Zwischen Satire und ErnstDie Leichlinger Weibs-Bilder präsentieren ihr neues Programm

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Aufführung der Weibs-Bilder Leichlingen.

„Alles hat(k)ein Ende“: Das neue Programm der Weibs-Bilder steht und kam jetzt erstmals auf die Bühne.

Die Weibs-Bilder aus Leichlingen haben ein neues Programm – und das bewegt sich einmal mehr vielfältig zwischen Satire und ernster Gesellschaftskritik. 

Die Weibs-Bilder aus Leichlingen holen mit einem neuen Programm zum nächsten Schlag gegen die Missstände in der Welt aus. Es trägt den „Alles hat (k)ein Ende“, was sowohl eine erleichternde als auch beunruhigende Aussage sein kann. Und was dabei schnell klar wird: Das Team der Weibs-Bilder hat sich von aktuellen Themen inspirieren lassen. Es hat einmal mehr etwas Realsatire ins Programm genommen. Und darüber hinaus haben sogar reale Erlebnisse ihren Weg in selbiges gefunden.

Leben schreibt die besten Sketche

So nimmt die Truppe beispielsweise das Klischee der angeblich seit jeher desaströsen Verbindung zwischen „Frau und Auto“ auf die Schippe. Der Grund hierfür: Eine der Akteurinnen hatte in einer früheren Situation tatsächlich ständig ihr Auto abgewürgt, während hinter ihr ein Mann in seinem Wagen gewartet hatte, ungeduldig geworden war und ohne Unterlass angefangen hatte, zu hupen – wovon die Dame irgendwann genug gehabt hatte: Sie war aus ihrem Auto gestiegen, hatte sich zu dem ungeduldigen Zeitgenossen gesellt und vorgeschlagen: „Lassen sie uns die Rollen tauschen: Sie fahren – und ich hupe“. Und solch eine Steilvorlage aus dem Alltag konnte beim Erstellen des neuen Programms natürlich nicht ignoriert werden.

Streit um die KI - Höllenbrut oder himmlisches Geschenk

Aber auch Themen, die tatsächlich zum Nachdenken anregen und ernst sind, machen das neue Programm aus. Da ist etwa die Sache mit der KI, der Künstlichen Intelligenz: Auf der Bühne streiten sich dazu Engel und Teufel in den entsprechenden Gewandungen darum, ob diese KI nun eine gefährliche Errungenschaft sei oder doch die Antwort auf viele Fragen der Menschheit darstelle. Wobei auch das Ensemble auf die Frage, ob die Technik nun der Himmel geschickt hat oder ob sie geradewegs aus der Hölle kommt, keine abschließende Antwort parat hat. Eher ist es wohl wie bei so vielen Dingen: Ein verantwortungsbewusster Umgang ist das A und O. 

Geschichte wiederholt sich

Neben KI und Klischees spielt auch die Historie eine Rolle im neuen Kabarettprogramm der Weibs-Bilder: Als Nachrichtensprecherin verlas eine der Darstellerinnen mehrere Meldungen über Vergangenes und Gegenwärtiges – und wie alles zusammenhängt und sich wiederholt: So kam es während des Zweiten Weltkriegs zu Flüchtlingsbewegungen, da viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Im August 1955 wurde ein Programm aufgesetzt, das Gastarbeiter aus dem umliegenden europäischen Ausland nach Deutschland holen sollte Es gab schließlich so viel Arbeit zu erledigen – und so wenig Menschen, die sie erledigen konnten. 2015 schließlich kam es erneut zu einer Flüchtlingswelle und dem Aufbranden rechter Gesinnung, während heute der Ruf nach Fachkräften aus dem Ausland, die dringend benötigt werden, wieder lauter wird. Ergo: Es gibt so viel Arbeit, aber niemanden, der sie verrichtet. So wiederholt sich Geschichte. Und die Weibs-Bilder lassen inmitten aller Ironie und Satire eine ernsten, eindringlichen Appell an die Verantwortung aller Menschen ab, sich bei der kommenden Europawahl für die Demokratie und gegen die braune Gesinnung zu stellen.

Aufführung der Weibs-Bilder.

Satire und ernste Gesellschaftskritik wechseln sich bei den Weibs-Bilder ab.

So wurde auch Erich Kästner, der selbst den Krieg und die Vernichtung erlebt und bereits zu seiner Zeit eine Antwort parat hatte, ins Programm aufgenommen: Sein Gedicht „Fantasie von Übermorgen“ beginnt mit den Worten: „Und als der nächste Krieg begann, da sagten die Frauen: „Nein“ und schlossen Bruder, Sohn und Mann fest in der Wohnung ein…“ Der eindeutige Aufruf der Weibs-Bilder ist eindeutig: Nie wieder!“

Das vergessene Witzhelden

Neben globalen Themen haben zuletzt indes auch lokale das Team der Darstellenden umgetrieben, denn: Auch Leichlingen hat ja so einige Dinge zu bieten, mit denen die Bevölkerung nicht ganz so einverstanden ist. Im Höhendorf Witzhelden können sie ein Liedchen davon singen: Wichtige Projekte wie die Butterküche, der neue Busbahnhof oder auch der bereits vor Jahren beantragte Zebrastreifen bleiben weiter ein Wunschtraum. Es wirkt gar so, als hätte die Verwaltung die Menschen in Witzhelden fast vergessen. 

Alle Texte sind selbstgeschrieben

Alle Sketche sowie die Texte zur Musik schreibt das Team der Weibs-Bilder übrigens selbst. Im September bis Oktober sammelt die Gruppe stets ihre Ideen. Dann geht es ans Schreiben. Zu Beginn der Proben im Januar stehen dann stets gut 90 Prozent des Programms. Die restlichen zehn Prozent bleiben erstmal offen, denn: Man lässt noch Raum für die ganz aktuellen Themen.

Auf der Bühne stehen beim neuen Programm Christiane Bornmann, Martina Dietrich, Gabi Pulm, Ina Siegers-Schmitt, Carmen Simon, Roswitha Süßelbeck und Klaus Triebel. Am Klavier sitzt Jörg Siebenhaar. Einen Ausschnitt ihres Programms präsentieren die Weibsbilder am 14. Juni in Leichlingen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest – ebenso wenig wie weitere Aufführungen. Alle Infos dazu gibt es auf der Internetseite (www.weib-bilder.de).

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