NeugestaltungZülpich macht den Park am Frankengraben zur städtischen „Climaanlage“

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Blick auf die aktuellen Grünflächen des Parks, im Hintergrund die Wohnhäuser am Frankengraben.

Der Park am Zülpicher Frankengraben soll neu und klimafreundlicher gestaltet werden.

Eigentlich sollte der Park am Frankengraben erst 2029 umgestaltet werden. Doch da Fördermittel übrig sind, geht die Stadt das Projekt jetzt an.

Wilde Obstbäume, Blumen- und Kräuterwiese, weniger Versiegelung – der Park am Frankengraben in Zülpich soll neu gestaltet werden. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig beschlossen.

Eigentlich sollte dies im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts für die Innenstadt geschehen. Die Maßnahme war allerdings erst für das Jahr 2029 eingeplant. Nun aber hat die Stadt über das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ für den Umbau von Römerallee und Kölnstraße als Klimaachse Fördermittel in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt bekommen.

So viel Geld benötige die Stadt dafür aber nicht, berichtete Stadtplaner Christoph Hartmann im Ausschuss. Etwas mehr als eine halbe Million Euro, die bis Ende 2026 abgerufen werden muss, sei quasi übrig. Nach einem entsprechenden Ratsbeschluss im September hat die Stadt sich entschieden, in Abstimmung mit der Bewilligungsbehörde dieses Geld in die Neugestaltung des Parks am Frankengraben zu investieren. Ein Förderantrag sei bereits gestellt, so Hartmann. Aktuell hänge der aber aufgrund der bundespolitischen Haushaltsdebatte noch in der Warteschleife.

Eine naturnahe Wildobst- und Klimabaumwiese für Zülpich

Nichtsdestotrotz stellte Clemens Esser vom Landschaftsarchitekturbüro Esser aus Rheinbach, das mit der Planung der Neugestaltung beauftragt wurde, dem Ausschuss nun schon die Pläne für den Park vor. „Climaanlage“ hat die Stadt das Projekt getauft. Es sollen vor allem viele Bäume gepflanzt werden. „Eine naturnahe Wildobst- und Klimabaumwiese“ solle entstehen, heißt es in den Unterlagen. Dazu soll es eine große Blumen- und Kräuterwiese geben.

Die Wege sollen schmaler werden und nicht mehr mitten durch die Fläche führen. Vor der Stadtmauer sollen Mispeln und wärmeliebende Kräuter gepflanzt werden. Eine Reihe hoher Bäume soll den Weg künftig von der viel befahrenen Straße Frankengraben abgrenzen. Dazu komme eine insektenverträgliche Beleuchtung, und der Spielplatz werde attraktiviert, berichtete der Vertreter des Landschaftsarchitekturbüros: „Das ist die insektenfreundlichste Art, solch eine Fläche zu gestalten.“

Diskutiert wurde im Ausschuss über die richtige Beleuchtung

Die Pläne kamen bei den Parteien grundsätzlich gut an. Während die Grünen Bedenken wegen der Beleuchtung und deren Auswirkungen auf Insekten anmeldeten, betonten CDU und UWV, dass diese nicht zu spärlich ausfallen dürfe, um das Sicherheitsgefühl der Parkbesucher zu stärken.

Die Grünen monierten zudem, dass für die Abgrenzung zur Straße hin als Bepflanzung Silberlinden vorgeschlagen wurden. Diese seien in Zülpich nicht heimisch, man solle lieber auf die Winterlinde setzen. Esser widersprach. Silberlinden gebe es hier durchaus und sie seien robuster gegen den Klimawandel. Grundsätzlich könne man aber über die Baumart noch sprechen.

Der Landschaftsarchitekt stellte gleichzeitig auch die Pläne für einen Umbau der Wegeverbindung zwischen Frankengraben und Von-Lutzenberger-Straße vor. „Die vorhandene Verbindung durch die Stadtmauer entspricht aufgrund erheblicher funktionaler und gestalterischer Mängel nicht den aktuellen Standards und ist nicht barrierefrei“, hieß es dazu in der Vorlage. Deshalb will die Stadt sie neu gestalten. Das Geld dafür soll aber aus einem anderen Fördertopf kommen, berichtete Hartmann. Der Antrag sei ebenfalls bereits gestellt.

Künftig solle man, aus der Stadt kommend, direkt auf den Brunnen im Park am Frankengraben zulaufen, erläuterte Esser die Pläne. Insgesamt soll die Höhe der Wegeverbindung um 50 Zentimeter abgesenkt werden, so dass die Rampen auf beiden Seiten nicht mehr so steil und damit barrierefreier sind. Zudem sollen die Wände links und rechts des Weges begrünt werden. Esser schlug dafür Clematis vor.

Den Plänen für die Umgestaltung des Parks und der Wegeverbindung gab der Ausschuss einstimmig sein Okay.


Eine Schlupfpforte in der Zülpicher Stadtmauer

Die Bequemlichkeit siegt – so könnte man wohl den Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses zum Mauerdurchbruch an der Brauersgasse überspitzt zusammenfassen. Denn die Mitglieder stimmten mit großer Mehrheit für die etwa einen Meter breite und zwei Meter hohe Schlupfpforte, die künftig den neuen Parkplatz an der Nideggener Straße mit der Brauersgasse verbinden soll.

Etwa 44 Meter Fußweg sparen sich Besucher der Zülpicher Innenstadt dadurch künftig. Zum Mühlenberg und damit zu Kirche, Museum und Burg sei die Verkürzung noch deutlicher, so Stadtplaner Christoph Hartmann. Eine Verkürzung der Wege schaffe mehr Akzeptanz für den Parkplatz. Schließlich wolle man mit dem neuen Parkplatz den Verkehr, der bisher in die Innenstadt fahre, reduzieren.

Ein Abschnitt der Zülpicher Stadtmauer verläuft an einer Straße entlang.

In dieses Stück der historischen Stadtmauer von Zülpich wird eine Schlupfpforte gebaut, um den Fußweg zu einem neuen Parkplatz zu verkürzen.

Begeistert von diesen Plänen waren allerdings nicht alle Ausschussmitglieder. Kritik kam von den Grünen und Dieter Bus (Die Partei). Bus sagte: „Wir machen alle Bewegungen, um die Stadtmauer zu erhalten – und dann machen wir einen Durchbruch?“ Er schlug vor, das Geld lieber in die Sanierung des Quirinusweges zu stecken, der sich etwa 80 Meter von dem neuen Parkplatz entfernt an der Nideggener Straße befindet und zum Mühlenberg führt. Hartmann zeigte sich von dem Vorschlag überrascht. Der Fußweg über den Quirinusweg sei für Parkende auf dem neuen Parkplatz deutlich weiter.

Auch die Grünen stellten infrage, ob der Durchbruch am neuen Parkplatz wirklich das Geld wert sei. Die etwas längere Strecke über das Münstertor sei Besuchern durchaus zuzumuten, erklärte Bernd Schürbaum.

CDU, FDP und UWV befürworteten die Pläne der Stadt. Die SPD zeigte sich unentschlossen. Und so wurde das ganze Projekt bei vier Gegenstimmen (drei von den Grünen und eine von der SPD) sowie einer Enthaltung (SPD) angenommen. Dieter Bus stimmte am Ende trotz seiner Bedenken für den Umbau. (jre)

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