Interessante Fotos„Inventur“ bei den Wildtieren im Nationalpark Eifel

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Ein Reh schaut in eine Wildtierkamera.

Die Fotos der automatischen Kameras sind nicht immer scharf, zeigen die Tiere jedoch aus interessanten Perspektiven.

Forscher der Uni Freiburg zählen Wildtiere in deutschen Schutzgebieten und analysieren dazu Millionen Fotos - auch aus dem Nationalpark Eifel.

Manchmal passiert es, dass vor einer der im Nationalpark Eifel postierten Wildtierkameras eine ganz besondere Spezies auftaucht. Das war zum Beispiel zuletzt im Juni dieses Jahres der Fall, als eine Gruppe von mehr als 20 jungen Gänsegeiern bei einem Zwischenstopp auf der Dreiborner Hochfläche fotografiert wurde — was in der Folge zu einem bundesweiten Medienecho führte (siehe auch „Wie die Geier“ unten).

Von wissenschaftlichem Interesse sind aber auch die „normalen“ Bewohner der deutschen Nationalparke: Rothirsche, Rehe, Wildschweine, Wölfe, Luchse, Rotfüchse und viele weitere Tierarten haben Wissenschaftler der Universität Freiburg beim ersten standardisierten Monitoring der Wildtierpopulationen in zehn deutschen Großschutzgebieten gezählt.

Ein Fuchs schaut in eine Wildtierkamera.

Nicht nur Huftiere: Auch ein neugieriger Fuchs lief den Forschern vor die Linse.

Dafür verwendeten sie insgesamt 643 Fotofallen — automatische Wildtierkameras, die von 2019 bis 2020 in den neun Nationalparken Bayerischer Wald, Berchtesgaden, Eifel, Hainich, Harz, Hunsrück-Hochwald, Kellerwald-Edersee, Müritz und Schwarzwald sowie im Wildnisgebiet Königsbrücker Heide aufgebaut waren.

Künstliche Intelligenz wertet Fotos aus dem Nationalpark Eifel aus

Für ihre Berechnungen haben die Wissenschaftler über 1,2 Millionen Bilder ausgewertet. Dafür nutzten sie auch Künstliche Intelligenz (KI), um die große Menge an Daten auswerten zu können. Wie der Nationalpark Eifel mitteilt, wird dieses Monitoring seit dem 1. Juni 2023 in der Eifel und den anderen Nationalparken fortgeführt, um die vorherigen Messergebnisse mit den aktuellen Beständen zu vergleichen.

Das Fotofallenmonitoring ist Teil eines kürzlich abgeschlossenen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. Dabei sollte ein Monitoring für die Huftierpopulationen und deren Einfluss auf die Umwelt entwickelt werden. Mit Hilfe des Monitorings soll es in Zukunft möglich sein, schutzgebietsübergreifend Zusammenhänge zwischen den Populationsgrößen und der Wirkung der Huftiere auf ihr Ökosystem zu erkennen.

Das Monitoring in den Nationalparken geht in die zweite Phase

„Das Monitoring der Tierpopulationen ist eine wichtige Aufgabe in den Großschutzgebieten, da es Daten zur Entwicklung der Ökosysteme liefert und damit auch eine Bewertungsgrundlage für das Wildtiermanagement liefert“, sagt der in der Nationalparkverwaltung Eifel verantwortliche Projektleiter Sönke Twietmeyer.

In den Nationalparken startet jetzt die Fortführung des Monitorings, um Entwicklungen der Wildtierbestände im Vergleich zum Stand der ersten Projektphase nachvollziehen zu können. Dabei sollen auch die Auswirkungen der sich ausbreitenden Wolfspopulationen auf die Huftierpopulationen untersucht werden.

Ein junger Rothirsch läuft über eine Wiese.

Ein noch junger Rothirsch, aufgenommen mit einer der Fotofallen im Nationalpark Eifel.

„Seit dem 1. Juni sind bundesweit wieder 782 Fotofallen in elf Nationalparken im Einsatz, um die Bestände von Hirschen, Rehen und Wildschweinen zu erfassen“, erklärt Dr. Christian Fiderer, Projektkoordinator der Universität Freiburg.

Begleitet wird das Projekt außerdem durch drei weitere Untersuchungsgebiete in Deutschland, der Schweiz und Rumänien, wobei insgesamt 1159 Fotofallen zum Einsatz kommen.

62 Fotofallen liefern im Nationalpark Eifel Daten für die Forschung

Im Nationalpark Eifel liefern insgesamt 62 Fotofallen Daten über die Entwicklung der Bestände. In einem Jahr können die Wissenschaftler dann sagen, wie sich die Zahlen im Vergleich zur ersten Phase verändert haben. „In diesem Umfang ist das Projekt in Europa bislang einzigartig“, heißt es in der Mitteilung des Nationalparks Eifel weiter.

Ein Dachs, fotografiert von einer Wildtierkamera.

Auch nachtaktive Tiere wie dieser Dachs wurden im Nationalpark Eifel beobachtet.

Mehrere Millionen Fotos werden erwartet, die alle ausgewertet werden müssen. Um den Überblick zu behalten, wurde eine Datenbank an der Uni Freiburg eingerichtet, auf der eine automatisierte Auswertung mittels künstlicher Intelligenz stattfindet. Somit können zumindest die häufigeren Arten bestimmt werden. Bilder von selteneren Arten wie Wildkatze oder Baummarder müssen noch in „Handarbeit“ bearbeitet werde, helfen aber, das Programm zu trainieren.


Wie die Geier

Dass sich „die Medien“ manchmal wie die sprichwörtlichen Geier auf ein Thema stürzen, kommt vor. Auch diese Zeitung hat vor mittlerweile drei Wochen darüber berichtet, dass von einer Fotofalle des Nationalparks Eifel 21 durchreisende Gänsegeier aus Südfrankreich oder Spanien in der Eifel beobachtet wurden.

„Ich habe es aber bisher noch nie erlebt, dass eine unserer Mitteilungen solche Wellen in der Presse geschlagen hat“, sagt Nationalpark-Sprecherin Annette Simantke. Bundesweit werde nun seit Wochen über „Die Rückkehr der Geier in die Eifel“, das „Tierspektakel in NRW“ oder die „Tier-Sensation“ berichtet.

Ein Gänsegeier schaut in eine Wildtierkamera.

Anfang Juni wurden insgesamt 21 Gänsegeier von einer Wildtierkamera im Nationalpark Eifel fotografiert.

Radio Gong aus Würzburg vermeldete sogar: „Ausgestorbene Geier in der Eifel entdeckt“. Simantke: „In manchen Kommentaren zu den Artikeln war zu lesen, die Geier sollten hier angesiedelt werden, was natürlich nicht stimmt.“ Am Tag nach dem Foto seien die Geier bereits weitergezogen. (thw)

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