Chaos vor Leverkusener GrundschuleÜberfüllte Busse und Elterntaxis in gesperrter Straße

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Zwei Autos in einer für den Verkehr gesperrten Straße

Trotz des Verbotsschildes fahren Autos am Montagmorgen in die Merziger Straße rein und raus.

Erster Schultag in Leverkusen: Am Ausweichquartier der GGS Morsbroicher Straße gab es Ärger mit Elterntaxis und vollen Bussen.

Es ist noch nicht einmal acht Uhr morgens und Bernhard Marewski schäumt schon vor Wut. 14 Striche hat der Bürgermeister bereits auf seinem Notizzettel. 14 Verstöße gegen das Einfahrtverbot in die Merziger Straße, das ab Montag, 7. August, werktags von 7 bis 8.30 Uhr gilt. Seit dem ersten Schultag des Schuljahres 2023/24 ist hier die GGS Morsbroicher Straße in den ehemaligen Flüchtlingscontainern untergebracht, während ihre Schule im Schlebuscher Zentrum grundsaniert und ausgebaut wird.

Blick auf die Schulcontainer

Die GGS Morsbroicher Straße ist – nach aktuellem Planungsstand – bis 2026 an der Merziger Straße, danach soll die Waldschule die Container als Ausweichstandort nutzen.

Das Ergebnis seiner Zählung zum Ende des gleitenden Schulbeginns um 8:30 Uhr: 37 verbotene Einfahrten von der Saarbrücker Straße in die Merziger Straße, dazu weitere aus der Mettlacher Straße, die er nicht genau zählen konnte. Dem gegenüber hat Marewski lediglich 14 Halte in der Hol- und Bringzone registriert, von der aus der Schuleingang nur wenige Meter entfernt und ohne Straßenüberquerung zu erreichen ist. Ernüchternd. 

Schulleiterin versucht zu vermitteln

Vermutlich wären noch mehr Elterntaxis in die Merziger Straße eingebogen, wenn nicht Schulleiterin Martina Klumpe-Engelmann gegen 8:15 Uhr im strömenden Regen persönlich auf die Straße gegangen wäre, um Eltern anzusprechen. „Das ist ja sehr löblich“, kommentiert Marewski. „Aber sollte eine Schulleiterin nicht am ersten Schultag nach den Sommerferien im Schulgebäude präsent sein und ihre Schülerinnen und Schüler begrüßen?“

Vertreter von Stadt und Ordnungsdienst waren zumindest nicht sichtbar präsent, um einzugreifen.  Im Nachhinein gibt eine Stadtsprecherin auf Nachfrage zu, dass es „zeitweise zu unübersichtlichen Situationen“ gekommen sei und die Verkehrsüberwachung des kommunalen Ordnungsdienstes sich die Situation in den nächsten Tagen noch genauer anschauen und gegebenenfalls „nachjustieren“ werde.

Stadt will Elterntaxis vor Schulen vertreiben

Elterntaxis zumindest vor dem unmittelbaren Schulzugang zu vertreiben, ist seit vielen Jahren ein Anliegen der Stadt. So gilt zum Beispiel auch an der Opladener Wiembachallee ein Durchfahrtsverbot zu Schulbeginn der KGS Remigiusschule. Denn der Autoverkehr gefährdet jene Schülerinnen und Schüler, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad der Schule nähern. Auch Verkehrsexperten betonen immer wieder die Notwendigkeit, Kinder zumindest eine kleine Teilstrecke des Schulweges alleine zurücklegen zu lassen, damit sie lernen, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.

Bernhard Marewski

Bernhard Marewski zählt Autos – und ist sauer.

An fehlenden Informationen seitens der Schule kann es nicht gelegen haben: Eltern wurden per E-Mail ausführlich über die Verkehrsregelungen informiert, inklusive eines dringenden Appells der Schulleiterin, sich daranzuhalten und nach Möglichkeit ganz auf das Auto zu verzichten. Eine Information der direkten Anwohner in der Waldsiedlung allerdings vermisste Mareweski. Nachdem die Verwaltung auf seine Anregung nicht reagiert hatte, hat der Bürgermeister am Freitag kurzerhand selbst Handzettel in die Briefkästen geworfen. „Dabei habe ich in einigen Gespräche erfahren, dass die Anwohner Verständnis für die Bedarfe der Schule haben. Aber sie wären gerne einbezogen worden.“

Zu Fuß kommen am Montag auch viele der Schlebuscher Grundschüler von drei verschiedenen Bushaltestellen aus unterschiedlichen Richtungen auf die Schule zu. Eine besonders große Gruppe kommt von der Haltestelle Mozartstraße, es sind jene Kinder, die die eigens zu diesem Zweck verlängerte Sonderlinie E12 aus Richtung Engstenberg und Leimbacher Berg genommen haben. „Den Bus nehme ich nie wieder“, sagt ein achtjähriges Mädchen beim Aussteigen. „Das war so voll.“

Den Bus nehme ich nie wieder. Das war so voll
Eine Grundschülerin

Tatsächlich bestätigen begleitende Eltern unzumutbare Zustände: „Der Bus war eigentlich schon voll, als wir am Leimbacher Berg zugestiegen sind“, sagt eine Mutter, schon da gab es keine Sitzplätze für die Kinder mehr. Aber danach standen noch an vielen weiteren Haltestellen wartende Kinder, alle wurden in den Bus gequetscht. „Zwischendurch ließen sich die Türen überhaupt nicht mehr schließen.“ Ihrem Sohn sei bei dem Gedränge schlecht geworden, eine ältere Schülerin habe ihm dann netterweise einen Sitzplatz angeboten.

Kinder steigen aus Bus aus

Viele Kinder kommen mit der E12, die heillos überfüllt ist.

Die E12 startet in Blecher und sammelt auch Schülerinnen und Schüler aus Glöbusch, Edelrath und Engstenberg auf, die zur Gesamtschule oder dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium unterwegs sind. Hier endete die Linie früher, für die Auslagerung der Grundschule wurde sie ohne weiteren Zwischenstopp zur Haltestelle Mozartstraße verlängert. Allerdings ohne die Platzkapazität anzupassen.

Das will die Wupsi direkt korrigieren, verspricht Sprecherin Kristin Menzel auf Nachfrage: „Die E12 war am Montag zu voll, deswegen werden wir hier ab Dienstag einen Gelenkbus einsetzen.“ Zu den verschiedenen Linienbussen, die jetzt auch von Grundschulkindern genutzt werden, habe es bislang keine negativen Rückmeldungen gegeben, die Situation werde aber ausgewertet. 


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