wir haben abends auf dem Sofa gesessen und die Berichte über die Demonstrationen gegen rechts in Deutschland gesehen“, berichtete ein Mitglied der Gruppe. Am nächsten Tag habe dann Pastoors an der Haustür gestanden und von ihrem Plan erzählt, eine Demonstration in Schleiden zu veranstalten. „Die Älteste von uns Nachbarn kommt aus dem Quark“, sagte sie selbstironisch.

Sie habe Angst, dass historische Ereignisse sich wiederholen könnten. „Was würden unsere Großeltern sagen, die damals alles mitbekommen haben? Sie hätten gesagt, macht früh genug etwas. Wehret den Anfängen!“, forderte sie. Sie wolle ein Zeichen setzen, denn die gesellschaftliche Entwicklung mache ihr Sorgen. Sie könne sich nicht daran erinnern, dass es bisher so beängstigend gewesen sei. „Ich denke, das wird nicht die letzte Aktion gewesen sein“, sagte sie und äußerte mit Bezug auf die Mahnwache in Hellenthal, deren Initiatoren nach Schleiden gekommen waren: „Man kann sich ja auch zusammenschließen.“

Viele junge Menschen bei Menschenkette in Schleiden dabei

Peter Pastoors, mit einer Trillerpfeife ausgestattet, begrüßte die Teilnehmer der Versammlung. „Ich finde es überwältigend, was aus der Aktion geworden ist“, sagte er. Er freue sich, dass die Menschen verstehen würden, worum es gehe, denn jeder sei in seiner eigenen Umgebung verantwortlich. „Wir sind Demokraten und bilden eine Menschenkette gegen rechte Parolen und Unterdrückung, damit nicht noch einmal passiert, was vor 90 Jahren geschehen ist“, sagte er. Dann forderte er die Teilnehmer auf, über die Straße zu gehen und sich zur Menschenkette aufzureihen.

Auch viele junge Menschen waren zu der Zusammenkunft gekommen. Manche der Teilnehmer hatten Plakate mitgebracht, ein großes Banner sollte den Vorbeifahrenden den tieferen Sinn der Aktion vermitteln. „Wehrt Euch, leistet Widerstand“, begannen die demonstrationserfahrenen „Omas gegen rechts“ zu singen. „Es ist schön, dass deutlich wird, dass dies nicht von irgendwelchen großen Verbänden organisiert wird“, sagte Renate Kerbst aus Wolfgarten mit Blick auf den etwas unorganisierten Charakter des Treffens.

An eine Menschenkette in Schleiden könne er sich nicht erinnern, sagte ein Mann aus Scheuren. „Ich finde es gut, dass wir demonstrieren, solange wir das können“, fuhr er fort. Gerade jetzt sei zu sehen, wie so etwas in anderen Ländern gehandhabt werde, sagte er mit Blick auf den Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Sein Rat an alle: Wählen gehen, und den rechten, aber auch den linken Rand meiden.

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