JugendparlamentJunge Weilerswister machen Politik per App

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Simon Krämer, Vorsitzender des Kinder- und Jugendparlaments, hält sein Smartphone in die Kamera. Darauf zu sehen: das Logo des Kinder- und Jugendparlaments (KJP).

Der Vorsitzende Simon Krämer präsentiert die App des Kinder- und Jugendparlaments Weilerswist

Die Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments Weilerswist machen Politik mit der App und üben sich so in Autonomie.

Sie machen Politik wie die Großen: Die jungen Politiker des Kinder- und Jugendparlaments Weilerswist sitzen auf den Drehstühlen im Saal des Rathauses, organisieren Aktionen zum Weltkindertag und beschäftigen sich mit sozialen Fragen. Etwa, ob der Kuchen umsonst sein soll oder das Geld einem Hilfsprojekt zugutekommt. Und falls das Geld gespendet werden sollte: Was ist, wenn ein Kind kommt, das gern Kuchen hätte, aber selbst kein Geld hat? Dann bekommt das Kind den umsonst. Zahlen müssen nur die zahlungskräftigen Eltern, so der Tenor.

Zwei Mädchen diskutieren. Eines sitzt, eines steht. Beide haben einen Stift in der Hand.

Die Kinder des Jugendparlaments diskutieren wie die Großen

Das Jugendparlament in Weilerswist braucht keinen Schriftführer

Auf der „Wegwisch-Tafel“ stehen die Programmpunkte für den Weltkindertag: „Wettessen, Sackhüpfen, Dosenwerfen.“ Alles, was an der Weißwandtafel steht, werde nachher ins Protokoll aufgenommen, erklärt der 14-jährige Vorsitzende Simon Krämer. Doch einen Schriftführer, der all die Ideen mitschreibt, gibt es nicht. 

Ein Mädchen und zwei Jungs sind über Dokumente gebeugt. Das Mädchen schreibt.

Alle Kinder beteiligen sich an den Entscheidungsprozessen.

Den brauchen die Kinder auch nicht. Denn für solche Aufgaben hat das Kinder- und Jugendparlament eine App. Simon Krämer zieht sein Handy aus der Hosentasche. Neben einigen Apps, die auf dem Gerät kaum eines Jugendlichen fehlen, gibt es da auch eine App namens „KJP“: weißer Grund, schwarze Lettern im Graffiti-Stil, im Vordergrund ein Megafon. Es ist die App des Kinder- und Jugendparlaments.

Die App wird auch als Soziales Netzwerk genutzt

Wenn die Versammlung vorbei ist, fotografiere die Koordinatorin Keri Wetter die Notizen an der Tafel ab und stelle sie anschließend in der App online. Doch werden dort nicht nur Sitzungsergebnisse protokolliert und Dokumente für die Vollversammlung hochgeladen (Tagesordnungspunkte: Pausenhof der Joseph-Schaeben-Schule, Spielplätze in Weilerswist Süd). Auch als Social Network wird sie genutzt.

Eine Hand hält ein Smartphone. Auf dem Display steht: „Das Pumptrack-Projekt geht voran“.

In der KJP-App wird alles dokumentiert wie zum Beispiel das Pumptrack-Projekt.

Simon Krämer scrollt und bleibt hängen an dem Post: „Fünf Mitglieder sind am Wochenende zum Workshop unter Palmen gefahren. Schaut euch das Video an, um zu erfahren, wie es gelaufen ist.“ „Wir kommunizieren alles hierüber“, sagt er. Auch untereinander unterhalten sie sich über die App. Den Messenger Whatsapp bräuchte eigentlich keiner der jungen Politiker. Die Koordinatorin sagt: „Die Kommunikation der Kinder über die App klappt toll. Sie haben außerdem einen Direktzugang zu allen Themen und die digitale Kommunikation gehört zur Sprache der Kinder.“

Bevor es eine App gab, waren die Kinder weniger autonom

Sophie Schmidt ist schon seit der Gründung im Jahr 2020 Mitglied im Kinder- und Jugendparlament. Sie erinnert sich auch noch an die Zeit ohne App: „Das war blöd.“ Wichtige Informationen das Parlament betreffend, habe sie immer erst spät mitbekommen – über Eltern und Lehrer. So habe sie von Treffen teilweise erst an dem Tag erfahren, an dem sie stattfanden.

Sophie Schmidt und Simon Krämer halten mit ausgestreckten Armen ein Tablet und ein Smartphone in die Kamera

Sophie Schmidt und Simon Krämer präsentieren die App des Kinder- und Jugendparlaments Weilerswist auf dem Tablet und dem Smartphone

Alles sei immer von oben nach unten kommuniziert worden und wieder zurück. „Die Kommunikationswege waren einfach zu lang.“ Auch Rückfragen habe sie nie stellen können, nicht selten seien Kinder nicht erschienen, weil die Eltern versäumt hatten, ihnen Bescheid zu sagen.

„Heute müssen wir unsere Eltern nicht mehr fragen“, sagt sie. „Ja, wir fragen sie nicht mehr, wann Termine stattfinden, sondern informieren sie darüber“, pflichtet Simon Krämer bei. Und Sophie Schmidt findet, dass es beim Kinder- und Jugendparlament genau darum ginge, dass die Kinder Dinge selbst in die Hand nehmen. Sei es der eigene Terminkalender, oder sei es Politik für die Kinder der Gemeinde Weilerswist.

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