Markenbild mit Turm und SwistDarum ist Weilerswist wie eine Schachtel Pralinen

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Das Bild zeigt den Swister Turm aus der Luft. Im Hintergrund ist Weilerswist zu erkennen.

Der Swister Turm ist ein Hauptbestandteil des neuen Logos der Gemeinde Weilerswist. Das andere ist wahlweise die Swist oder die Erft.

Die Weilerswister Bürgermeisterin Anne Horst hat ein Markenbild entwickeln lassen. Ein Leitbild ist das nicht – der Rat hat ihr das untersagt.

Die Gemeinde Weilerswist ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt. So oder so ähnlich hätte es wahrscheinlich Filmheld Forrest Gump formuliert. Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst sprach bei der Vorstellung des neuen Markenbilds der Gemeinde ebenfalls immer wieder von Pralinen.

Davon habe Weilerswist einige zu bieten: eine vielfältige Kita-Landschaft, florierendes Gewerbe, Kultur, Naherholung oder einen Pumptrack. „Viele kennen Weilerswist nur vom Autobahnschild“, sagte die Verwaltungschefin. Weilerswist sei aber eben mehr – beispielsweise eine Gemeinde im Grünen.

Studierende arbeiten für Gemeinde Weilerswist unentgeltlich

Für die vorhandenen Pralinen habe man eine schöne Verpackung benötigt. Und nicht, wie Horst es formulierte, eine „alte Schachtel.“ Diese laut Horst „unverwechselbare und attraktive“ neue Schachtel haben Studierende der Hochschule Rhein/Main in Wiesbaden für die Gemeinde entwickelt. Während ihrer Semesterarbeit „Leitbild für die Gemeinde Weilerswist“ kreierten die Studierenden nicht nur ein neues Logo, sondern auch eine Wortmarke. Beides banden sie in die neue Markenidentität der Gemeinde ein.

Bei der Vorstellung des gelben Turms, an dem ein blauer Fluss vorbeifließt, nutzte die Bürgermeisterin nicht einmal das Wort „Leitbild“. Die Gründe: zu einem Leitbild gehört mehr als ein Logo. Und die Entwicklung eines Leitbildes ist der Verwaltungschefin vom Gemeinderat untersagt worden. „Die Mitglieder des Rates haben einstimmig beschlossen, in dieser Ratsperiode das kommunalpolitische Leitbild nicht voranzutreiben. Das zu akzeptieren, fällt mir schwer, vor allem im Hinblick darauf, dass Fördergelder häufig nur mit einem Leitbild zu haben sind“, so Horst.

Die Studierenden haben herausgefunden, dass die Swist der längste Bach in Deutschland ist. Das ist natürlich ein schönes Alleinstellungsmerkmal.
Anne Horst, Bürgermeisterin von Weilerswist

„Hinzu kommt, dass die Ausarbeitung der Studierenden die besten Ansätze dafür liefert. Die Entscheidung ist getroffen und für das kommunalpolitische Leitbild habe ich mich daran zu halten. Als Verwaltungschefin kann ich aber entscheiden, ob ein Verwaltungsbild ausgearbeitet wird.“

Und genau das hätten die Studierenden gemacht – unentgeltlich. Die Umsetzung kostet jetzt aber Geld. Schließlich muss das neue Logo beispielsweise auf die Homepage, auf Briefbögen, auf den Briefkasten oder auch auf die Türschilder im Rathaus. Die Summe betrage aber nicht mehr als 7500 Euro netto, sagt Horst. So hoch ist in Weilerswist nämlich die Summe, über die die Bürgermeisterin verfügen darf, ohne den Rat um seine Zustimmung bitten zu müssen.

Das Bild zeigt Bürgermeisterin Anne Horst vor dem Rathaus. Sie zeigt auf das Plakat mit dem neuen Logo, das an der Fassade befestigt ist.

Die Gemeinde Weilerswist hat ein neues Markenbild. Bürgermeisterin Anne Horst präsentiert den Swister Turm sowie Erft und die Swist am Rathaus.

Das Logo hebe die beiden Hauptmerkmale der Gemeinde hervor: den Swister Turm und die Swist. Wahlweise könne man sich auch die Erft in das Logo denken. Aber: „Die Studierenden haben herausgefunden, dass die Swist der längste Bach in Deutschland ist. Das ist natürlich ein schönes Alleinstellungsmerkmal“, so Horst. Damit sei Historie, Kultur und Dynamik in einem Bild vereint.

Das Logo steht aber nicht allein, sondern hat auch einen Claim (Slogan) erhalten. Laut Horst haben sich die Studierenden an einem Wortspiel abgearbeitet. In Weilerswist sei man nämlich entsprechend nicht am Puls der Zeit, sondern „Am Swist der Zeit“. „Dadurch, dass man stutzt, erregt es Aufmerksamkeit. Je öfter man es liest, umso besser finde ich es“, sagte die Bürgermeisterin.

Weilerswist: Leitmarke soll nicht mit Leitbild verwechselt werden

Sie habe es spannend gefunden, wie der Blick der Studierenden von außen auf die Gemeinde gewesen sei. Die gewählten Farben sollen im folgenden Schritt unterschiedlichen Bereichen innerhalb der Verwaltung zugeordnet werden, um die visuelle Wiedererkennung zu erhöhen.

Mit der neuen Leitmarke, aber auch der damit verbundenen Umsetzung innerhalb der Verwaltung sei ein beanstandeter Punkt aus der externen Organisationsuntersuchung ansatzweise erfüllt. „Die uneinheitliche Ausstattung in den Verwaltungsräumen war kritisiert worden. Normalerweise hätte ich darauf nicht zuerst mein Augenmerk gerichtet. Vor allem, da die Finanzen nicht ausreichen, um alle Büros mit neuen, einheitlichen Möbeln auszustatten. Aber ich dachte mir, bevor die kostenfrei erstellte Markenidentität Staub ansetzt, kann sie zumindest für ein zeitgemäßes Erscheinungsbild nach innen und außen sorgen.“

Weilerswist: Wort-/Bildmarke soll bei  Gewinnung von Fachkräften helfen

Geht es nach Alexander Eskes, Erster Beigeordneter der Gemeinde Weilerswist, wird die neue Wort-/Bildmarke auch bei der Gewinnung von Mitarbeitern helfen. „Für uns ist ein solches Markenbild sehr wichtig, weil wir im Wettbewerb stehen, wenn es um die Besetzung von Arbeitsplätzen geht – Stichwort Fachkräftemangel“, sagte der Erste Beigeordnete: „Wir als Gemeinde müssen uns da anders positionieren, als das in der Vergangenheit der Fall war. Wir müssen einen Wiedererkennungswert schaffen und den haben wir jetzt.“

Die Mitarbeiter der Verwaltung seien vor einer Woche über das neue Logo und das neue Erscheinungsbild informiert worden, sagt Bürgermeisterin Anne Horst. Einiges sei aus organisatorischen Gründen im Vorfeld ausgearbeitet worden, so dass in den vergangenen Tagen bereits einige Bereiche umgestaltet werden konnten.

Ab Dienstag würden nicht nur interne Unterlagen mit der neuen Wort-/Bildmarke versehen sein, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde über das neue Erscheinungsbild informiert werden, versichert Horst. Die Verwaltungschefin sagt aber auch: „Mir ist klar, dass es teils noch ein weiter Weg ist, um die neue Markenkompetenz auch zu leben. Aber der Anfang ist gemacht.“

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