Hotel und RestaurantEngelskirchens Rat beschließt Umbau des Ründerother Bahnhofs

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Eine Visulisierung zeigt den Bahnhof Ründeroth, wie er nach der Sanierung aussehen kann. Vor dem Gebäude sitzen Menschen auf der früheren Laderampe an Tischen und Stühlen, Passanten gehen vorbei.

Ideen für den Bahnhof Ründeroth.

Aus dem Schandfleck soll ein Hingucker werden: Die Gemeinde Engelskirchen entwickelt den Bahnhof Ründeroth jetzt selbst.

Essen und Trinken im früheren Güterschuppen, Schlafen über der früheren Wartehalle: Der Engelskirchener Gemeinderat hat am Mittwochabend den Weg frei gemacht für eine Entwicklung des Bahnhofs Ründeroth.

Die Gemeinde soll den heruntergekommenen Bahnhof zu einem Hotelrestaurant entwickeln und verpachten. Das sei „eine der dringendsten Aufgaben, die wir als Verwaltung vor der Brust haben“, sagte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, als er den Tagesordnungspunkt aufrief.

Außenansicht des Bahnhofsgebäudes in Ründeroth.

So sieht der Bahnhof derzeit noch aus.

Grund für die Dringlichkeit: Der Bahnhof Ründeroth ist ein Knotenpunkt für die Gemeindeentwicklung. Wanderer auf dem Bergischen Panoramasteig kommen hier durch, genauso wie Bahnfahrende an Bord der Regionalbahn 25 nach Köln und Meinerzhagen. Dazu Touristen, die das geplante Höhlenerlebniszentrum besuchen wollen.

Mobilitätspunkt im Aggertal

Bislang gehört der Bahnhof der gemeindeeigenen Entwicklungsgesellschaft Engelskirchen (Ege). Eigentlich hatte die das Objekt entwickeln sollen. Allerdings: Das wäre für die Gemeindetochter nicht wirtschaftlich möglich gewesen, denn sie kommt nicht an die nötigen Fördertöpfe ran und kann auch nicht auf zinsgünstige Darlehen hoffen.

Nun springt die Gemeinde ein, kauft das Gebäude von der Ege, entwickelt es selber und sucht anschließend einen Pächter. Millionen-Investition Rund 3,5 Millionen Euro soll das Projekt kosten, lautet eine erste Schätzung, die Architekt Ralf Rother im Rat vorstellte. Eingerechnet seien Kaufpreis und bisherige Kosten. Durch die Kalkulation mit Förderprogrammen sei das dann wirtschaftlich möglich.

Neues Restaurant für Ründeroth

Die Entscheidung im Rat fiel bei zwei Gegenstimmen aus der CDU-Fraktion klar für das Projekt aus. „Das ist ein ganz typischer Punkt der Gemeindeentwicklung“, hatte zuvor Wolfgang Brelöhr (SPD) für ein positives Votum geworben.

Der frühere Wartesaal wird zu einer Hotel-Lobby umgebaut.

So könnte die Hotel-Lobby aussehen.

Was aus dem jetzt leerstehenden Gebäude nebst Güterschuppen werden kann, stellte Ralf Rother ebenfalls vor: Geplant ist ein Hotel mit 24 Betten in 13 Zimmern, ein Restaurant auf 250 Quadratmetern mit Wintergarten und eine Wohnung. 960 Quadratmeter Nutzfläche soll es in dem Objekt geben, hat Rother ausgerechnet.

Geplant ist ein Hotel mit 24 Betten

Inzwischen ist das Gebäude innen bereits in den Rohbau zurückversetzt worden. Die Planer konnten sich so bereits ein umfassendes Bild vom baulichen Zustand des Hauses machen. „Die Substanz ist gut, es lohnt sich in das Objekt zu investieren“, zog Rother das Fazit.

Das Ergebnis solle in jedem Fall dem Denkmalschutz und der exponierten Lage Rechnung tragen. Der Bahnhofscharakter bleibe erhalten. Zwei Beispiele: Die großen Schiebetore des Güterschuppens bleiben erhalten und werden verglast. Dahinter und davor im Außenbereich findet die Gastronomie Platz.

Skizze zum Umbau des Bahnhofs Ründeroth.

Die Pläne stellte der Engelskirchener Architekt Ralf Rother nun im Gemeinderat Engelskirchen vor.

Auch der bisherige Wartesaal, wo Fahrgäste einst das Billett am Schalter kauften, bleibt erhalten: Hier soll die Hotel-Lobby entstehen.  Neben dem Gebäude wird der gesamte Bahnhofsbereich in Ründeroth entwickelt: „Direkt zur Jahreswende fangen wir mit Arbeiten zur Mobilstation und der Umgestaltung der Ladestraße an“, sagte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus im Rat. Was noch fehlt, ist der barrierefreie Zugang zu den Bahngleisen, den die Deutsche Bahn neu planen muss.


Von Recklinghausen nach Oberberg

Aus Recklinghausen stammt das Ründerother Bahnhofsgebäude ursprünglich. Der 1883 in Ründeroth wieder aufgebaute Bahnhof stand ursprünglich im Ruhrgebiet und war nach dem Standardplan für Dorfbahnhöfe in Preußen errichtet worden.

Ende des 19. Jahrhunderts setzte das Königreich Preußen den Ausbau seines Bahnnetzes fort. Dazu zählte auch ab 1884 die neue Bahnstrecke von Siegburg nach Ründeroth, wo noch ein Bahnhofsgebäude fehlte, das kurzerhand von Recklinghausen ins Aggertal transloziert wurde.

Es sei seines Wissens der „einzige Bahnhof im Rheinland, der an zwei verschiedenen Strecken gestanden hat“, berichtete Architekt Ralf Rother im Gemeinderat zur Historie des Gebäudes. Nach weiteren Verwendungen als Gaststätte und schließlich auch Schießstand der Schützen stand das Gebäude lange leer, 2015 kaufte die Entwicklungsgesellschaft Ege das Gebäude. Informationen zur Geschichte des Bahnhofs hat Bahn-Enthusiast Burkhard Thiel aus Ratingen auf seiner Internetseite zusammengetragen. 

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